Panta rhei – alles fliesst, nichts bleibt, nichts verharrt.
Brigitte Jäggi Rektorin Gym Muttenz 2023, Foto: Daniel Nussbaumer
von Brigitte Jäggi
Eigentlich sind wir uns fast alle im Klaren, dass es so, wie es ist, nicht bleiben kann. Das veränderte Klima, die Verteilung der Güter, der Bildung und der Nahrung ist ungerecht. Wir müssen zwingend etwas ändern, damit alle Menschen ein lebenswertes Leben führen können. Damit alle Zugang zu Nahrung, Bildung, medizinischer Versorgung, Hygiene haben. Rein theoretisch sehen wir das ein. Wenn nun aber die Frage nach der Umsetzung dieser hehren Ziele kommt, wird es schwierig, sehr schwierig. Wir müssten uns verändern, wandeln. Aber wie? Und wer?
Stellen Sie sich vor, im Jahre 2073, also in 50 Jahren, wird Ihr Kühlschrank stets automatisch gefüllt mit den immer gleichen Dingen, Ihr Kleiderschrank meldet, nachdem dieser sich selbst mit den meteorologischen Daten abgeglichen hat, was Sie gerade tragen sollen, und Ihr Device erinnert Sie an Ihre sozialen Verpflichtungen: der passende Glückwunsch und der ebenso passende Blumenstrauss werden selbständig verschickt – Brave new world! Brave new world? Von Brigitte Jäggi, Rektorin (Foto: Nu)
«Die Gegenwart einer Krise geht immer mit einer neuen Zukunft schwanger.» Markus Gabriel, deutscher Philosoph, 2020
Erinnern Sie sich? Vor nicht allzu langer Zeit war das Verhüllungsverbot in aller Munde. Man konnte sich mit den Unterschieden zwischen dem Niqab, dem Tschador und der Burka beschäftigen und inwieweit ein Schleier das ganze Gesicht oder nur einen Teil verhüllen durfte oder gar nicht. Und an welchen Orten im Land man ein Verbot anstrebte und wo das Verbot Wirklichkeit wurde. Nicht ganz unlogisch, dass gerade dort, wo kaum mit einer verhüllten Frau zu rechnen war, am ehesten ein Verbot gefordert wurde. So geschehen im Kanton Tessin. Tatsächlich ist es seit der Einführung des Verhüllungsverbots dort kaum je zu einer Busse gekommen. Möglicherweise waren damit die wenigen, die den Süden der Schweiz besuchen wollten, abgeschreckt. Schöner ist jedoch die Anekdote, dass in arabischen Ländern die Reiseempfehlung gemacht wurde, man solle in den verbotenen Zonen der Schweiz doch anstelle des Schleiers eine Hygienemaske tragen.
Was für eine ungewöhnliche Zeit, auch für die Schulen! Die einen beschwören bereits jetzt die verheerenden Folgen für unsere Jugendlichen und befürchten, sie würden noch lange unter den Folgen des Fernunterrichts leiden. Die andern wähnen sich bereits in der Zukunft, in welcher der Computer in der Arbeitswelt und an den Schulen einen zentralen, wenn nicht dominierenden Platz einnimmt. Wahrscheinlich liegt die Wahrheit, wie immer, in der Mitte.„Was wir gelernt haben“ weiterlesen →
von Brigitte Jäggi, Rektorin; Foto: Daniel Nussbaumer
Alexander von Humboldt ist in aller Munde: Vor 250 Jahren wurde das Universalgenie geboren und man erinnert sich an seine biologischen, geologischen, meteorologischen, geografischen, ethnologischen, kartografischen und agronomischen Studien. Dabei ist diese Aufzählung nicht einmal vollständig und vielfach war Humboldt zusätzlich bemüht, seine Erkenntnisse auch in die Praxis umzusetzen. So verbesserte er als Bergmeister die Arbeitslage der Arbeiter und entwickelte eine Grubenlampe. „Humboldts Vermächtnis: die gymnasiale Bildung „ weiterlesen →
Gott, Geld und grenzüberwindendes Gestrüpp: Campione
von Brigitte Jäggi, Rektorin (Fotos: Christoph Ritter)
