
Tag 1: Piora – Capanna Cadlimo: 8.4 km, 861 hm, 84 tmEs ist 5:45 Uhr und der Startschuss für die Trekkingwoche 2023 in der Wahlfachwoche ist gefallen. Bevor wir es jedoch vergessen, müssen wir gleich zu Beginn etwas wichtiges Anmerken. Erstaunlicherweise waren die Schüler*innen einige Minuten zu früh am Bahnhof, ja, sogar vor den Lehrpersonen. Ein Anblick, welchen Lehrperson viel zu selten sehen. Mit Malea Chenaux, Cöline Bürli, Jona Topalli, Nathan Boilat, Lionel Frey, Jonas Dietler, Sylvia Wartbichler und Karolina Kowalska
Nach diesem übermotivierten Start ging es ganz nach dem Motto« Mit dem Gipfel auf den Gipfel» weiter: Dank Frau Kowalska und Frau Wartbichler durften wir im Zug alle genüsslich in ein Laugengipfeli beissen und die letzten Energiespeicher für den ersten Wandertag füllen. Nach der fast 4-stündigen Zugfahrt ins Tessin, ging es von Ambri-Piotta mit dem Bus weiter bis zur Station der Standseilbahn Piotta Centrale. Von dort aus führte uns die Funicolare (ital. Für Standseilbahn) ganz gemütlich auf 1796 m.ü.M hinauf nach Piora. Ganz nebenbei erwähnt, gehört die Ritom-Standseilbahn mit einer maximalen Steigung von 87,8 % zu einer der steilsten, öffentlich zugänglichen Standseilbahnen der Welt. Oben angekommen, galt es, die folgenden 861 Höhenmeter hinauf zur Capanna Cadlimo zu bewältigen. Der Wanderweg führte uns mit stetiger Steigung vorbei an 4 Seen, dem grossen Lago Ritom, Lago di Tom, Lago Scuro, dem Lago di Dentro und mehreren kleinen Tümpeln. Am Lago Scuro wartete dann eine Überraschung auf uns. Die ersten Schneefelder waren in Sicht, welche mit äusserster Vorsicht überquert wurden.
Bei der Hütte angekommen sah man in die erleichterten, glücklichen und gleichzeitig auch erschöpften Gesichter der Trekker*innen. Die Gruppe genoss den schönen Sonnenschein musikhörend und lesend in Liegestühlen, schlafend auf einer Bank oder im Bergsee. Viele der Gruppe unterzogen sich dem Härtetest und gingen im hüttennahen Bergsee baden. Kalt, aber nach der Anstrengung durchaus angenehm, liess sich der Abstecher in den See mit der wunderschönen Aussicht auf die Berglandschaft super geniessen. Nachdem auch die Zimmer bezogen und jeder genügend Pause bekommen hatte, wurden in der Ferne die ersten Steinböcke ausfindig gemacht. Hätten wir zu jenem Zeitpunkt gewusst, dass wir sie eine halbe Stunde später gleich vor der Hütte beobachten können, hätten wir uns einiges an Speicherplatz auf unseren Handys sparen können. Gemeinsam mit anderen Wandernden sassen wir im gemütlichen Esszimmer der Capanna und durften ein gutes und ausgiebiges 4-Gänge-Menü geniessen. Gemüsesuppe gefolgt von Salat und Älplermakronen bis hin zur Schokoladencreme. Es fehlte uns an nichts. Währenddessen fanden sich auf den Felsen vor der Hütte immer mehr Steinböcke zusammen, was eines unserer grössten Highlights der ganzen Woche blieb. Der ein oder andere mag sich jetzt wohl fragen, warum diese Tiere so nahe zur Hütte kommen. Die Tiere werden mit Salzlecksteinen angefüttert und lassen sich so jeden Abend blicken. Den Anblick dieser freien, flinken und doch so stolzen Tiere in einer atemberaubenden Gebirgslandschaft sehen zu dürfen, war ein Erlebnis, welches wir nicht so schnell vergessen werden. Dieser erste Tag ging mit wundervollen Erinnerungen, tollen Gesprächen und einer erschöpften Truppe erfolgreich zu Ende.
