Die lange Reise

9-lucas-linder-flucht-ins-ungewisse-4Im Rahmen des Sonderunterrichts während der mündlichen Maturen hat die Schweizerische Flüchtlingshilfe einen Workshop am Gymnasium Muttenz veranstaltet. Daran hat neben drei anderen Klassen die F3c mit ihrem Klassenlehrer Lucas Linder teilgenommen. Mira Wecker, Sina Tarantino, Melissa Rizzello, Jessica Luterbach, Dominique Näf und Alessandra Bedon beschreiben ihre Eindrücke davon.

Fotos: Lucas Linder

Journalismus war Jathus Leben, sein Traumberuf, seine Leidenschaft. Doch genau das wurde ihm zum Verhängnis: Er wurde verfolgt und musste fliehen. So steht vor uns ein gut gekleideter, gebildeter junger Mann. Aufgrund seines Auftretens, das sich nicht von unserem unterscheidet, ist nur wegen seiner dunklen Hautfarbe zu erahnen, dass er Flüchtling ist. Berührend erzählt er über das, was ihm in seinem Heimatland widerfahren ist und über seine Flucht in die Schweiz. Dann lernen wir das Team der Schweizerischen Flüchtlingshilfe kennen, das aus ehemaligen Asylsuchenden besteht. Die Organisation setzt sich auf politischer Ebene für die Neuankömmlinge ein, die Asyl in der Schweiz suchen.

Ohne Erwartungen steigen wir in das Simulationsspiel und somit in den zweiten Teil des Morgens ein. Die Klasse wird in fünf „Familien“ aufgeteilt. Jede Gruppe erhält eine Hintergrundgeschichte über die jeweilige Familie, die alle Mitglieder auswendig lernen. Auf dem Sportplatz verbinden wir uns die Augen und das Spiel beginnt: Ein Luftangriff, Explosionsgeräusche zerreissen die Stille, wir geraten in Panik! Nach der Festnahme durch Soldaten folgt die Gefangenschaft im Luftschutzkeller des Gymnasiums Muttenz. Zum Glück wurden wir kurz nach dem Übergriff von Schleppern im Tausch gegen Wertsachen über „die Grenze“ gebracht, wo wir von der UNHCR (United Nations High Commissioner for Refugees) empfangen und versorgt werden.

Im Anschluss an das Simulationsspiel, das unseren Adrenalinspiegel in die Höhe getrieben hat, diskutieren wir über das Erlebte. Dabei vergleichen wir unsere Erfahrungen mit der Realität, die unvorstellbar tragisch ist und uns zu Tränen rührt. Der Morgen war wahnsinnig eindrücklich. Dank der Schweizerischen Flüchtlingshilfe konnten wir unser Wissen über das aktuelle Thema „Flüchtlinge in der Schweiz“ vertiefen und unsere Wahrnehmung der Neuankömmlinge verändern. Man sollte sich immer fragen, was die Beweggründe dieser Personen waren, nach Europa zu fliehen, und man sollte sich bewusst sein, dass vielen von ihnen schlimme und prägende Ereignisse widerfahren sind.