Meine Zukunft an der Uni Basel – ein Chatprotokoll

Spätestens ab der vierten Klasse beschäftigen sich viele Schüler:innen der Maturabteilung mit der Studienwahl. Die Fülle an Universitäten ist gross, das Angebot an Studiengängen vielfältig. Welches Studium ist das passende? Inwiefern unterscheidet sich der Studienalltag vom bekannten Schulalltag? Welche Herausforderungen und Chancen hält das Studium bereit? Über diese Fragen hat die zukünftige Studentin Tharanky Jeyakumar mit der aktuellen Studentin Lea Vaterlaus und dem Vizerektor der Universität Basel, Thomas Grob, ein Chat-Gespräch geführt.
Chatprotokoll, hier aufgezeichnet in voller Länge von Christof Manetsch

Lea Vaterlaus besuchte von 2015 bis 2019 das Gymnasium Muttenz und nahm im Anschluss das Musikwissenschaft -und Englischstudium in Basel in Angriff. Im Dezember 2022 schloss sie das Bachelorstudium erfolgreich ab. (Foto oben links: Pia Clodi)

Thomas Grob ist Vizerektor der Universität Basel. In diesem Zusammenhang ist Grob unter anderem für die Studiengangentwicklung zuständig. Zusätzlich hat er eine Professur für Slavische und Allgemeine Literaturwissenschaft inne.

Tharanky Jeyakumar war in den letzten vier Jahren Schülerin am Gymnasium Muttenz. Sie absolvierte in diesem Sommer erfolgreich die Matur und wird im Herbst das Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Basel aufnehmen.

Entfalter (EF): Liebe Tharanky, Sie stehen kurz vor den Maturprüfungen und werden demnächst Ihr Studium an der Uni Basel in Angriff nehmen. Für welchen Studiengang haben Sie sich entschieden und wie ist es zu dieser Entscheidung gekommen?

Tharanky Jeyakumar (TJ): Ich habe mich für den Studiengang Rechtswissenschaften in Basel entschieden, da mich die Themen innerhalb des Studiums interessieren. Bei den Info-Veranstaltungen der Uni Basel habe ich mehr über den Inhalt während des Studiums erfahren. Da ich den Schwerpunkt in Wirtschaft und Recht habe, habe ich schon einiges gelernt im Rechtsunterricht. Auch die Möglichkeiten, die mir nach dem Studium offen stünden, sprechen mich dabei an.

EF: Liebe Lea, Sie waren vor ein paar Jahren in einer ähnlichen Situation. Für welchen Studiengang haben Sie sich entschieden? Sind Sie jetzt – nach dem Erlangen des Bachelor-Abschlusses – zufrieden mit Ihrer damaligen Wahl?

Lea Vaterlaus (LV): In meinem letzten Schuljahr am Gymnasium Muttenz war ich sehr unsicher, was ich studieren sollte. Englisch war meine grosse Leidenschaft, sowie die Musik und das Theater – schliesslich entschied ich mich für die beiden Studienfächer Englisch und Deutsch. Noch vor Studienbeginn an der Universität Basel absolvierte ich allerdings ein Praktikum in der Oper. Die sechswöchige Hospitanz am Theater Basel gefiel mir so gut, dass ich auf schnellstem Weg Zugang zu diesem spannenden Berufsfeld haben wollte. Ich wechselte daher das eine Studienfach von Deutsch zu Musikwissenschaft. Heute bin ich sehr glücklich über meine Wahl des Bachelorstudiums, da ich dadurch unter anderem Anstellungen beim Sinfonieorchester Basel sowie am Theater Basel erlangt habe.

EF: Lieber Herr Grob, die Studienwahl liegt bei Ihnen schon etwas weiter zurück – erinnern Sie sich noch an Ihre damaligen Überlegungen? Und welche Tipps geben Sie aktuellen Maturand:innen, das geeignete Studium zu finden?

