Hier wohnte Martha Schwartz

Text ohne TITEL, denn uns fehlen die WORTE

Verhaftet und ermordet, weil sie Flugblätter verteilte: 
Als Martha Schwarz am 6. April 1938 in die Strassenbahn Nr. 6 stieg, hofften wohl alle, dass sie gesund zurückkehren würde. Doch es kam anders. 

«Arbeiter! Protestiert gegen die Hunger-Kriegs-Abenteuerpolitik Hitlers am 10.4. mit – NEIN –.»

Das war der Satz, der Martha schlussendlich ins Gefängnis brachte. Wenn wir dieses Szenario auf heute übertragen, wäre es ein Skandal, wenn jemand für das Verteilen eines solchen Flugblattes überhaupt bestraft würde. Die Nazis waren ein Regime, das alle Meinungen, die von ihrer eigenen abwichen, als nichtig betrachtete. Keine Demokratie, keine Meinungsfreiheit. 

Wenn wir heute auf dieses Ereignis zurückblicken, kommt Wut auf. Wut gemischt mit Trauer. Traurigkeit, weil wir wissen, dass die staatlichen Behörden nichts unternommen haben, um Martha Schwartz aus ihrer tödlichen Lage zu befreien, obwohl sie die Möglichkeit dazu gehabt hätten. Wir wissen nicht, ob sie es letztendlich geschafft hätten, aber sie hätten es zumindest versuchen können. Hier also die Wut. 

Zurück in die Gegenwart. Da gibt es noch Hoffnung. Hoffnung darauf, dass sich so etwas in der Geschichte nicht wiederholen wird.

Ihr eigenes Land, das für ihre gerechte Behandlung und sichere Rückkehr hätte sorgen sollen, hat sie in ihrer Zeit der Not alleine stehen lassen. Der Martha Schwartz, die anderen helfen wollte, half niemand.

Ich stehe hier und kann es kaum fassen. Weshalb verrät ein Mensch einen anderen so hinterhältig, obwohl die Person kaum etwas gemacht hat, ausser ein Flugblatt fallen zu lassen – unglaublich! Doch zu der Zeit des Nationalsozialismus geschah noch so vieles, was man heute nicht verstehen kann.

Und jetzt dieser Stolperstein, die Erinnerung an früher. Ich verspüre Trauer über das, was geschah, doch gleichzeitig auch Hoffnung, wenn ich daran denke, dass die Menschen es nun vielleicht endlich begriffen haben, dass so etwas hoffentlich nie wieder geschehen wird. Und ein ganz kleines bisschen hilft diese Erinnerung und Wertschätzung hier und heute vielleicht, auch wenn es natürlich nie gutmachen kann, was damals geschah.

Aber das tat sie nicht. 
Martha engagierte sich politisch. Und das, obwohl sie als Schweizerin noch nicht einmal das Stimmrecht besass. Das finde ich stark.
Dass sie nicht wegschaute.
Dass sie sich einsetzte.

Es ist traurig, dass wir einen Stolperstein für Martha Schwartz verlegen müssen, weil sie am 6. April 1938 nicht zurückkehrte. 

Aber wir sind froh, dass wir heute hier einen Stolperstein für sie verlegen dürfen, um an sie zu erinnern.


Die Bilder zeigen die kleine Zeremonie zur Setzung des Stolpersteines, die vom Verein Stolpersteine vorgenommen wird. Vom Verein Echo gibt es eine Hörkarte („Wenn Steine sprechen“), welche das Aufsuchen der Stolpersteine und das Anhören der Biografieren von Menschen ermöglicht, die als Verfolgte vergeblich in Basel Zuflucht gesucht haben.

Das Basler Lokalmedium Bajour hat ebenfalls über die Setzung des Stolpersteines für Martha Schwartz berichtet.

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