
Das Märchen vom Chorlager 2019, erzählt von Larissa Hofer und Marianne Thiessen (Fotos: Nicola Steiner und Julian Bächtold)
Es war einmal ein wunderbares Haus in einem weit, weit abgelegenen Dorf. In diesem Haus wohnten für sieben Tage 95 talentierte Sängerinnen und Sänger, angeführt von ihrem König Huldi, der Herzogin Boog und dem Hofkapellmeisters Siegrist. Alle freuten sich auf die Tage, die vor ihnen standen. Sie sollten viele Proben haben, um dann den Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohnern ein musikalisches Spektakel zu bieten. Doch ein Schneeungeheuer bedrohte in dieser Zeit die Einwohner des Dorfes. Es lag in gewaltigen Massen auf allen Dächern und bedeckte sämtliche Berge. Ein kühler Wind pfiff scharf um die Ohren und liess jeden erzittern, der es mit dem Monster aufnehmen wollte. Mit seinen starken Sturmböen umzingelte es das ganze Dorf. Jedem, der es wagte, sich vom Dorf zu entfernen, drohte Lawinengefahr und alle Wege waren voller Risiken. Doch die Herzogin Boog war gut besorgt um ihre Schäfchen. Keinem erlaubte sie, sich zu weit zu entfernen, und wenn ihre Schäfchen ausgingen, durften sie sich nur in Dreiergrüppchen rauswagen. Zwei lange Tage wagte sich keiner, dem Ungeheuer entgegen zu treten. Still verkrochen sich alle in dem grossen Turnsaal und verblieben in ihren Proben. Nur der Koch machte sich grosse Sorgen, denn er musste für die ganze Schar kochen und brauchte deshalb genügend Nahrungsmittel. Ohne irgendeinen Schutz verliess er so das sichere Haus und wagte sich in Begleitung der guten Fee Denise mit einer Kutsche ins nächste Dorf, wo er fast das ganze Lebensmittelgeschäft leerkaufte. Wie durch ein Wunder kam er sicher und mit allen Lebensmitteln wieder zurück. Es schien so, als ob das Ungeheuer ihn absichtlich verschont hätte. Doch für sehr lange sollte der Vorrat nicht ausreichen. Da hatte der König eine gute Idee. Immer und immer wieder sangen alle Sänger: “Jetzt geht die So-onne auf.” Und wirklich: Die warme Sonne kam und durchbrach die kalten Schneewolken.
Das grosse Schneeungeheuer war besiegt und löste sich in alle Himmelsrichtungen auf. Zur Feier des Tages verbrachten alle ihren freien Nachmittag an der frischen Luft und liessen sich von den Strahlen der Sonne erwärmen. Als es jedoch wieder Abend wurde, versammelten sich alle für weitere Proben in dem grossen Saal. Die begabtesten Gruppenmitglieder schlossen sich zusammen, um unter der Leitung des Hofkapellmeisters Siegrist für Dido und Aeneas von Henry Purcell ihre Proben abzuhalten. König Huldi und der Rest seiner Untertanen probten derweilen D Schildkrot (Five Days that Changed the World von Bob Chilcott). Der Tag ihres Auftritts nahte immer mehr. Als Vorgeschmack durften die Sängerinnen und Sänger eine musikalische Darbietung des Musicals Fame des Wahlkurses vom Gymnasium Muttenz geniessen. Es war eine aussergewöhlich gute Aufführung. Als die Darbietung fertig war, wurde als Einstimmung auf die Festlichkeiten ein Turmspringen veranstaltet. Dieses Turmspringen diente zur Unterhaltung für alle Untertanen. Zwischen den einzelnen Auftritten der Artisten unterhielten die Hofnarren Tiziano und Simon die schaulustige Menge. Alle Untertanen hielten sich vor Lachen den Bauch und auch die Preisrichter waren begeistert. Einziger Kommentar: Isch geil.
Bis spät in die Nacht gingen die Festlichkeiten und die waghalsigen Sprünge der Artisten. Zum Glück gab es da noch die gute Fee Denise mit ihrer Zauberarznei, den Emserpastillen, die nach dieser turbulenten Nacht manch eine heisere Stimme retteten. Zur Stärkung für das Konzert am frühen Abend schlugen sich alle Sängerinnen und Sänger an der Festtafel den Bauch voll. Stundenlang hatten der Koch und sein Gefolge an den belegten Brötchen fleissig gearbeitet, welche dann avanti aufgegessen wurden. Der Tag neigte sich dem Ende zu, und auch das Konzert war vorüber. Es war ein voller Erfolg gewesen. Alle Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner waren glücklich wieder nach Hause gegangen, und die ganzen anfänglichen Sorgen wegen dem Schneeungeheuer waren in der freudigen Stimmung schon längst vergessen. Doch die Stunde der Wahrheit war nun angebrochen. Das grosse Turnier stand bevor. Es galt den Gegner zu besiegen, indem man den Ball in den Korb der gegnerischen Mannschaft spielte. Die grosse Schwierigkeit dabei war, dass jedem die Augen mit einem Kissen verbunden wurden. Aber alle dachten sich leise: “Maybe if perhaps we might possibly try. And we did and it was difficult.” Doch auch mit einigen Unfällen und Zwischenfällen schien der Wettkampf viel Freude zu bereiten. Und so kam es zum ersten Mal seit vielen Jahren zu einem legendären Unentschieden zwischen der Männer- und der Frauenmannschaft. Auch in diesem Chorlager hatten viele gemeinsame Stunden für ein schönes Zusammenwachsen gesorgt. Und wenn die Chorsänger bis dann nicht ihren Schulabschluss gefeiert haben, dann finden sie im nächsten Jahr wieder den Weg nach Obergesteln.
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