Die 2ILS bewegt sich auf nationalem Parkett

Die 2ILS an der Verleihung des Schweizer Buchpreises

von Flavia Manella (Fotos: Nu)

Entspannte Jazzmusik erfüllt das Foyer des Theaters Basel an jenem Sonntagmorgen, dem 10. November 2019. Bereits eine Stunde vor Beginn der Verleihung des Schweizer Buchpreises schlendern Besucher in den grossen Raum. Die Klasse 2ILS sucht sich Plätze auf den oberen Rängen. Der Saal füllt sich, die Spannung steigt – inzwischen sind auch die fünf nominierten Autorinnen und Autoren angekommen. Das sind nebst bekannteren Namen wie Sybille Berg, die spätere Preisträgerin, und Alain Claude Sulzer auch etwas weniger bekannte wie Ivna Žic, Tabea Steiner und Simone Lappert. Die einstündige Veranstaltung markiert nicht nur für die Nominierten den Höhepunkt der diesjährigen BUCHBasel. Auch die SchülerInnen der 2ILS haben sich während mehrerer Wochen mit den Romanen auseinandergesetzt, in Gruppen ihre Lektüre besprochen und Präsentationen vorbereitet.

Einige haben die Chance genutzt, die Autorinnen und Autoren an ihren Lesungen im Volkshaus zu besuchen. Als die Gewinnerin bekannt gegeben wird, sind viele SchülerInnen überrascht: «Was, so ein Roman wie ‘GRM. Brainfuck’ gewinnt den Schweizer Buchpreis?» Doch der Funke, den die Entscheidung der Jury entfacht hat, springt über. Mit viel Engagement und Neugierde diskutieren die Schülerinnen und Schüler über lesenswerte Literatur. Ist gute Literatur süffig und einfach geschrieben? Oder eben gerade anspruchsvoll? Worum geht es beim Schweizer Buchpreis? Laut Luka geht es darum, «das beste Buch des Jahres zu küren. Die Kriterien sind literarische Qualität und thematische Dringlichkeit.» Aber gerade da scheiden sich die Geister in der Klasse, wie sich in den nachfolgenden Aussagen zeigt.

Die Preisträgerin Sibylle Berg

Was verstehen Sie unter ‚guter Literatur‘?

Ich verstehe unter guter Literatur Geschriebenes, das ich gut verstehe. Es muss in mir Freude wecken, wenn ich weiss, dass ich ein Buch gerne weiterlesen möchte. Es darf nicht zu einfach sein wie für Kleinkinder, aber auch nicht so schwer, dass nur Personen es verstehen, die ein sehr hohes Wissen an Fachbegriffen haben. (Melina)

Unter guter Literatur verstehe ich eine angenehm lesbare, verständliche, sinnvolle Literatur. Nach dem CH-Buchpreis-Besuch denke ich aber, dass je verrückter, sinnloser, aussergewöhnlicher das Buch ist, desto mehr gilt es als “gute Literatur“. (Dicle)

Gute Literatur sollte meiner Meinung nach vor allem interessant sein und Vergnügen bereiten. Eine Botschaft sollte die Literatur auf jeden Fall vermitteln. Welche dies ist, sollte der Leser selber interpretieren dürfen, sodass man sich noch nach dem Lesen Gedanken über den Text macht. Ausserdem sollte es keine «0815»-Literatur sein, sondern sollte etwas Spezielles an sich haben. (Alyssa Lang)

Unter guter Literatur verstehe ich ein Buch, welches mich von Anfang an in seinen Bann zieht und fasziniert, so dass ich es am liebsten verschlingen würde. Ausserdem gefällt es mir, wenn ein Buch ein Thema hat, über welches man dann diskutieren kann und über das die Meinungen zwiegespalten sind. (Seraina)

Wie war die Begegnung mit den nominierten Autoren/innen? Waren Sie überrascht, wie sie aufgetreten sind?

Man hat den Autorinnen und dem Autor nicht wirklich angemerkt, dass sie nervös waren. Sibylle Berg hat sich offenbar nicht wirklich darauf vorbereitet zu gewinnen. Auf der einen Seite ist es top, dass sie trotz vieler Kameras und Publikum sich selbst geblieben ist. Doch muss man auch erwähnen, dass sie ihre Rede durchaus etwas professioneller hätte halten können. Ausser dass sie nicht mit dem Preis gerechnet hatte und daher wohl zu viele Baldriantabletten konsumiert hatte, konnte man von ihrer Rede nicht viel mehr erfahren. (Jana)

Alle waren eher elegant und farbig gekleidet, was auch bei einem solchen Anlass zu erwarten ist. Ausser Sibylle Berg. Sie war weniger elegant und komplett in schwarz gekleidet. Wenn man allerdings das Buch liest, erwartet man auch kein neongelbes Kleid. Nach der Vorlesung des Buches und der Verleihung bin ich auch ein riesen Fan von Sibylle Berg. Allerdings nicht unbedingt wegen ihrem Buch, sondern vielmehr wegen ihrer Persönlichkeit. (Alyssa Lang)

Für mich war es ein sehr wichtiger Prozess, mich nach dem Lesen des Romans „GRM Brainfuck“ mit der Autorin zu befassen, denn nur so konnte ich nachvollziehen, wie dieses Buch überhaupt geschrieben werden konnte. (Seraina)

Welchen Gesamteindruck hatten Sie von der Preisverleihung? Was hat Sie empört, überrascht, gefreut, verwundert?

Da ich zuvor noch nie bei einer Preisverleihung gewesen war, fand ich den Besuch dort umso aufregender. Es war interessant und auch schön die grosse Menschenmenge und die Nominierten zu sehen. Ich fand Sibylle Bergs Rede unterhaltsam und definitiv etwas Neues. Vom Gesamten her fand ich den Besuch der Veranstaltung eine tolle Erfahrung und würde die Verleihung nächstes Jahr gerne wieder besuchen. (Egzona)

Empört war ich darüber, dass sich viel mehr Leute auf das Essen gestürzt haben als auf die Autoren, so als wäre dies das Einzige, weshalb sie dort waren. Im Grossen und Ganzen denke ich aber, dass ich wieder zu so einer Nominierung gehen würde, weil ich es auch als Gelegenheit sah mit den Autoren selber zu reden, wozu ich normalerweise nicht die Chance habe. (Alyssa Lang)

Die Nominierten für den Schweizer Buchpreis 2019 mit der Preisträgerin Sibylle Berg (2. von rechts)