Black History Month

20200204-10

von Mirjam Braun (Text und Fotos)

Mit dem 13. Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten wird im Jahr 1865 die Sklaverei in den USA offiziell abgeschafft und mit dem 14. Zusatzartikel zur Verfassung, welcher drei Jahre später in Kraft tritt, werden allen Bürgern der USA die gleichen Rechte zugesichert. Doch so einfach lässt sich Gleichberechtigung nicht durchsetzen und so leidet die schwarze Bevölkerung der USA weiterhin unter Restriktionen, Rassismus und Rassentrennung (Jim-Crow-Gesetze). Eine, die genug davon hat, andauernd diskriminiert zu werden, ist Rosa Parks. Im Dezember 1955 weigert sie sich, ihren Sitzplatz im Bus für einen weissen Fahrgast freizugeben. Sie wird festgenommen, angeklagt und zur Zahlung einer Geldstrafe verurteilt. Dieses Ereignis sowie der darauffolgende „Bus-Boykott von Montgomery“ gilt als die Geburtsstunde der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung (Civil Rights Movement). Gewaltloser Widerstand und friedlicher Protest sind die Mittel der sozialen Bewegung, deren bekanntester Sprecher Bürgerrechtler Martin Luther King ist.

20200204-4

Doch nicht nur auf politischer Ebene kämpfen schwarze US-Amerikaner um Anerkennung und Gleichberechtigung. Carter G. Woodson, ein Historiker, gründet im September 1915 die „Association for the Study of Negro (heute: African American) Life and History“, um so den Einfluss der schwarzen Bevölkerung auf die Geschichte der USA anzuerkennen und das Studium der afroamerikanischen Geschichte zu fördern. Zudem kritisiert Woodson, dass literarische Werke von schwarzen Amerikanern „übersehen, ignoriert und sogar unterdrückt“ werden. Im Jahr 1926 organisiert er deshalb in der zweiten Februarwoche die erste „Negro History Week“, um die breite Öffentlichkeit auf die afroamerikanische Geschichte und Literatur aufmerksam zu machen und sie zu feiern.

Nach einem zögerlichen Start wird das einwöchige Event drei Jahre später bereits in vielen Bundesstaaten durchgeführt und die Bildungsministerien anerkennen die Feierlichkeiten und helfen mit, Literatur zu verbreiten. Am 1. Februar 1970 wird der afroamerikanischen Geschichte erstmals ein ganzer Monat gewidmet. Initiiert durch schwarze Dozenten sowie die „Black United Students“ wird an der Kent State University (Ohio) ein Black History Month durchgeführt. Nur sechs Jahre später wird der Black History Month landesweit ausgerichtet, organisiert von Bildungsinstitutionen, Gemeindezentren, Bibliotheken und vielen mehr. Zur „Zweihundertjahrfeier“ der USA (United States Bicentennial) anerkennt der damalige Präsident Gerald Ford die Wichtigkeit der afroamerikanischen Geschichte und die Feierlichkeiten des Black History Months.

Seit Ende der 80er/Anfang der 90er-Jahre führen auch andere Länder der Welt einen Black History Month durch, so zum Beispiel Grossbritannien, Kanada, Irland und Deutschland.

In unserer Ausstellung dreht sich ebenfalls alles um den Black History Month. Wir stellen euch die wichtigsten afroamerikanischen Autorinnen und Autoren vor und zeigen ihre Werke. Sachbücher und Filme illustrieren die Geschichte von der Sklaverei bis heute. Ein kurzer Teaser:

20200204-7

Harriet Jacobs und Solomon Northup: Jacobs wird 1813 in North Carolina als Sklavin geboren und jahrelang durch ihren Besitzer sexuell bedrängt. Später versteckt sie sich über sieben Jahre lang in einem kleinen Unterschlupf im Haus ihrer Grossmutter. Mit 29 Jahren gelingt ihr die Flucht nach New York. Ganz anders verläuft das Leben von Northup. Er wird 1808 als freier Afroamerikaner im Bundesstaat New York geboren. 1941 (also ein Jahr bevor Harriet Jacobs flüchten kann) wird er durch einen Trick von zwei Betrügern ins ländliche Louisiana entführt und versklavt. Während 12 Jahren wird er mehrmals verkauft und muss auf verschiedenen Baumwollplantagen schuften. 1853 schafft es ein befreundeter Anwalt, Northup zu befreien. Sowohl Jacobs als auch Northup veröffentlichen nach den traumatischen Ereignissen ihre Lebensgeschichten, die bereits damals für grosses Aufsehen sorgen. Sie geraten zwischenzeitlich in Vergessenheit, werden aber in den 1970er-Jahren wieder neu entdeckt und sind seither wichtige Zeugnisse der Sklaverei in den Südstaaten.

20200204-6

Toni Morrison: Um dem Rassismus im Süden zu entgehen, ziehen ihre Eltern in den Norden der USA, wo Morrison 1931 in Ohio geboren wird. Ihre Eltern vermitteln ihr schon früh einen Sinn für Sprache und Musik, sie liest viel und ist unter anderem auch im Debattier-Club ihrer Schule. Sie studiert Anglistik und unterrichtet Englische Literatur an der Universität. 1965 beginnt sie als Lektorin für den Verlag Random House zu arbeiten und setzt sich dort stark für die afroamerikanische Literatur ein. 1970 wird ihr erster Roman (The Bluest Eye) veröffentlicht und 1988 erhält sie für ihr Werk Beloved den Pulitzer-Preis. Als erste schwarze Frau erhält sie 1993 den Nobelpreis für Literatur. Danach ist sie auch weiterhin als Autorin, Lektorin und Dozentin tätig und wird mit unzähligen Auszeichnungen geehrt. Am 5. August 2019 stirbt sie 88-jährig an einer Lungenentzündung.

20200204-5

Angie Thomas: Sie wird 1988 in Mississippi geboren und muss bereits mit sechs Jahren vor einer Schiesserei flüchten. Sie studiert Kreatives Schreiben und beginnt, erste Kurzgeschichten zu schreiben. Inspiriert durch die Erschiessungen der schwarzen Jugendlichen Oscar Grant, Trayvon Martin, Michael Brown und Tamir Rice, schreibt sie 2018 ihren ersten Roman, The Hate U Give. Sie trifft einen Nerv, das Buch wird an die Spitzen sämtlicher Bestsellerlisten katapultiert, gewinnt unter anderem den Deutschen Jugendliteraturpreis und wird auch verfilmt. Ein Jahr später erscheint ihr zweites Werk On the come up. Angie Thomas ist eine neue, starke, schwarze Stimme im Literaturzirkus.

Vier völlig unterschiedliche Biografien und doch haben sie eines gemeinsam: Rassismus war und ist in den Köpfen der US-Amerikaner tief verankert und die Schrecken der Sklaverei sind noch lange nicht verarbeitet.

Interessiert euch dieses Thema? Lest weiter auf https://africanamericanhistorymonth.gov/ und https://asalh.org/

Kennt ihr schon unsere Lese-Challenge? Jeden Monat geben wir ein Thema vor, lest ein passendes Buch und schreibt eine kleine Rezension. Jede abgegebene Rezension erhält einen tollen Preis! Das Thema im Februar: Black History!

Für mehr News aus Medien, Literatur und Bibliothek folgt uns auf Instagram.

20200204-8