„Ich stelle mir das so vor!“

von Timo Kröner

Der Film „Neuland“ (2013) hat in der Schweiz und im Ausland viel Aufmerksamkeit und Anerkennung erhalten. Entsprechend gross war das Interesse an der Veranstaltung mit der Regisseurin und unserer ehemaligen Schülerin Anna Thommen. Im Gespräch mit Eric Schmutz hat sie den Lernenden nicht nur ein tieferes Verständnis des Films, sondern auch Einblicke in die Arbeit einer Dokumentarfilmerin vermittelt.

Der Film „Neuland“ begleitet junge Migrantinnen und Migranten während ihrer Schulzeit in einer Integrationsklasse in Basel. Mit ihrem Lehrer Christian Zingg war die Klasse in der Medienfalle in der Kaserne zum Bewerbungstraining. Dort wurden sie von Anna Thommen unterrichtet, als Thema des Filmes entdeckt und ab dann filmisch begleitet.

Das Gespräch hat tiefe Einblicke in die Entstehung eines Filmes erlaubt. Auf der technischen Seite haben wir erfahren, wie aus den 200 Stunden Filmmaterial ein 90-minütiger Kinofilm wird. Zu diesem Prozess gehören der Schnitt mit der Entscheidung gegen viele geliebte Szenen, die Postproduktion, die Suche nach einem Verleiher und nicht zuletzt die Präsentation in der Öffentlichkeit.

Besonders spannend war auch die Entwicklung der Handlung des Filmes, dessen Dramaturgie im Verlauf des Filmens entstanden ist und immer wieder verändert wurde, je nachdem, wie sich die jungen Protagonisten entwickelt haben. Ausgehend von dem guten und freundschaftlichen Verhältnis der Regisseurin zu ihren Hauptfiguren konnten sich deren Leben im Film eindrücklich entfalten.

Gestalterisch zeichnet sich der Film dadurch aus, dass er als Dokumentarfilm keine Interviews enthält. Damit aber die Biografien der Hauptfiguren nachvollziehbar werden, wurden einigen Szenen „inszeniert“. Der Dokumentarfilm brauche diese Elemente, so Thommen, um die „Wahrheit“ seines Themas erzählen zu können, ohne sich auf die reine Abbildung der „Wirklichkeit“ beschränken zu müssen.

So ist eine der schönsten Szenen des Films entstanden, in der die Schülerinnen und Schüler ihre Wege aus der Heimat in die Schweiz mit bunten Wollfäden auf einer riesigen Weltkarte abbilden.

Unsere Lernenden haben sich an dem Gespräch zwischen Eric Schmutz und Anna Thommen rege beteiligt und so vieles über den Film und seine Figuren erfahren. Doch es bleibt nicht nur das Ästhetische. Vor allem haben wir plastisch und anschaulich die Arbeit der Dokumentarfilmerin kennen gelernt und damit einen möglichen Lebensweg, der vom Gymnasium respektive der FMS Muttenz in eine erfolgreiche Zukunft führen kann.

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Anna Thommen im Gespräch mit Eric Schmutz (Fotos: Nu)