Die SA – Die grösste Herausforderung an der FMS

von Brigitte Jäggi, Leiter FMS

„Sie haben die tolle Gelegenheit, für Ihre selbständige Arbeit ein Thema aus dem Bereich Ihres Berufsfeldes zu wählen, welches Sie schon lange interessiert hat.“ Mit diesem Satz beginne ich meine Informationsveranstaltung in den zweiten Klassen der FMS in der ersten Schulwoche. Die zunehmende Selbstständigkeit im Lernen, im Organisieren oder in der Selbstmotivation ist an der FMS ein zentrales Thema, um an einer Höheren Fachschule oder Fachhochschule bestehen zu können.

In Hinblick darauf formulieren die Schülerinnen und Schüler für ihre Selbstständige Arbeit (SA) selbst inhaltliche Ziele und wählen für den eigenständigen Teil ein dem Thema angemessenes methodisches Vorgehen. Die Themen der SA stehen mit dem gewählten Berufsfeld in Zusammenhang:

  • „Zweisprachigkeit – Wie können Kinder mit Migrationshintergrund im Kindergarten besser gefördert werden?“ im Berufsfeld Soziales;
  • „Besitzt Schwarzkümmel eine antibakterielle Wirkung auf Bacillus subtilis?“ im Berufsfeld Gesundheit;
  • oder „Social Networks – Wie beeinflusst Facebook unser heutiges, alltägliches Leben?“ im Berufsfeld Kunst.

Der Methodenzentrierte Unterricht (MZU) begleitet die Schülerinnen und Schüler in der ersten Phase der SA. Dabei werden Kompetenzen aus dem Unterricht vertieft, aber auch neue Fähigkeiten und Fertigkeiten eingeübt. Das Beschaffen von Informationen und Materialien in Zusammenarbeit mit der Mediothek bezieht sich konkret auf das Thema der SA. Anhand von gut gelungenen Beispielen werden der Aufbau und die erwartete Qualität der SA besprochen.

Bildschirmfoto 2016-02-07 um 13.20.05.png
Brigitte Jäggi (Foto: Nu)

In diesem Unterrichtsgefäss können die Schülerinnen und Schüler aufgrund Ihrer Kenntnisse aus dem Unterrichtsfach „Computeranwendungen“ bereits über die formale Gestaltung ihrer Arbeit nachdenken. Wenn Schülerinnen und Schüler aus der dritten Klasse in den zweiten Klassen über ihre Vorgehensweise, über Stolpersteine und Erfolgserlebnisse berichten, motiviert das auch deshalb, weil sie vom Stolz über die Anstrengungen und die fertige Arbeit erzählen können.

Die ersten Hürden sind die Suche nach einer Betreuungsperson und die Abgabe des Grobkonzeptes. Dann lernen die Schülerinnen und Schüler während zwei oder drei Wochen in einem selbst gewählten Praktikum die Welt ihres angestrebten Berufes kennen.

Danach beginnt die Umsetzung des Themas. Auf Grundlage des Grobkonzeptes formulieren die Schülerinnen und Schüler mit ihrer Betreuungsperson das Feinkonzept und die Vorgehensweise für den eigenständigen Teil. „Herstellung eines Kinderbastelbuches“ im Berufsfeld Pädagogik oder „Wie könnte ein möglicher Designprozess aussehen?“ im Berufsfeld Kunst erfordern andere Kompetenzen für den eigenständigen Teil als Untersuchungen im Berufsfeld Gesundheit. Im zweiten Teil des MZU werden deshalb zunächst die spezifischen Grundlagen für den eigenständigen Teil gelegt. Die Schülerinnen und Schüler lernen, welche Überlegungen sie anstellen müssen, um mit Fragebogen, Interviews, Beobachtungen, Experimenten, Arbeitsjournal oder Skizzenbuch ihre Fragestellung zu beantworten.

In den Freistellungswochen und während eines Nachmittags pro Woche haben die Lernenden Zeit, sich intensiv mit ihrem Thema zu beschäftigen. Selbstständig müssen sie die zur Verfügung stehende Zeit sinnvoll einzuteilen und zu nutzen, indem sie Interviews organisieren und durchführen, Gruppen befragen, ein Arbeitsjournal führen, Informationen suchen und Material beschaffen. Sie sichten die Ergebnisse ihrer Untersuchungen, tragen Daten und Materialien zusammen und verschriftlichen diese, gestalten aus Skizzen Bücher oder bauen Modelle. Diese Arbeitsprozesse werden dokumentiert und schriftlich reflektiert.

Im Schlussteil der SA beantworten die Schülerinnen und Schüler ihre zu Beginn gestellte Frage. Dabei kommt es darauf an, die Resultate oder Produkte mit der aktuellen Literatur und eigenen Gedanken stimmig zusammenzuführen. Die Reflexion am Ende der SA hinterfragt Vorgehensweise und Ergebnisse kritisch, während die mündliche Präsentation Schwerpunkte aus der Arbeit aufgreift. In der Fragerunde, die den zweiten Teil der mündlichen Präsentationen ausmacht, zeigt die Lernenden, dass das Fachgebiet vertieft wurde und neue Erkenntnisse gewonnen wurden.

Die SA stellt eine spannende Herausforderung die Schülerinnen und Schüler dar. Die Einschränkung ihres Themas und die gut durchdachte Form des eigenständigen Teils spielen für das Gelingen eine zentrale Rolle. Immer wieder unterschätzt wird zudem die sprachliche und formale Gestaltung der SA. Als Leiterin der FMS bereitet es mir immer grosse Freude, die fertigen SAs beim Abgabetermin entgegenzunehmen. Die vielfältigen Arbeiten, die unterschiedlichsten Formen und die grosse Bandbreite der Themen lösen bei mir immer wieder Staunen und Anerkennung aus.