Thomas Grob (TG): Es ist eine aufregende Zeit, wenn man sich ein Studium und einen Studienort aussucht. Ich erinnere mich recht gut daran. Auch, dass ich mich nach der Matur für ein Zwischenjahr entschieden habe, was ich zwar nie bereute, aber wovon ich dann trotz Arbeitserfahrungen und einer gewissen gewonnenen Selbstständigkeit auch irgendwann einmal genug hatte; umso mehr freute ich mich dann auf das Studium. Ich war mir sicher bezüglich der Germanistik, wollte aber noch etwas Besonderes studieren und entschied mich für die Slavistik und, da es damals ein Dreifachsystem war, Philosophie. Obwohl ich mir da nicht sicher war, blieb es dann auch dabei. Die meisten von uns waren damals wohl etwas weniger zielorientiert als heute. Doch auch heute empfehle ich allen, einen guten Mix zu finden zwischen Leidenschaft (die man manchmal noch finden muss) und ‚Vernunft‘, d.h. der Überlegung, ob man danach auch eine Tätigkeit ausüben kann, die einem gefällt. Immerhin stellt man eine Weiche fürs Leben. Man sollte das mit Freude, klarsichtig, aber ohne Angst angehen – korrigieren kann man immer noch. Doch wenn man eine Wahl getätigt hat, sollte man ihr auch eine Chance geben – es wird überall auch Unerwartetes kommen, nicht alles begeistert einen sofort. Ihnen beiden muss man das aber offenbar nicht sagen – das klingt für mich nach sehr kluger Studienwahl. Das ist schön zu hören.

EF: Tharanky, mit welchen Erwartungen werden Sie das Studium in Angriff nehmen? Auf welche Dinge freuen Sie sich und wo gibt es allenfalls Unsicherheiten? Und mit welchen Veränderungen zu Ihrer momentanen Situation (Leben als Schülerin – Leben als Studentin) rechnen Sie?

TJ: Ich gehe davon aus, dass einige, wenn nicht sogar sehr viele Barrieren auf mich zukommen werden. Beispielsweise die Prüfungsphasen, wie ich schon öfter von Studierenden gehört habe. Dabei frage ich mich, ob man erst in dieser Prüfungsphase versucht, sich alles beizubringen oder ob man als Student:in schon im Voraus arbeitet, sodass man den Stoff sozusagen nur noch zu wiederholen braucht. Zugleich träume ich schon von klein auf davon, wie cool es ist zu studieren,  neue Leute kennenzulernen und sich auszutauschen. Möglicherweise richtet sich diese Frage eher an Frau Vaterlaus. Ist es einfach, an der Uni direkt neue Leute kennenzulernen oder braucht es eine gewisse Zeit, bis man mit anderen Studierenden Kontakt aufbaut? Ich freue mich darauf, an der Uni selbstständiger zu sein als an der Schule. Doch frage ich mich, ob man erst mit der Zeit das System versteht: Wie und wann soll man lernen? Dies vergleiche ich gerade mit dem SLS, welches ich im dritten Schuljahr hatte. So etwa stelle ich mir das vor, nur noch freier. Vom Stresslevel her, der Nervosität und dem Vertrauen in Mitstudierende stelle ich mir das Ganze an der Uni viel komplizierter vor als an der Schule, da man ja nicht mehr jeden Tag die gleichen Gesichter im Klassenzimmer sieht.

EF: Liebe Lea, lieber Herr Grob. Welches sind die grössten Herausforderungen beim Übergang vom Gymnasium an die Uni, die auf neue Studierende zukommen?

LV: In der Philosophisch-Historischen Fakultät sind die Student:innen sehr selbstständig in der Zusammenstellung ihres Stundenplans. Die grösste Herausforderung war für mich deshalb erst einmal, meine Kurse so zu belegen, dass ich alle notwendigen Module auffüllen konnte. Bis zu meiner Bachelorprüfung hatte ich ständig Sorge, plötzlich irgendeinen Kurs vergessen zu haben. Meine ersten beiden Semester an der Universität habe ich durch die ganzen obligatorischen Grundkurse eher als “schulisch” empfunden – danach war die Wahl der Kurse freier. Tharanky, bezüglich deiner Frage zum Kontakt zu meinen Mitstudent:innen: Ich fand es sehr schwierig, neue Leute kennenzulernen, da bei uns jede:r einen anderen Stundenplan hatte und man sich deshalb meist nur zufällig antrifft. Im Studienfach Englisch war dies sehr ausgeprägt und ich pflege bis heute keinen engen Kontakt zu den Studierenden, in Musikwissenschaft jedoch sind wir eine ziemlich kleine Gruppe und konnten uns deshalb auch ziemlich schnell gut kennenlernen. Wenn du den Kontakt zu anderen Studierenden aber explizit suchst, findest du sicherlich schnell Anschluss – durch die Fachgruppen, den Unisport oder Veranstaltungen deiner Fakultät. Eine weitere grosse Herausforderung, die ich während meiner Studienzeit erlebte, war natürlich die Pandemie. Ich habe mein Studium im Herbst 2019 begonnen und somit meine ganze Studienzeit während der Coronazeit verbracht. Für mich selbst hatte das viele Vorteile – ich konnte mir den Weg an die Universität sparen und mich von überall in die Vorlesungen zuschalten. Da ich neben meinem Studium immer gearbeitet habe, konnte ich somit mehrere Dinge gleichzeitig erledigen. Diese Umstände haben aber sicherlich auch dazu beigetragen, dass ich an der Universität nicht wahnsinnig viele Leute kennenlernte.

