
Im Rahmen unseres Wahlkurses „Financial Wizards“ durften wir uns am Montag, dem 7. April 2025, im Theater Arlecchino ein Referat von Frau Prof. Rischbieter anhören. Frau Prof. Rischbieter ist seit letztem Sommer Professorin für Geschichte des Kapitalismus an der Uni Basel. Eines ihrer Spezialgebiete sind Wirtschaftskrisen. Ihr Referat war für uns einerseits hochspannend, da unser Wahlkurs aus den Fächern Wirtschaft und Geschichte besteht; zum anderen hatten wir in diesem Wahlkurs eine Vortragsreihe zu verschiedenen Krisen, welche die Welt geprägt haben.
von Jana Biedert (4Wa, Text) und Faristha Sheriff (4Wa, Fotos)
Begonnen hat Frau Rischbieter den Nachmittag mit einer Erzählung zu ihrem persönlichen Werdegang. Dabei sprach sie über das Buch „Dieses Mal ist alles anders“ von Carmen Reinhart und Kenneth Rogoff, welches sich auf Krisen bezieht und darauf anspielt, dass die Menschheit immer von der fälschlichen Annahme ausgeht, dass die jeweils aktuelle Krise gut ausgehen würde.
Eine Krise kommt nie allein
Frau Rischbieter hat uns anhand einer spannenden Grafik erklärt, dass es nie eine Zeit ohne Banken- oder Verschuldungskrisen gibt, denn sie seien ein konstantes Problem der Moderne. Meist beginnt eine Krise mit einer Bankenkrise. Das führt dann dazu, dass der Staat die Bank retten möchte, um ihren Konkurs zu verhindern. Denn je nach Grösse der Bank kann ein Konkurs einer einzelnen Bank das gesamte Finanzsystem ins Wanken bringen und das will verhindert werden. Diese Rettungsaktion stürzt die Gesellschaft unglücklicherweise direkt in eine Verschuldungskrise, was sich wiederum in der Währung widerspiegelt, wodurch wir dann zusätzlich auch noch eine Währungskrise haben.
Gefangen zwischen dem „Moral Hazard“ und der „Blanco Karte“
Beim Konflikt zwischen dem „Moral Hazard“ und der „Blanko-Karte“ geht es genau um die Bankenrettung und deren Probleme. Grundsätzlich hat sich die gesellschaftliche Praxis etabliert, dass man nicht einfach zusehen darf, wie eine Bank Konkurs geht. Doch wenn der Staat jeder Bank, welche in einer schlechten wirtschaftlichen Lage ist, eine „Blanko-Karte“ gibt, also die unbegrenzte Möglichkeit, Geld auszugeben oder gar Verluste zu machen, gibt es weniger Skrupel, auf riskante Spekulationen zu verzichten. Genau darin besteht der „Moral Hazard“.
In unserem Wahlkurs haben wir uns fast ausschliesslich mit der Vergangenheit der Wirtschaft und den vergangenen Krisen beschäftigt. Doch als Frau Rischbieter uns nach ihrem spannenden und informativen Vortrag die Möglichkeit gegeben hat, Fragen zu stellen, war der Fokus schnell bei den aktuellen und uns allen wohlbekannten Themen. Ganz vorne mit dabei die Wirtschaft in den USA und Donald Trumps Pläne.


Ist Donald Trump der Verursacher der nächsten Weltwirtschaftskrise?
An der Börse sieht es momentan schlecht aus, die Kurse stürzen ab, darunter auch der DAX. Daran sind unter anderem die hohen von Donald Trump verhängten Zölle schuld. Die Welt ist abhängig vom US-Finanzsystem, dessen Hauptsitz sich in New York befindet. Da man diese Abhängigkeit im Moment eher schwächen möchte, rechnen die Experten mit einer Verlegung der Standorte in andere Länder, wie zum Beispiel in die Schweiz oder nach Lichtenstein. Doch niemand weiss, wie es konkret weitergehen wird. Laut Frau Rischbieter rechnet die EZB eher mit keinen guten Prognosen für die nahe Zukunft.
Denn in Krisen ist es so, dass Länder sich gegenseitig unterstützen, und dafür braucht es starke Partnerschaften. Donald Trump ist in dieser Hinsicht ein grosses Hindernis, da er keine internationalen Partnerschaften will.
Die Unfähigkeit der Gesellschaft zu lernen
Leider lernt die Gesellschaft viel zu wenig aus dem Vergangenen. Von der evolutionsbiologischen Seite betrachtet sei es gut, dass der Mensch schlechte Erfahrungen vergisst und verdrängt. Frau Rischbieter hat dazu das einfache Beispiel „Stürzen als Kind“ gebracht. Wir vergessen den Sturz nicht, aber den Schmerz, den er ausgelöst hat. Das ist auch gut so, denn ansonsten würden wir Angst vor dem Stürzen bekommen und das würde zu einem unnatürlichen Fehlverhalten führen. Bei Krisen hingegen wäre es von Vorteil, wenn man weniger verdrängen würde, um besser auf die nächste Krise vorbereitet zu sein. So könnten wir dann rückblickend sagen: „Dieses Mal war es wirklich anders!“
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