Der Weg zur Fachmaturität ist spannend und persönlichkeitsbildend
von Brigitte Jäggi
Nach drei Jahren Schule und einer bestandenen Abschlussprüfung streben ca. 90% der Abgängerinnen und Abgänger der Fachmittelschule eine Fachmaturität an. Das Fachmaturitätszeugnis erlaubt seit September 2011 offiziell den Zugang zu den Fachhochschulen und der Pädagogischen Hochschule in der Schweiz.
Die dreijährige Fachmittelschule vermittelt eine vertiefte schulische Allgemeinbildung. Im vierten Jahr – im Fachmaturitätsjahr – gehen unsere Fachmaturandinnen und Fachmaturanden in ihr Praktikum oder in einen Vorkurs und erleben dort, vielleicht zum ersten Mal, welche Ansprüche das Berufs- oder Studienleben an sie stellt. Hier einige Stimmen zur Praktikumserfahrung von Studierenden mit einer Fachmaturität:
„Ich habe im Vorkurs-Jahr nicht nur tolle Menschen kennen gelernt, sondern auch neue Wege, eine Arbeit anzufangen, durchzuführen und sie zu beenden. Meine Arbeitsweise hat sich sehr verbessert. Das Vorkurs-Jahr hat mir ebenfalls sehr geholfen, eine Mappe für die Aufnahmeprüfungen an den Fachhochschulen Aarau und Luzern zu erstellen.“
Anja Messerli (Fachmaturandin Kunst Richtung Bildnerisches Gestalten)
„Ich absolviere ein Jahr als Praktikant in einem Architekturbüro und werde im August fertig. Das Arbeiten in einem Unternehmen unterscheidet sich sehr vom Schulalltag. Im Büro geht alles viel schneller und die Erwartungen sind höher. Man muss schnell lernen, seine Zeit sinnvoll einzuteilen, bei der Arbeit, um alle Aufträge rechtzeitig erfüllen zu können, und während der Freizeit, um die FMA zu schreiben. Um die Anforderungen der Arbeitswelt erfüllen zu können, muss man immer bereit und zuverlässig sein, „kein Bock“ gibt es nicht. Oder anders: Man muss einfach erwachsen sein! Dafür kann man in einem Jahr aber auch enorm viel lernen, fachlich wie auch persönlich.“
Ian Ritter (Fachmaturand Kunst Richtung Bildnerisches Gestalten)
„Es war eine sehr spannende und aufschlussreiche Zeit. Man lernt völlig neue Aspekte des Lebens kennen, so unter anderem, die volle Verantwortung für sein eigenes Handeln zu übernehmen – weit mehr als dies in der Schulzeit der Fall ist. Ich habe nach einigen Monaten die Dinge, welche ich mein nennen darf, viel mehr wertgeschätzt als zuvor – sei es in persönlicher, finanzieller oder sozialer Hinsicht. Dieses Praktikum war Teil meiner Persönlichkeitsentwicklung – ich bin nicht derselbe, der ich vor Antritt dieses Fachmaturitätspraktikums war.“
Cristian Cardoso (Fachmaturand Soziales)
„Nachdem ich die FMS im Berufsfeld Gesundheit im Juni 2012 abgeschlossen habe, wartete im September der Beginn des sechsmonatigen Praktikums im Spital auf mich. Zuerst hatten wir ein dreiwöchiges Modul im BZG [Bildungszentrum Gesundheit] Münchenstein, welches sehr lehrreich und hilfreich war, um besser ins Praktikum zu starten. Der Beginn des Praktikums war am Anfang anstrengend, aber es hat mir grosse Freude bereitet und es war eine tolle Abwechslung zum Schulalltag. Dank dem Berufsfeld-Unterricht bei unserem Lehrer in Biologie kannte ich schon viele Fremdwörter und ein paar Krankheitsbilder, und so fühlte ich mich schnell wohl.
In dieser Zeit habe ich vor allem gelernt, selbstständig zu arbeiten und mehr Verantwortung zu tragen. Ausserdem hat es mir Spass gemacht, eine Arbeit zu schreiben. Es ist anfangs mühsamer, auf der Abteilung zu arbeiten, als „nur“ in der Schule zu sitzen, da es stressiger ist und man eine grössere Verantwortung hat. Anfangs war ich auch müder, doch die Schule habe ich trotzdem nie vermisst.“
Martina Bürgin (Fachmaturandin Gesundheit)
Um die Fachmaturität Pädagogik zu erlangen, müssen die für eine Aufnahme an einer Pädagogischen Hochschule verlangten Ergänzungen in Allgemeinbildung in einem halbjährigen Kurs erarbeitet werden.
Einige der Fachmaturae oder Fachmaturi werden mit ihrem Fachmaturitätszeugnis ganz andere Wege gehen, als sie sich selber vorgestellt haben. Die verschiedenen Studienrichtungen an den Fachhochschulen oder Pädagogischen Hochschulen verlangen grundsätzlich eine Fachmaturität im gewünschten Studienbereich.
Studienwillige aus andern Richtungen müssen zusätzlich ein mehrmonatiges Praktikum im gewünschten Studienbereich bestreiten oder eine Ergänzungsprüfung absolvieren. So kann ein Student mit der Fachmaturität Soziales nach einem zwölfmonatigen Praktikum im Bereich Wirtschaft ein Studium als Betriebsökonom an der Fachhochschule Nordwestschweiz beginnen. Oder eine Studentin mit der Fachmaturität Gesundheit kann im Rahmen einer Ergänzungsprüfung an der Pädagogischen Hochschule ihren Nachweis der Studierfähigkeit erbringen. Damit wird sie zum Studium Vorschul- und Primarunterstufe oder Primarstufe zugelassen.
2012 studieren über 70% unserer Fachmaturae und Fachmaturi an einer Höheren Fachschule, an einer Fachhochschule oder einer Pädagogischen Hochschule. Weitere 30% machen eine Lehre oder sind in einem weiteren Praktikum. Diese Zahlen bestärken uns schweizweit in unserem Konzept der Fachmittel- und Fachmaturitätsschule.