TG: Seltsamerweise hat uns gerade die Coronazeit, die die Erfahrung von Ihnen, Lea Vaterlaus, so prägte, diesbezüglich vieles gezeigt, was einem vorher gar nicht so bewusst war. Dies gilt ganz besonders natürlich für die persönlichen Kontakte, die nicht nur für das persönliche Befinden (und im besten Fall für Kontakte für das ganze Leben) eine Rolle spielen, sondern auch für das Studium selbst: für den Austausch über die Gegenstände der Veranstaltungen und über die Dozierenden, um sich selbst einzuschätzen, um die Dinge einzuordnen. Gerade in Fächern mit grossen ausschlussrelevanten Prüfungen zeigte sich in der Lockdown-Zeit, dass viele sehr verunsichert waren, weil sie gar nicht wussten, wo sie standen. Vieles von diesem informellen Austausch findet ja fast unbemerkt nebenbei statt, ist aber schwer mit Planung herzustellen. So ganz von selbst wie in der Schule entsteht das Netzwerk vielleicht nicht. Kontakte knüpfen ist also sicher Rezept Nummer eins. Ein anderer Faktor ist, auch das wurde genannt, die Organisation des Studiums. Diese Herausforderung hängt extrem davon ab, in welchem Bereich man studiert – einige sind am Anfang doch sehr schulisch organisiert, bei anderen muss man sich das Programm weitgehend selbst gestalten und aufbauen. In jedem Fall gilt: Es lohnt sich, die entsprechenden Studienordnungen und -pläne und die ergänzenden Wegleitungen und Merkblätter einmal aufmerksam durchzugehen. Für alle diese Fragen gibt es – neben dem, dass man sich selbst aktiv darum kümmert – wohl nur einen Tipp: Man sollte sich bei Bedarf Unterstützung holen. Auch dazu hilft Kontakt, insbesondere auch zu etwas “älteren” Studierenden, die einem auch Tipps geben können, was man sonst noch so braucht (etwa zur Benutzung von Bibliotheken und anderen Informationsquellen). Zudem gibt es bei Unklarheiten überall auch eine fachspezifische Studienberatung. Man wird aber auch entdecken, dass alle Fächer mittlerweile auf den Webseiten sehr gute Informationen zur Verfügung stellen – da strengen sich die Bereiche viel mehr an als früher. Und vielleicht noch eine allgemeinere “Regel”: sich nicht in den Vorgaben verstricken, nicht einschüchtern lassen, sein Studium soweit es geht selbst in die Hand nehmen und nicht vergessen, was man eigentlich möchte und wo man sich inhaltlich ganz besonders engagieren will. Das Studium mit seinen vielen Anregungen soll ja eine tolle Lebensphase sein, auch wenn man sicher verschiedene Phasen durchlebt. Dazu kann man auch selbst beitragen. Vielleicht muss man dazu allerdings die eine oder andere Schüler:innen-Haltung ablegen.

EF: Kommen wir zum Thema Standort. Lea und Tharanky, war für Sie aufgrund der geographischen Nähe klar, dass Sie in Basel studieren werden? Was sprach sonst noch dafür?

