Preise für den Nachwuchs

Text: Thomas Scheuber, Gymnasium Kirschgarten, adaptiert von Christine Baader, Gymnasium Muttenz. Fotos: Samuel Ginsburg, Kantonsschule Wettingen

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Am Freitag, dem 16. September 2016 fand zum 13. Mal der BioValley College Day in der Aula der Universität Basel statt. Die Veranstaltung wird vom BioValley College Network (BCN) für Gymnasialklassen mit biologisch-naturwissenschaftlicher Ausrichtung aus dem Elsass, der Nord-Westschweiz und Südbaden organisiert. Dieses Jahr stand er unter dem Motto „Treffpunkt Mensch“.

Das Gymnaisum Muttenz war an dieser Veranstaltung gleich mehrfach beteiligt: Die drei dritten Klassen mit Schwerpunktfach Biologie/Chemie waren Teil des aufmerksamen Publikums. Magdalena Marggraf aus der Klasse 4BW präsentierte ihre hochkarätige Maturarbeit mit dem Titel „Testing the Binding Ability of Synthetic Protein Binders in Zebrafish“ und gewann den 3. Preis – herzliche Gratulation! Zudem ist das Gymnasium Muttenz seit der Gründung im Vorstand des BioValley College Networks durch Biologie-Lehrpersonen vertreten, die sich auch ausserhalb der Schule für die ständige Erweiterung ihres Faches mit aktueller Forschung im Bereich Life Sciences engagieren.

In der voll besetzten Aula der Universität Basel konnten über 350 Schülerinnen und Schüler aus dem Elsass, aus Südbaden und der Nordwestschweiz sowie 30 Lehrpersonen und Gäste willkommen geheissen werden. Das Grusswort richtete Regierungsrat und Nationalrat Dr. Christoph Eymann an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Als Vorsteher des Erziehungsdepartementes Basel-Stadt betonte er die Wichtigkeit der Life Sciences für die ganze Region und ermunterte die Jugendlichen, ein naturwissenschaftliches Studium aufzunehmen. Zudem sollten sie sich nicht durch Misserfolge im Studium abschrecken lassen, er selber habe sein Erststudium Medizin auch abgebrochen, um anschliessend erfolgreich Jurisprudenz zu studieren.

College meets University

Professor Urs Jenal vom Biozentrum der Universität Basel entführte das Publikum in die faszinierende Welt der Mikrobiota. Damit ist die Vielzahl von kommensalen Mikroorganismen des Menschen gemeint. Sie sind ein Teil unserer Existenz, denn wir tragen mehr Keime auf und in uns, als die Gesamtzahl all unserer Zellen im Körper. Deshalb stellte Herr Jenal zu Beginn auch die einfach anmutende Frage, was überhaupt ein Mensch sei, ins Zentrum. Die genetische Vielfalt (Mikrobiom = 2nd Genome) und die physiologische Leistung der menschlichen Mikrobiota hat in den letzten knapp zehn Jahren die Wissenschaft beflügelt: Ernährung, Immunsystem, Evolution und Krankheit – Bakterien spielen überall eine zentrale Rolle. Die Mikrobiota werden früh im Leben aus der unmittelbaren Umgebung (vor allem von der Mutter) erworben und erreichen später eine stabile und individuell verschiedene Zusammensetzung, welche in einer komplexen Wechselwirkung mit dem menschlichen Wirt stehen. Urs Jenal gelang es, das noch junge Forschungsgebiet mit eindrücklichen Experimenten und faszinierenden Bildern zu veranschaulichen und das Publikum in den Bann unserer kleinen Mitbewohner zu ziehen.

Nadja Morf vom Institut für Rechtsmedizin der Universität Zürich gab in ihrem Vortrag einen Einblick in die Methoden und den Alltag einer genetischen Forensikerin. Sie machte dabei deutlich, dass das Klischee einer Agentin mit Waffe, High-Heels und Sonnenbrille nicht ihrer Arbeit entspricht. Vielmehr sind ausgeklügelte Methoden im Labor ihr Alltag. Spuren eines Tatorts werden von der Polizei gesichert und dann im Institut für Rechtsmedizin analysiert. Zuerst muss dabei die DNA extrahiert und mittels PCR vermehrt werden. Anschliessend wird mit Hilfe der unterschiedlichen Längen von sogenannten Short Tandem Repeats ein individueller DNA Fingerprint erstellt und mit einer Datenbank abgeglichen. Nadja Morfs Vortrag verband schulisches Vorwissen mit aktueller Forschung aufs Vortrefflichste!

