TV-Shows, Buchclubs und ein Präsident

von Mirjam Braun (Text und Fotos)

Im März des letzten Jahres wurde die Leipziger Buchmesse abgesagt und bald darauf auch die Frankfurter Buchmesse. Und obwohl ziemlich schnell ein spannendes Online-Programm auf die Beine gestellt wurde, so ganz kommen Bildschirm-Interviews eben doch nicht an echte Begegnungen (und endloses Anstehen für ein Foto und Autogramm des Lieblingsautors) heran. Und auch wir lieben es, stundenlang an den Ständen der Verlage in Neuerscheinungen zu stöbern. Aber wo informieren wir uns über neue Bücher, wenn gerade keine Messe stattfindet und die Buchhandlungen mal wieder geschlossen sind?

Neben den aktuellen Bestseller-Listen von Orell Füssli und Bider & Tanner durchforschen wir natürlich auch die Tages- und Wochenzeitungen, welche fast alle im Kulturteil regelmässig Neuerscheinungen vorstellen. Die NZZ beliefert uns mehrmals im Jahr in der Beilage «Bücher am Sonntag» mit ausführlichen Besprechungen und Interviews und für Sachbücher mögen wir besonders die Rezensionen in «Bild der Wissenschaft» und «Gehirn und Geist». Das «Bücher Magazin» erscheint alle zwei Monate und ist ein ca. 100 Seiten starkes Heft mit vielen Kritiken, spannenden Interviews und News zu literarischen Neuheiten, Themen und Events.

SRF Kultur bietet in der Rubrik Literatur und dem entsprechenden Newsletter besonders viele News über Schweizer Autorinnen und Autoren und in der TV-Sendung «Literaturclub» werden monatlich vier bis fünf brandaktuelle Bücher bzw. Themen besprochen (z.B. Fünf Jahreszeiten von Meral Kureyshi oder Das wirkliche Leben von Adeline Dieudonné). Während der Literaturclub ein eher elitäres Publikum anspricht und Literaturprogramme bei uns generell meist verschwindend wenig Sendezeit erhalten, ist dies in den USA ganz anders. Dort wird Literatur auch in bekannten Primetime-Shows besprochen. So hat zum Beispiel Jimmy Fallon in seiner «Tonight Show» im Sommer 2018 einen «Buch-Club» gestartet, in welchem er jeweils fünf Bücher vorstellte, und die Zuschauer konnten während mehrerer Runden für ihren Favoriten abstimmen. Der erste Gewinner war Children of blood and bone von Tony Adeyemi und 2019 machte Ask again, yes von Mary Beth Keane das Rennen.

Auch Oprah Winfrey nutzt ihre Popularität und stellt regelmässig Bücher vor. Bereits seit 1996 präsentiert sie in ihrer Show und über weitere Formate Romane und populärwissenschaftliche Bücher. Schon früh erkannte Oprah die Macht der Medien und nutzte ihre Bekanntheit. Es wird geschätzt, dass allein durch ihre Empfehlung im Buchclub über 55 Millionen zusätzliche Exemplare der vorgestellten Titel verkauft wurden, ein gewaltiger Einfluss auf das Leseverhalten der Bevölkerung. Seit 2019 wird «Oprah’s Book Club» über Apple TV gestreamt. Besprochene Bücher sind zum Beispiel The water dancer von Ta-Nehisi Coates oder American Dirt von Jeanine Cummins.

Unser Lieblings-Buchclub ist von Reese Witherspoon. Jeden Monat stellt die Schauspielerin auf ihrer Seite «Hello Sunshine» zwei Bücher vor, eines für Erwachsene und eines für Jugendliche, bei welchen eine Frau im Mittelpunkt der Geschichte steht. Auf Instagram hat «Reese’s Book Club» über 1.9 Millionen Abonnenten. Bisherige Empfehlungen waren zum Beispiel Fable von Adrienne Young oder Such a fun age von Kiley Reid.

Der neueste Zugang in den Reihen der Promi-Buchclubs ist Camilla Parker-Bowles, die Duchess of Cornwall. Seit Anfang Jahr ist @duchessofcornwallsreadingroom online und hat immerhin bereits knapp 90’000 Follower.

Und noch ein letzter Celebrity, dessen Empfehlungen wir gerne folgen: Seit 2008 veröffentlicht der ehemalige US-Präsident Barack Obama jährlich eine «reading list» mit seinen liebsten Büchern des Jahres. Die Mischung ist vielfältig, von Klassikern zu Neuerscheinungen und aus verschiedenen Genres, z.B. The Power von Naomi Alderman, The underground railroad von Colson Whitehead oder Becoming von Michelle Obama (aaaawwww <3).

Bereits seit 14 Jahren gibt es die Platform Goodreads, inzwischen hat sie über 90 Millionen Members. Sie ermöglicht es den Nutzern, Online-Bücherregale und Leselisten zu erstellen, Rezensionen zu schreiben, Bücher zu bewerten und sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. 2009 wurden erstmals die Goodreads Choice Awards vergeben. In 20 Kategorien wie Fiction, Fantasy, Romance oder Debut Novel können die Mitglieder für ihre Lieblingsbücher abstimmen. Die Awards sind die grösste literarische Auszeichnung, die allein von Lesern (und nicht von einer Jury) vergeben wird, weshalb sie auch auf unsere Literaturauswahl einen grossen Einfluss haben. Viele der Gewinnerbücher sind auch Lieblinge von uns, zum Beispiel Die Mitternachtsbibliothek von Matt Haig, Crescent cityvon Sarah J. Maas oder The kiss quotient von Helen Hoang. Grossartig sind auch die Newsletter von Goodreads, welche uns immer wunderbar die nächsten neuen Werke vorstellen. Und abends scrollen wir dann noch stundenlang durch Instagram, wo uns Autoren, Verlage, Buchhandlungen, Bibliotheken und Community-Seiten wie @fiercereadsauf die neusten Bücher-Hits aufmerksam machen.

Ihr seht also, wir tun alles, damit euch alle nationalen und internationalen Bestseller und Trends so schnell wie möglich in der Mediothek zur Verfügung stehen. Alle in diesem Blog erwähnten Bücher findet ihr auch in eurer Schulbibliothek und auf unserer Instagram-Seite gibts jeweils am Dienstag den Tipp der Woche: ein Buch oder Film, welches/n wir euch ganz besonders empfehlen möchten.

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