Bela Bartha stellt die Stiftung ProSpecieRara (PSR) vor und gibt einen Einblick in die Welt der Nutzpflanzen, die in einem normalen Supermarkt kaum zu sehen gibt on Timo Kröner
An konkreten Beispielen zeigt Bela Bartha, wie wichtig der Einsatz für die regionale Artenvielfalt sein kann. Eingangs erinnert er an die grosse Hungersnot in Irland zwischen 1845 und 1848. Während dieser Zeit wanderten die Iren massenweise nach Amerika aus, weil eine Krankheit dasjenige Nahrungsmittel zerstörte, das einen Grossteil ihrer Mahlzeiten ausmachte. Das Getreide mussten sie in der feudal organisierten Landwirtschaft abgeben. Nur die aus Amerika importierten Kartoffeln konnten ausschliesslich zum Eigenbedarf angepflanzt werden. Nur waren die beiden Sorten, die man in Irland anbaute, genau diejenigen, die besonders anfällig für die Kartoffelfäule waren. Geringe Artenvielfalt hat hier zu einer grossen Katastrophe geführt.
ProSpecieRara wurde vor 30 Jahren mit dem Ziel gegründet, diese Artenvielfalt zu dokumentieren, zu erhalten und zu schützen. Einen Hauptteil der Arbeit machen dabei das Sammeln alter regionaler Pflanzen und die Züchtung alter Kulturrassen aus. Die Informationen über alte Schweizer Pflanzen und Rassen kommen aus historischen Quellen oder direkt von Besitzern. Die Samen seltener Pflanzen werden am Hauptsitz im Brüglinger Hof in einer Samenbibliothek konserviert und an Partnerhöfe zur Aussaat weitergegeben. So bleiben uns alte Sorten wie weisse Johannisbeeren, die weisse Herzkirsche oder das Löffelkraut erhalten. Ebenso werden alte Tierrassen wie die Kupferhalsziege erhalten und gezüchtet. Partner in der Landwirtschaft kultivieren seltene Sorten und halten alte Rassen.
Die Arbeit der PSR kann neben der Konservierung von Arten, Sorten und Rassen aber auch einen präventiven Charakter haben. Nach dem Auftreten des Feuerbrandes in der Schweiz in den letzten beiden Jahrzehnten hat die PSR Daten gesammelt und kann Landwirten mitteilen, welche Sorten, beispielsweise Kirschen, besonders anfällig oder resistent sind. So können diese Sorten vermehrt ausgepflanzt werden. Gleichzeitig wird die Artenvielfalt neben den Umwelteinflüssen bedroht durch eine liberale Patentpolitik, die es zum Beispiel Agrarkonzernen erlaubt, Patente auf bestimmte Gene zu halten. So wird die natürliche Weiterentwicklung der Pflanze durch Kreuzung mit anderen Genpools unterbunden.
Während in der und durch die Lebensmittelindustrie auf immer mehr Fläche immer weniger Sorten gedeihen, setzt sich die PSR dafür ein, dass alte und teils herrlich schmeckende Sorten weiterhin kultiviert werden.