Von Malea Chenaux
Tag 2: Capanna Cadlimo – Lukmanierpass – Passo di Gana Negra – Capanna Bovarina: 18.3 km, 592 hm, 1289 tm
Zur Begleitung zum Frühstück gab es Steinbock auf dem Felsen. Um 8.00 Uhr ging die Wanderung mit einem gemütlichen Abstieg durch das Val Cadlimo los. Auf dem Weg haben wir Kühen mit einem Schweif gesehen und sie kurzerhand Schweizer Langschweifkühe genannt. Später stellte sich heraus, dass es sich dabei um Yaks handelte. Wir liefen über Wiesenpfade und Geröllfelder, unseren Weg über die Felsen klaubend. Das letzte Stück des Abstiegs zum Lai da Sontga Maria (See beim Passo Lucomagno) stellte sich als steil und abenteuerlich, teilweise mit Ketten gesichert, heraus und führte uns zu einer hübschen Hängebrücke, bis hin zu einer kleinen Kirche, bei der wir unser Mittagessen in der Sonne verzehrten und Kräfte für den bevorstehenden Aufstieg sammelten. Beim steilen Aufsteig sahen wir Steintiere: «Oh, schau! Ein Murmeli!» – «Ah, nein. Das ist ein Stein.» Nach der Passhöhe Gana Negra ging es angenehm bergab, über schwarze Felsen, schwarzen Sand, Murmeliwiesen in Begleitung von gar nicht sooooo schüchternen Murmeli, romantische Blumenwiesen und Steinpfade, bis zur Capanna Bovarina, wo uns Raggae und eine gemütliche Stimmung empfing. Weit voraus, auf der gegenüberliegenden Seite der Alpe di Bovarina, sah man auch schon den Lago di Luzzone, den wir zwei und drei Tage später passieren würden.
Von Céline Bürli (ed. Kowalska)
Tag 3: Capanna Bovarina – Campo Blenio – Capanna Scaletta: 15.1 km, 1128 hm, 793 tm
Als uns am Morgen die Morgensonne ins Gesicht schien, in Begleitung des ungemütlichen Lärms des Weckers, stiegen wir aus den warmen Betten und begaben uns zum reich gedeckten Früchstückstisch. Mit einer Vielfalt von tessiner Aufschnitt, Käse, frischem Brot und sogar Nutella stärkten wir uns für den dritten Wandertag. Mit gepacktem Rucksack und gut geschnürten Wanderschuhen liefen wir um 8.00 Uhr los und wanderten einem niedlichen Maultier entgegen, dem niemand widerstehen konnte und alle zu streicheln begannen. Nach grosszügiger Streicheleinheit liefen wir weiter das Bovarinatal hinab und erreichten Campo Blenio, wo wir eine kleine Pause zum Kräftesammeln für den bevorstehenden einlegten. Anschliessend rafften wir uns auf und traten den 1000 hm Aufstieg an. Nach ca. der Hälfte des Aufstiegs nahmen wir das Mittagessen zu uns, um die andere Hälfte – die steilere und anspruchsvollere Hälfte – zu schaffen. Und siehe da, auch die restlichen 500 hm schafften wir, mal abgesehen von heftigem Schnaufen, ohne Probleme. In der Scalettahütte lief das mittlerweile gewohnte Programm ab: Katzenwäsche (oder Dusche für 5.-), saubere, unverschwitzte Kleidung anziehen, etwas trinken und sich ein gutes Stück Kuchen gönnen. Leider wurde der Himmel immer bewölkter und die Aussicht auf das Bleniotal verschlechterte sich. Zum Abendessen gab es Salat, Lasagne und Pudding. Die Hüttencrew, allerdings, bestellte sich vier Pizzen zur Hütte, welche auf spektakuläre Weise per Berglift geliefert wurden. Obwohl einige nach dem Abendessen mit dem Food Coma kämpften, reichte die Energie der Meisten für eine spassige Runde UNO, nach welcher wir erschöpft und zufrieden in die Betten fielen. Diese waren nicht, wie erwartet, in einem riesigen Gemeinschaftsschlafraum, sondern in der separaten Winterhütte, die wir ganz für uns hatten. Der rauchige Duft und die kühle Luft verliehen dem Hüttchen zusätzlichen Charme. Das Schnarchen hingegen war eher schwieriger zu ignorieren.
