Wählen ist ein Geschenk

Am 22. September 2023 fand am Gymnasium Muttenz der Polithalbtag statt. Genau einen Monat vor den Nationalrats- und Ständeratswahlen haben sich die Parteien am Gymnasium Muttenz mit einem Parteien-Basar und auf einem Podium vorgestellt. Mit dieser geballten Ladung an politischem Wissen können unsere Schülerinnen und Schüler der dritten FMS- und Gym-Klassen am kommenden Sonntag ihre gut begründete Wahlentscheidung treffen.

Text: Schülerinnen und Schüler der Klasse F3b, Timo Kröner
Fotos: Lucas Linder, Noemie Lüthy, Anina Zahn

Politische Bildung ist ein zentrales Anliegen unserer Schule. Daher veranstaltet die Fachschaft Geschichte seit einigen Jahren im Vorfeld von Wahlen und Abstimmungen Diskussionsveranstaltungen zu aktuellen Themen, einmal mehr mit dem gemeinnützigen Verein Discuss-it.

Organisatorisch war der Vormittag in zwei Zeitschienen aufgeteilt: Ein Teil der Schüler*innen hat zuerst den Parteien-Basar in Schulzimmern und dann ein Diskussions-Podium im Foyer besucht. Der andere hat es andersherum gemacht: zuerst zum Podium, dann auf den Basar. So haben wir die grosse Menge an Schüler*innen gut durch die vielen Veranstaltungen geführt.

Alle dritten Klassen, sowohl der Maturaabteilung wie auch der FMS, haben einen halben Tag lang Politik hautnah und live erlebt. Auf dem Parteien-Basar begegneten die Lernenden Vertreterinnen und Vertretern von Parteien direkt. Die EDU, EVP, FDP, GLP, Grüne, Mitte, SP und SVP hatten dafür einen eigenen Stand eingerichtet. Dort konnten sie sich den Klassen vorstellen und mit ihnen diskutieren. Auf dem Podium debattierten Vertreter*innen der Parteien über die beiden wichtigen Themen unserer Zeit, Migration und Klimapolitik. Auf dem ersten Podium von 08:45 Uhr bis 10:15 Uhr waren die SP, GLP, FDP und SVP vertreten. Auf dem zweiten Podium von 10:40 bis 12:15 die Grünen, die EVP, die Mitte und noch einmal die SVP. Moderator war Lars Franzelli von Discuss-it.

Die Klasse F3b hat stellvertretend für alle beteiligten Klassen ihre unterschiedlichen Beobachtungen und Erkenntnisse von diesem Polithalbtag in den folgenden Texten formuliert:

„Auf dem Parteienbasar haben wir unter anderem die Grünliberale Partei besucht: Sie vertritt eine mittlere bis linke Position. Sie setzt sich für den Klimaschutz, eine liberale Wirtschaft als Standortvorteil und die Gleichstellung aller Lebensmodelle ein. Ausserdem ist ihnen die Stärkung der Bildung und Forschung ein wichtiges Anliegen. Innerhalb des Bazars wussten sie über die Bildungsmöglichkeiten und allfällige Schwierigkeiten Bescheid und setzten sich für eine praxisorientiertere Ausbildung ein. In Bezug auf die Migration sieht die GLP das Erhalten eines Schweizer Passes als derzeit zu kompliziert an. Sie möchten diesen Prozess in Zukunft vereinfachen und in der Schweiz geborenen Kindern das Erlangen des Schweizer Passes vereinfachen.“ (Joy und Hannah)

„Als wir am Stand der EDU waren, haben uns die beiden Vertreter der Partei ihre Positionen und Meinungen geschildert. Sie haben betont, dass sie klar gegen Abtreibung sind und dass es nur zwei Geschlechter gibt. Insgesamt waren ihre Aussagen sehr konservativ und christlich geprägt.“ (Alisha)

Die Mitte sieht sich als die Partei der Lösung an, indem sie vor allem Kompromisse zwischen den streitenden Parteien findet, um somit einen besseren Zusammenhalt der Schweizer Bevölkerung zu gewährleisten. Wir fragen die Vertreter der Mitte auch zu konkreten Themen: Auf unsere Frage zu den Krankenkassenprämien antworteten sie, indem sie uns ein Video zeigten, wie viel Geld man als Einwohner pro Jahr zahlt. Sie erklärten es uns so: «Du schaust dieses Video an und pro Sekunde /Minute zahlst du jeweils so viele Franken». Zudem setzt sich die Mitte stark für eine chancengerechtere Bildung ein. Die Partei möchte dadurch die finanziellen Lasten für die berufliche oder schulische Ausbildung dämmen und dafür die Stipendien stärken. Für uns als Pädagogik-Klasse war interessant, dass die Mitte das System der Niveaueinteilung ändern möchte, sodass die Primarlehrperson nicht das Kind in das Sek-Niveau einteilt, sondern dass die vom Kind erbrachten Leistungen oder ein Einstufungstest Grundlage für die Einteilung ins richtige Niveau sind.“ (Alen)