TJ: Für mich war klar, dass ich an einem Ort studiere, welcher möglichst schnell erreichbar ist. Da ich in Möhlin lebe, ist Basel die Uni, die ich am schnellsten erreichen kann. Vor einiger Zeit war ich mir jedoch noch nicht sicher, ob ich Jura oder Wirtschaft studieren wollte. Läge die HSG näher bei uns und hätte ich mich doch für das BWL-Studium entschieden, wäre ich von der HSG an sich mehr angezogen worden durch deren Infoveranstaltung. In St. Gallen ist alles an einem Ort und man hat nicht das Gefühl von Unsicherheit wie in Basel, wo viele Fakultäten über ganz Basel verstreut sind. Doch nur das BWL-Studium hat mich in St. Gallen angesprochen. Mir war klar, dass wenn ich mich für Jura entscheide, ich in Basel studieren würde, da ich das Gefühl habe, dass es bei diesem Studium keine grosse Rolle spielt, wo man es in der Schweiz absolviert.

LV: Für mich war die Wahl der Universität Basel eine pragmatische. Aufgrund meines Praktikums am Theater Basel wollte ich mit dieser Institution vernetzt bleiben, und habe mich deshalb für diese Stadt entschieden. Für das Fach Musikwissenschaft war das sicherlich eine gute Wahl – in Basel ist sowohl die Szene der Neuen wie auch der Alten Musik sehr stark –, beim Studienfach Englisch hätte ich mir jedoch immer wieder mehr Nähe zum englischsprachigen Raum gewünscht.

TG: Eine typische und durchaus eine zutreffende Antwort darauf, warum man an der Uni Basel studiert, ist, dass es viel leichter ist, im Raum Basel etwas zum Wohnen zu finden als in den meisten anderen Schweizer Städten. Aber es gibt noch einen anderen Punkt, der mir mindestens so wichtig scheint: Die Bereiche hier sind meistens überschaubar, die Distanzen kurz, man kennt sich besser, oft auch über Fachgrenzen hinweg. Die Stadt (die ja auch einfach schön ist) bietet zudem auf engem Raum vieles an Möglichkeiten auch neben dem Studium. Das hat schon eine hohe Attraktivität…

EF: Ein Thema, das bei angehenden Studierenden oft auftaucht, ist das der Nebenjobs. Tharanky, welche Gedanken machen Sie sich dazu?

TJ: Bei der Infoveranstaltung in Basel habe ich die Empfehlung gehört, man solle im ersten Jahr des Jurastudiums keinen Nebenjob ausüben, der zu viel Zeit beansprucht. Momentan gebe ich in der Woche etwa sechs Nachhilfestunden und arbeite teilweise bei der Wassermann AG. Ob ich während des Studiums einen Nebenjob ausüben möchte, um selbst mein Studium zu finanzieren, habe ich mir auch schon überlegt. Nur bin ich mir unsicher, ob ich dies schon im ersten Jahr machen sollte oder erst mit der Zeit, wenn ich mich sicherer fühle mit dem Stoff an der Uni. Auch habe ich gehört, dass einige Studierenden “irgendwelche” Nebenjobs ausüben während andere Nebenjobs haben, die schon einen Bezug zu deren Studium haben, wie z.B Lea in den Musikwissenschaften. Ist es von Vorteil und einfach einen Job zu finden, welcher schon im Bereich des Studiums ist für das weitere Leben?

LV: Ich habe während meinem Studium immer gearbeitet – erst in der Buchhandlung Bider & Tanner, danach im Schauspielhaus Basel, in der Oper Basel und schliesslich noch beim Sinfonieorchester Basel. An letzteren drei Häusern bin ich auch jetzt noch und konnte mich dort weiterentwickeln. Durch meine Anstellungen konnte ich es mir im Frühjahr 2022 auch leisten, nach Basel zu ziehen. Ich muss ehrlich sagen, dass ich mein Studium im Vergleich zu meiner Arbeit immer eher in den Hintergrund gerückt habe. Gerade in der Kulturszene ist es unumgänglich, bereits während des Studiums Arbeitserfahrungen zu sammeln und Kontakte zu knüpfen. Ich würde das deshalb wieder so machen. Was Nebenjobs während des Rechtswissenschaftsstudiums angeht, kenne ich mich nicht gut aus. Ich kann mir vorstellen, dass hier der Stundenplan ziemlich kompakt ist und man berufsähnliche Jobs erst mit einem Abschluss ausüben kann. Vielleicht lohnt es sich hier deshalb, erst mal voll zu studieren und nach einem Bachelorabschluss Praktika zu machen. Sonst kann es dann schon ziemlich stressig werden mit beidem 🙂