Von Nathan Boillat, Jonas Dietler und Lionel Frey (ed. Kowalska)







Tag 4: Capanna Scaletta – Passo della Greina – Crap la Crusch – Lago di Luzzone – Rifugio Scaradra: 15.2 km, 932 hm, 959 tm
“Put the Lime in the Coconut” ertönte es um 7.00 Uhr und wir krochen aus unseren Hüttenschlafsäcken. Natürlich blieben die Jungs noch eine halbe Stunde im Bett liegen, schafften es aber dennoch rechtzeitig an den Frühstückstisch. Nach einem grossen Frühstück und einer kräftigen Ovi standen wir bereit für die heutige Wanderung. Diese fing, zur Abwechslung, nicht gemütlich an, sondern gleich mit einem eher steilen Aufstieg über Schneefelder zum Passo della Greina an. In der spektakulären Greine Ebene entschieden wir uns für einen kleinen Umweg zu einem natürlichen Steinbogen. Drei von uns stiegen zum Steinbogen hinauf und machten dort Bekanntschaft mit zwei Murmeli, welche uns bis auf einen halben Meter heranliessen. Nach einer weiteren Stunde durch die schöne, und sehr abwechslungsreiche Greine Ebene, begleitet von zunehmendem Nebel, erreichten wir die im Nebel kaum sichtbare Motterasciohütte, in welcher wir vor der klammen Luft Zuflucht suchten und unser Lunchpaket verspeisten. Die Hüttenbewirtschafterinnen erlaubten uns nicht nur, ihrem Essraum für unser Mittagessen zu nutzen, sondern stellten sich auch als fabelhafte Bäckerinnen heraus, was zu einem Dessert aus Linzertorte, Marroni- und Rüeblikuchen führte. Dort bunkerten wir auch gleich weitere 8 Stück Kuchen, welche es später nach dem Abendessen geben würde. Nach einem zügigen Abstieg, ganz im Trailrunning Tempo, gelangten wir zum Lago di Luzzone. Trotz des bewölkten Himmels war die petrolene Farbe des Sees beeindruckend. Nach einem flachen Stück entlang des Stausees ging es auch gleich wieder bergauf: Zuerst supersteil, von 0 auf 100 sozusagen, dann etwas flächer, wobei sich «etwas» mittlerweile als relativer Ausdruck etabliert hat, und dann wieder sehr steil. Das letzte, extrem steile, an einer Stelle mit Ketten gesicherten Stück bestritten wir langsam, vorsichtig und gemeinsam. Nach mehreren kleinen Pausen erreichten alle erschöpft die Alpe Scaradra, auf welcher sich unser Rifugio für die Nacht befand. Die Hütte war eine traditionelle Tessiner Steinhütte, mit einem Koch-, bzw. Aufenthaltsraum, und einem Schlafraum gleich unter dem Dach. Die obligatorische Katzenwäsche bestritt jede*r entweder im Brunnen oder im nahe gelegenen Bergbach. Um die Hütte etwas gemütlicher zu machen und den Kleidern die Möglichkeit zu geben, bis zum nächsten Tag zu trocknen, wollten wir im Holzherd anfeuern und verrauchten zunächst einmal die ganze Hütte. Doch nach einer Weile brannte das Feuer und in der Hütte wurde es wärmer. Nach dem Abendessen gab es noch ein gemeinsames UNO Spiel.