Liebe Schülerinnen und Schüler
Liebe Leserinnen und Leser
Campione d’Italia ist ein kleiner Ort, der, wie der Namenszusatz sagt, zu Italien gehört, jedoch von der Schweiz völlig umgeben ist. Der Ort dürfte eine gewisse Bekanntheit haben, weil dort das grösste Kasino Europas steht, und er dürfte noch etwas bekannter geworden sein, weil dieses Kasino im vergangenen Jahr Konkurs gegangen ist. Obwohl Campione zu Italien gehört, gilt hier der Schweizer Franken als Hauptwährung. Und wer italienische Autonummern sucht, tut dies vergebens, denn alle Autos sind mit Tessiner Kennzeichen versehen. Das Telefonnetz ist schweizerisch, was zur Folge hat, dass man von Italien aus, um nach Italien zu telefonieren, eine schweizerische Vorwahl tippen muss. Zur Komplizierung der Verhältnisse dürfte beitragen, dass Campione zwei Postleitzahlen besitzt, eine schweizerische (6911) und eine italienische (22060). Dass Campione für Selbständigerwerbende als Steueroase gilt, sei hier nur der Vollständigkeit halber bemerkt. Bei so viel Verflechtung ist es beinahe nebensächlich, dass, territorial gesehen, Campione d’Italia eine schweizerische Enklave bzw. eine italienische Exklave ist, so, wie es weltweit noch Dutzende Enklaven oder, je nach Blickwinkel, Exklaven gibt. „Grenzüberwindungen „ weiterlesen →
Sie stehen früh auf, um die schulischen Zyklen zu planen und zu leiten: Rektorin Brigitte Jäggi und ihre Kollegen in der Schulleitung
von Brigitte Jäggi, Rektorin (Foto: Nu)
Der diesjährige Nobelpreis für Medizin ging an drei amerikanische Forscher, welche die Ursache des Tag-Nacht-Rhythmus entdeckt hatten. Was dabei physiologisch geschieht, wurde nicht am Menschen erforscht – das Objekt der Untersuchungen war die Fruchtfliege (Drosophila melanogaster), aus der die Forscher ein Gen isolierten, dessen Protein den Tag-Nacht-Rhythmus steuert. „Bewegen wir uns im Kreis?“ weiterlesen →
Reden, wie einem der Schnabel gewachsen ist – das ist keine Kunst. Ob einem jemand lange dabei zuhören möchte? Der Unterschied zwischen freiem Sprechen und gutem Reden liegt im Bewusstsein für die Sprache. Und wie erlangt man dieses Bewusstsein? Indem Sprache, auch die Muttersprache, systematisch gelehrt und gelernt wird. Orthographie, Grammatik und Syntax, aber auch die richtige Anwendung von Stilmitteln schärfen das Bewusstsein für eine adäquate Sprache. Nicht von ungefähr sind wir dann Handelnde, wenn wir unserer Sprache mächtig sind, das Gegenteil davon wäre passive Sprachlosigkeit. „Sprache ist mehr als tausend Worte!“ weiterlesen →
Vor ungefähr 50 Jahren machte man sich erstmals Gedanken über das „lebenslange Lernen“. Hinter diesem Konzept stand ein bemerkenswerter Sachverhalt: Der Verlust der Lehrhoheit von Schule und Universität. Lernen ist nicht mehr auf eine bestimmte Lebensphase beschränkt und an eine bestimmte Institution gebunden. „Lernen im Labor des Lebens“ weiterlesen →
Vielen Menschen gefällt ihr Spiegelbild nicht. Ihnen genügt offenbar nicht, was ihnen von der Natur mitgegeben wurde. Und was kann man dann tun? Optimieren! Muskeln lassen sich aufbauen, ohne oder eher mit Präparaten, aber auch Lippen lassen sich aufbauen – mit Implantaten. Einige sind auch nicht zufrieden mit ihrem intellektuellen Leistungsvermögen – also steigern sie ihre Konzentration und Denkfähigkeit durch Hirndoping. „Ego-Optimierung versus Weltverbesserung?“ weiterlesen →
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