
von Daniel Nussbaumer (Text und Fotos)
Elektromagnetische Wellen strömen durch die Luft und klatschen in Brigitte Jäggis Gesicht. Die Rektorin schleudert sie weg, direkt auf die Frontlinse meiner Kamera. Jetzt tut das Objektiv seine Arbeit: Es bündelt in verschiedenen Linsen die Wellen aus Licht und projiziert Brigitte Jäggi, auf dem Kopf stehend und spiegelverkehrt, auf 36x24mm Sensorfläche im Gehäuse. Mit dabei alles, was im eingestellten Bildwinkel liegt, auch unseren Besucher von der Schweizerischen Akademie der Naturwissenschaften (SCNAT), den Molekularbiologen Marc Creus, mitsamt der Innenausstattung unseres Chemielabors. Der Kamerasensor nimmt die Szene nicht als analoges Bild auf, sondern zerlegt mit Millionen von Halbleitersensoren die kurzen und langen Wellen zuerst in einzelne Pixel und dann in Abermillionen von Nullen und Einsen. Der Prozessor wandelt diesen digitalen Code wieder um und spielt mir das Bild aufs Display. In meinem Kopf wiederholt sich ein ähnlicher Vorgang wie zuvor in der Kamera. Die Lichtwellen aus dem Display prallen auf mein Auge, passieren die Pupille und gelangen in die Linse, die sie bündelt und auf die Netzhaut spiegelt. Zapfen und Stäbchen picken sich die passenden Lichtwellen heraus und leiten sie über den Sehnerv als elektrisches Signal in mein Gehirn. Dieses interpretiert das Signal und konstruiert daraus ein Bild, das Abbild eines Bildes einer Szene, die vielleicht so stattgefunden hat – meine Wahrnehmung von Wirklichkeit. … MINT ist Kultur und Kultur ist MINT
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