Von Nathan Boillat, Jonas Dietler und Lionel Frey (ed. Kowalska)
Tag 5: Rifugio Scaradra – Lago di Luzzone – Campo Blenio: 9.3 km, 41 hm, 1026 tm
Aufgrund der Wettervorhersagen begann der letzte Tag schon eine Stunde früher als geplant. Auch der morgendliche Toilettengang aufs Plumpsklo, welches sich gleich neben dem Rifugio Scaradra befand, gehörte mit dazu. Um 5:40 Uhr in der Früh liessen sich die Männer der Truppe vom Wecker aus den Matratzen jagen, um Wasser für das Frühstück aufzusetzen. Mit Porridge gestärkt, welches mit Studentenfutter aufgepeppt wurde und wir die ganze Woche mitgetragen hatten, sind wir in den letzten Tag gestartet, welcher einen abenteuerlichen und rutschigen Abstieg mit 1026 Meter Abstieg bereithielt. Seit dem Vortag war uns allen klar, dass die Regenausrüstung nicht umsonst die ganze Woche herumgetragen worden war und so erwies sich der schon steile Abstieg im Regen als noch herausfordernder. Auch wenn schlimmer erwartet, waren die Flussüberquerungen aufgrund der nassen Oberfläche der Steine mit Vorsicht zu bewältigen, weshalb besonders an diesen Stellen darauf geachtet wurde, die Gruppe möglichst dicht beisammenzuhalten. Nicht nur die Flussüberquerungen, sondern auch der übrige Teil des Abstiegs wurde langsam und kontrolliert bestritten. Nach den ersten 580 Höhenmeter hinunter zum Lago di Luzzone war der schlimmste Teil geschafft und die weiteren Kilometer führten uns erstmal gemütlich um den halben See entlang. Unterwegs bot uns ein Tunnel eine kleine Pause vom Regen, wo die Gruppe munteren Gesang von Jona und Malea geniessen durfte, und führte uns anschliessend über die Staumauer. Die treibende Kraft, um die letzten 446 Höhenmeter zu bewältigen, zogen die Trekker*innen aus dem Gedanken, in knapp 2.5 Stunden im warmen und vor allem trockenen Bus sitzen zu können. In Campo angekommen, wurde uns bewusst, dass dieser erst in 1.5 Stunden kommen würde und wir die Zeit bis dahin totschlagen müssen. Noch wichtiger war es also, einen vom Regen geschützten Unterschlupf zu finden. Wir nisteten uns in einem Kuhstalleingang ein, wo sich alle von der nassen Kleidung befreiten, die ersten Fotos austauschten und der restliche Proviant aufgegessen wurde. Als dann der Zeitpunkt des Aufbruchs gekommen war, fing es undankbarer Weise wiederholt an zu Regnen und die Ankunft des Buses wurde umso sehnlicher erwartet.
Das Gefühl, nach dieser Woche im trockenen und warmen Bus zu sitzen, sich bewusst zu werden, dass die Wanderwoche zu Ende sein wird und die ganze Erschöpfung begann abzufallen, war einfach überwältigend und sogleich fielen dem einen oder anderen die Augen zu. Am Zwischenhalt in Bellinzona wurde dann in Sachen Snacks und Proviant für die restliche Zugfahrt genüsslich zugschlagen – Nichts, was wir uns nach dieser anstrengenden Woche nicht verdient hätten.
Auf der Heimreise Fotos anzuschauen, die Woche Revue passieren zu lassen, sich über die schönsten Momente auszutauschen, sich aber gleichzeitig auf die eigenen vier Wände zu freuen, besonders auf eine Dusche, bildete einen perfekten Abschluss.
Jede und Jeder der Gruppe hat sich der körperlichen und mentalen Herausforderung dieser Woche gestellt und diese mit Erfolg gemeistert. Mutig und stolz auf sich selbst zu sein, sich gegenseitig zu motivieren und zu helfen, neue Orte zu entdecken und in die pure Natur einzutauchen, war jeden Schritt wert, bei dem jeder von uns um eine weitere Erfahrung gewachsen ist.
Es war GRANDIOS!


























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