„Der Workshop «Wie wählt man?» gab uns einen hervorragenden Einblick in unser Wahlsystem und erklärte uns, wie man die Kandidaten für die Nationalratswahlen wählt und welche Optionen erlaubt sind. Allgemein muss man sich bewusst sein, dass der Nationalrat 200 Sitze zu vergeben hat. Wie viele Sitze jedem Kanton zu Verfügung stehen, wird anhand der Bevölkerungszahl gerechnet. So hat der Kanton Zürich aktuell starke 36 Sitze, während andere Kantone wie Basel-Landschaft gerade mal 7 Sitze haben. Es gibt vier Arten, wie man wählt: Wenn ich eine Partei wählen möchte, kann ich die Parteiliste so lassen, wie sie ist. Wenn ich bemerke, dass mir jemand nicht gefällt, kann ich diese Person von der Parteiliste durchstreichen und jemanden von einer anderen Partei in die Liste hineinschreiben (panaschieren). Wenn mir jemand besonders gefällt, kann ich dieser Person zwei Stimmen geben, indem ich einen anderen Kandidaten streiche und den Namen des von mir bevorzugten Kandidaten ein weiteres Mal hinschreibe (kumulieren). Dann gibt es die blanke Liste, bei der man die Kandidaten, die von egal welchen Parteien stammen, nach seiner eigenen Wahl aufschreiben kann.“ (Alen)

„In der ersten Podiumsdiskussion waren die Parteien FDP, SP, SVP und GLP vertreten. Die Themen waren Umweltschutz und Migration. Besonders spannend war der Zusammenschluss der Parteien SP, FDP und GLP gegen die SVP. Dabei überzeugte die SP mit ihren Argumenten am meisten. Die Argumente SVP wiederholten sich manchmal. Es war schön, wie auch das Publikum miteinbezogen worden ist. Bei künftigen Podien wäre es aber gut, wenn es länger gehen würde, weil man nicht vertieft genug über die Themen diskutieren konnte. Aber wir konnten uns durch das Podium eine bessere Meinung über die Parteien bilden und ihre Positionen besser einordnen.“ (Letizia)

Auch die Podiumsdiskussion in der zweiten Zeitschiene, die ich selbst besucht habe, war sehr spannend. Der Moderator Lars Franzelli hat sehr gut durch die spannende und teils kontroverse Diskussion geführt, deren Motto „Respect“ er ganz am Anfang ausgegeben hatte. So stellte er sicher, dass auch die gegensätzlichsten Meinungen sachlich vorgetragen wurden. Auf dem Podium diskutierten Sarah Andrea Regez (SVP), Silvio Amando Faeri (Mitte), Andrea Heger-Weber (EVP) und Michael Durrer (Grüne BL) zu den Themenblöcken Klima/Umwelt und Migration. Sie bezogen zu pointierten Statements Stellung, mit denen der Moderator gekonnt verschiedene Aspekte der Themen abdeckte, wie zum Beispiel: „Stärkerer Umweltschutz sollte nicht zu Lasten des Wirtschaftswachstums gehen.“ / „Die Schweiz hat zu wenig erneuerbare Energien. Sie sollen stärker gefördert werden – auch auf Kosten des Naturschutzes.“ / „Es braucht klare Verbote. Deshalb sollen Flüge bis 500 Km verboten werden.“ Zu den Themenblöcken konnten sich auch die Schülerinnen und Schüler äussern, und sie haben von dieser Möglichkeit reichlich Gebrauch gemacht. Sie gaben zu den einzelnen Themen mit der App Mentimeter ihre Meinung ab und „wählten“ am Schluss ihre Partei.

Aus Sicht der Fachschaft Geschichte sind die dritten Klassen, die vom Alter her jetzt zum ersten Mal wählen dürfen, nach diesem Tag hervorragend darauf vorbereitet, am 22. Oktober wählen zu gehen. Und vergessen wir nicht, wie es Moderator Lars Franzelli so schön sagte: „Wählen ist ein Geschenk.“

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