TG: Ich denke, die Frage der Nebenjobs hängt auch jeweils von meinem Studium ab; für Mediziner:innen stellt sich die Frage anders als etwa für klassische Bereiche der Phil.Hist.-Fakultät. Insgesamt ist es nach meiner Vermutung wohl eine deutliche Mehrheit, die nebenbei arbeitet. Wenn es möglich ist, dies mit der Zeit bereits mit einem Bezug zum Studium (oder mit meinen Berufsabsichten) zu tun, ist das sogar ein Vorteil. Man muss aber auch Mass halten und sich bemühen, wenn irgend möglich das Studium als Zentrum seiner Tätigkeiten zu verstehen – sonst riskiert man, dass man doch zu lange braucht, was irgendwann auch nicht mehr motivierend ist.

Ich finde übrigens interessant, dass für Sie, Tharanky, die Infoveranstaltungen entscheidend fanden. Wir diskutieren an der Uni viel darüber, wie wichtig diese neben Social Media etc. noch sind. Können Sie etwas sagen über die Erfahrungen von Ihnen selbst oder von Kolleg:innen, was man denn als Infos braucht, um sich besser entscheiden zu können?

TJ: Man könnte versuchen, Informationen, die man so oder so im Internet findet, zu vermeiden oder sehr kurz zu halten. Denn die meisten, die an solche Veranstaltungen gehen, schauen sich die Unis und die Studiengänge im Internet schon an. Die meisten zukünftigen Studierenden würden auch gerne den Alltag als Student:in kennenlernen. Mehr über die Zukunftsmöglichkeiten würden die meisten auch gerne erfahren. Den Standort an sich zu bewerben braucht man meiner Meinung nach gar nicht, da man schon beim Weg an die Uni die Stadt erkunden kann.

EF: Lea, Sie haben eine Hospitanz vor dem Studium erwähnt. Haben Sie im Anschluss an diese sechs Wochen direkt mit dem Studium begonnen? Oder haben Sie noch ein Zwischenjahr eingelegt?

LV: Ja, ich habe mein Theaterpraktikum unmittelbar vor Studienbeginn gemacht – es handelte sich um eine sechswöchige Hospitanz von August bis Mitte September 2019. Ich habe also kein Zwischenjahr gemacht, sondern schloss mein Studium direkt an die Matura an. Nach meinem Bachelorabschluss vergangenen Dezember habe ich nun aber ein Urlaubssemester eingelegt, in welchem ich als Dramaturgieassistenz momentan erneut am Theater Basel engagiert bin. In diesem Sinne lege ich nun also eine kurze “Pause” ein, bevor ich dafür entscheide, wie und wo es im Herbst weitergeht 🙂

TG: Ich bin ja, Lea, ein grosser Vertreter der Ansicht, dass man wenn möglich tatsächlich auch einen Master an den BA anhängen sollte – dafür gibt es viele Gründe, aber das ist ein eigenes Thema. Und ja, ich persönlich habe damals ein Zwischenjahr eingelegt, was aus verschiedenen Gründen gut war, mir aber dann auch einfach etwas lang wurde. Wenn man das macht, sollte man sich bei aller Offenheit, die auch wichtig ist, doch überlegen, warum man das tut und was man sich davon verspricht, was das Ziel ist. Da gibt es ja viele sinnvolle Möglichkeiten, aber nicht alle Möglichkeiten sind gleich sinnvoll 😉 Man kann tatsächlich auch später noch ‚”breaks” (wie jetzt Lea Vaterlaus, aber auch z. B. Auslandssemester) einbauen, die je nachdem sogar mehr bringen. Ich in übrigens beeindruckt, Lea, wie Sie Ihre Nebentätigkeiten arrangieren, chapeau. Wenn man das fast zu gut macht, hat man tatsächlich eher das Problem, dass das Studium in den Hintergrund rücken könnte, ich kenne viele solche Fälle. Dann muss man etwas vorsichtig sein, dass man die längerfristigen Pläne nicht kurzfristigeren Dingen opfert. Aber das sind schwierige Abschätzungen, die sehr individuell sind.