Im Anschluss an die Vorträge aus der Forschung vermittelten der Leiter der Studienberatung, Dr. Markus Diem, und drei Studierende der Universität einen Einblick in die Welt des Studiums. Themen wie der Übergang vom Gymnasium an die Hochschule, Englisch als Wissenschaftssprache oder die „Angst“ vor der grundlegenden Mathematik in den Naturwissenschaften kamen zur Sprache. Die Studentin aus den Nanowissenschaften ermunterte vor allem auch die jungen Frauen im Publikum, in die Life Sciences einzusteigen.

BioValley College Award

Im Rahmen des BioValley College Awards präsentierten Schülerinnen und Schüler ihre eigenen Forschungsprojekte. Sie konkurrierten um den durch die Interpharma, den schweizerischen Verband der forschenden Pharmaindustrie, gestifteten und mit 3000 CHF dotierten Preis. Nach diesen drei je zehnminütigen Vorträgen wurde ein Publikumsvoting mit Hilfe der Messung der Applauslautstärke ermittelt. Die fünfköpfige Experten-Jury (zusammengesetzt aus Lehrpersonen und Vertretern der LifeScience Branche) zog sich anschliessend zur Beratung zurück. Die Beratungszeit wurde von Don Salvatore vom Museum of Science in Boston überbrückt. In seinem Vortrag „Science is for everybody – not just scientists“ berichtete er über zahlreiche faszinierende kleine naturwissenschaftliche Phänomene und Projekte. Er entführte das Publikum unter anderem in die faszinierende Welt von Schnecken, die ihre eigene Nahrung anbauen, giftige Glühwürmchen, die sich gegenseitig fressen, und Blinde, welche das Echoortungsprinzip von Fledermäusen technisch nutzen und damit sogar Mountain Bike Trails fahren können.

Preisvergabe BioValley College Award

Zum Abschluss erfolgte die Preisvergabe des Awards durch den Präsidenten des BCN, Sacha Glardon. Der erste Preis ging an Jennifer Green vom Gymnasium Münchenstein für ihre Arbeit mit dem Titel „Detection of Anticoagulant Rodenticides in Shed Snake Skins“. Sebastian Bross und Pascal Bürklin vom Hans-Thoma Gymnasium in Lörrach belegten den zweiten Platz mit ihrem Projekt „Kann Abfall unser Trinkwasser reinigen?“. Den dritten Platz errang Magdalena Marggraf vom Gymnasium Muttenz mit ihrer Arbeit „Testing the Binding Ability of Synthetic Protein Binders in Zebrafish“. Es war sicherlich für alle vier Jugendlichen ein besonderes Erlebnis, vor fast 400 Menschen zu stehen und die eigene Arbeit zu präsentieren. Die Nervosität, aber auch die Freude und ein berechtigter Stolz waren ihnen denn auch anzusehen!

Die Kongresssprachen waren Deutsch, Französisch und Englisch. Urs Jenal, zwei Award-Vortragende und Don Salvatore hielten ihre Referate in der Wissenschaftssprache Englisch. Das BCN erhofft sich neben der inhaltlichen Vermittlung einen grenzüberschreitenden Dialog zwischen den teilnehmenden Klassen.

Partner

Unterstützt wurde die Veranstaltung von der Académie de Strasbourg, dem Regierungspräsidium Freiburg, den Erziehungsdepartements Basel, Basel-Stadt & Aarau, BioValley (CH, D, F), der Universität Basel und der Interpharma.

BioValley College Network

Veranstalter des BioValley College Days was das BioValley College Network – BCN. Das BCN ist ein Zusammenschluss von zwölf Gymnasial-Lehrpersonen aus der Schweiz, Deutschland und Frankreich. Das seit 2004 bestehende Netzwerk bemüht sich Projekte zu organisieren, die den Unterricht insbesondere im Bereich der Life Sciences unterstützen. Neben dem College Day/Award unterhält das BCN Schullabore, veranstaltet einen zweitägigen Schülerkongress und organisiert ein Lehrersymposium.

Den Bericht der Basler Zeitung finden Sie hier.