
von Timo Kröner (Text) und Daniel Nussbaumer (Fotos)
Die Welt der Naturwissenschaften ist eine rationale Angelegenheit. Das zeigen schon die ganzen Apparaturen, die sich in den Labors unserer Schule befinden. In die Reagenzgläser kommen genau abgemessene Mengen Flüssigkeit, die Bunsenbrenner erhitzen diese bis zu jener Temperatur, bei der eine Reaktion ausgelöst wird. Und all die Messer, Pipetten und Waagen müssen mit äusserster Feinheit und genauem Wissen darum behandelt werden, was sie wie abmessen müssen. Eine nüchterne, eine rationale Arbeit. Aber wie wir jetzt, nachdem wir in diese Welt der Labors eingetaucht sind, wissen, kann frau diese Arbeit nicht ohne Herz machen. Und dieses Herz haben wir bei unserem Besuch im dritten Stock gleich dreimal schlagen hören. Aber der Reihe nach.
Wenn unsere Schüler*innen in den zweiten Klassen die Praktika in den Naturwissenschaften im Stundenplan stehen haben, dann macht ihr Herz sicher einen Sprung, denn sie wissen, was das bedeutet: Labor statt Klassenzimmer, Experimente mit Elementen statt Arbeitsblätter mit Aufgaben, Versuch statt Vortrag, kurz: ein Hauch von echtem Forscherdasein.
Dass das alles so perfekt organisiert stattfindet, ist Verdienst der Assistentinnen der Naturwissenschaften. Sie unterstützen die Lehrpersonen bei den praktischen Elementen im Unterricht und bei den Praktika. «Was vielen nicht klar ist: Die Lehrer könnten ihre Arbeit nicht machen, wenn wir nicht im Hintergrund alles organisieren würden», sagt Nicole Heuss. Sie und Heidrun Peter unterstützen am Gymnasium die Lehrpersonen in den Fächern Biologie und Chemie. In den Praktika der Schwerpunktfächer begleiten sie die Lehrpersonen im Unterricht, in den Praktika in den Grundlagenfächern bereiten sie die Materialien auf Bestellung der Lehrpersonen vor. Madeleine Fringeli bereitet Unterricht und Praktika für die Lehrpersonen an der FMS vor- und nach, und zwar für beide Fächer.
Daneben beschaffen sie Materialien, vom Reagenzglas bis zur tiefgefrorenen Tigerpython. Sie erledigen die Büroarbeit und bereiten die Versuche mit den Lehrpersonen nach. Hier entdecken wir das erste Herz, ein Schweineherz, das im Biounterricht seziert werden wird. Wir sehen drei davon in den Händen von Nicole Heuss auf dem Foto.
Alle drei sind aufgrund ihrer Berufsbiografie bestens vorbereitet für diese vielfältigen Aufgaben an unsere Schule gekommen. Madeleine Fringeli hat Biologie-Laborantin gelernt und bei Sandoz und dann bei der Novartis in der Immunologie-Forschung gearbeitet. Nach dem Abschluss der Höheren Fachprüfung und einer Erziehungspause hat sie 2015 bei uns in der Schule angefangen. Nicole Heuss hat in der Ciba-Geigy Biologie-Laborantin gelernt und dort in verschiedenen Forschungs-Bereichen gearbeitet. Sie hat die Stelle 2015 ebenfalls aus familiären Gründen gewechselt. Heidrun Peter hat 20 Jahre lang an einem privaten katholischen Gymnasium in Hamburg dieselbe Arbeit gemacht wie bei uns und ist 2014 nach Muttenz gekommen. Dass diese Stationen eine ideale Vorbereitung auf die Arbeit bei uns waren, verdeutlicht die Episode mit der Schlange.
«Es het drei Daag lang in mim Auto töödelet!», betont Madeleine Fringeli. Klar, wenn man darin auch eine seit drei Jahren tote Tigerpython bei 36° transportiert! Als wir bei unserem Gespräch die Herkunft jener Schlange ansprechen, deren Skelett und Haut im dritten Stock allen bekannt sein dürften, wird die Stimmung plötzlich noch ausgelassener, als sie es eh schon war. Die Schlange wurde für ein Projekt während der Wahlfachwoche 2017 gebraucht. Doch woher bekommt man eine tote Tigerpython? Das arme Tier war mit anderen Leidensgenossinnen in einem Zoo gestorben, nachdem dort aufgrund eines Stromausfalls die Klimaanlage ausgefallen war. Ein Tierpräparator hat sie dann aus diesem Zoo erworben und tiefgefroren gelagert. Dort hat Christine Baader die Schlange aufgespürt und besorgt – mit den oben beschriebenen Konsequenzen. Also sind wir schon über das zweite, leider nur in der Erinnerung hallende, aber olfaktorisch äusserst präsente Herz gestolpert, das sezierte Herz der toten Tigerpython.
Aber nein, nicht alle Herzen, die hier vorkommen sollen, schlagen nicht mehr. Das grösste Herz – Und das ist uns erst nach diesem Gespräch in den eher nüchternen Labors so wirklich klar geworden, auch wenn wir es insgeheim längst gewusst haben! – schlägt überall in diesen Räumen. Es ist die ruhige und umsichtige Herzlichkeit der Assistentinnen, die den Betrieb auch unter widrigen Umständen – Wer will schon, dass eine tote Schlange das eigene Auto verpestet?!? – am Laufen halten. Wenn sie von ihrem Arbeitsalltag sprechen, merkt man, welche Freude ihnen die Arbeit macht:
«Ja, unbedingt liebe ich meinen Arbeitsplatz! Es ist ein sehr befriedigendes Gefühl, wenn die Schüler*innen mit dem arbeiten und das umsetzen können, was man selbst vorbereitet hat. Ich schaue auch immer, wie etwas im Unterricht funktioniert. Wenn etwas nicht so läuft, wie wir uns das vorgestellt haben, dann können wir etwas ändern.» Heidrun Peter
«Der Bezug zu den Schülern macht unsere Arbeit sehr lebendig.» Nicole Heuss
«Ich gehe am liebsten in die Birs und hole dort Plattwürmer. Das sind die, die unter den Steinen kleben», betont Madeleine Fringeli, die für das Labor in der FMS allerhand Tiere organisiert und betreut, vom Gecko eben bis zu den selbst gejagten Plattwürmern.
Und auch in ihrer Freizeit sind alle sehr gerne in der Natur, sei es im Garten zum Arbeiten, in den Bergen zum Wandern, im Wald zum Laufen und wie Heidrun Peter in der Welt der Bücher zum Entspannen. Dass unsere Labors in solch kompetenten und begeisterten Händen liegen und von so strahlender Herzlichkeit erfüllt werden, ist ein grosses Glück, das wir gerne so lange wie möglich konserviert wissen wollen.
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