TJ: Auch über ein Zwischenjahr habe ich mir Überlegungen gemacht. Doch ist meine Angst zu gross das Gefühl zu haben, ein Jahr verschwendet zu haben. Auch habe ich Angst, dass Jura doch nicht das Richtige ist und ich mich dann für ein anderes Studium entscheiden würde. Dann hätte ich auch so ein Jahr noch mehr gehabt. Deshalb mache ich kein Zwischenjahr vor dem Studium.

EF: Liebe Runde, vielen Dank für die angeregte Diskussion. Gerne würde ich zum Abschluss noch je ein kurzes Abschlussstatement von Ihnen einfangen. Tharanky, wenn Sie an Ihr Studium denken, worauf freuen Sie sich am meisten? Lea, wenn Sie an Ihr Studium zurückdenken, welche Highlights sind bei Ihnen präsent? Herr Grob, inwiefern ist für Sie die Arbeit und die Begegnungen mit den Studierenden (mit)prägend?

TJ: Ich freue mich darauf, einen neuen Lebensabschnitt anzufangen. Eine gewisse Änderung des Alltags durch die Uni zu spüren und diese hoffentlich zu geniessen. Ich bin schon gespannt darauf, wie es wird, in den riesengrossen Räumen zu sitzen und bei einer Vorlesung mitzuhören, wobei man weiss, dass man sich wegen der eigenen Interessen in diesem Raum befindet und sich dieses Thema anhört. Weniger freue ich mich auf die Prüfungen, bin aber trotzdem gespannt darauf, wie es wird, in einer Prüfungsphase kaum mehr Luft zu bekommen. Neben der schönen Uni und den neuen Menschen, die man kennenlernen wird, hoffe ich, dass ich mich dort gut einleben kann, mich wohlfühlen und das gewählte Studium passend finde für mich.

TG: Eine Uni macht ganz verschiedene Dinge: Forschen, Ausbilden, die Gesellschaft in relevanten Fragen beraten, neue Ideen für junge Unternehmen liefern, Kulturgut pflegen, mit Spitälern zusammenarbeiten und anderes mehr. Nicht alles davon haben die Unis immer schon getan, aber immer schon hatten sie Studierende – ohne Studierende gibt es keine Universität. Das klingt vielleicht etwas nach hübscher Festrede, aber so ist es wirklich: Die Studierenden sind das Herz einer Uni, sie halten sie lebendig, verändern sie, fordern sie, ihre Entwicklung ist das höchste Ziel einer Uni. Auch konkret gehört es zu den grossen Privilegien, mit Studierenden zu arbeiten, in Unterricht und Betreuung, in anderen Gesprächen, in universitären Belangen. Kürzlich am meisten beeindruckt hat mich eine Gruppe Studierender, mit der wir über Prüfungserfahrungen und Prüfungskultur, wie sie sie sich vorstellen würden, diskutiert haben. Was da an Inputs und Überlegungen kam, war so professionell, so hilfreich, dass sich auf verblüffende Weise bestätigte, wie gut jede Uni beraten ist, ihren Studierenden gut zuzuhören. Dazu muss man nicht immer einer Meinung sein (das sind Studierende unter sich auch nicht), aber die Studierenden sind (was sie selbst nicht immer sofort verstehen) nicht einfach Bildungsobjekte, sondern relevante Akteure des Lebens an der Uni. Selbständigkeit ist eines der grossen universitären Bildungsziele. Wenn der Dialog gut gelingt, ist das immer wieder grossartig. Da darf er manchmal ruhig auch (gegenseitig) etwas anstrengend sein… In diesem Sinne kann ich auch allen nur raten, sich einzubringen, mitzudiskutieren, sich als aktiven Teil des Ganzen zu fühlen. Das macht die Uni für alle Seiten erst richtig spannend.

LV: Meine Zeit an der Universität Basel hat mich sehr vieles gelehrt! Ich habe für meinen Berufsalltag vor allem gelernt, wie ich gute Quellen finden und deren Verlässlichkeit genau überprüfen kann, was mir beim Schreiben von Texten sehr hilft. Ich bin froh, mein Bachelorstudium an der Universität Basel gemacht zu haben – obwohl ich zwischendurch immer wieder die fehlende Praxis im Studienalltag vermisste. Insbesondere mit dem Musikwissenschaftlichen Seminar verbinde ich aber viele tolle Erinnerungen – von den Choralgesängen bei der jährlichen Weihnachtsfeier bis hin zum gemütlichen Mittagessen in der Seminarküche!

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