Applaus bis nach Hornussen!

Texte von Jan Pagotto und Beat Ardüser, Foto von Flavia Manella

«Spontaneität heisst, günstige Gelegenheiten nicht nur zu erkennen, sondern auch zu ergreifen.»

Liebe Fachmaturandinnen und Fachmaturanden des Berufsfelds Gesundheit, Soziales und Kunst,

Liebe Angehörige, Freundinnen und Freunde, Betreuungspersonen und Expertinnen,

Liebe Brigitte Jäggi von der Schulleitung und Andy Schär von Nanoo TV

Liebe Schulrätinnen und Schulräte, Liebe Helfende, Liebe Sarah Wickli und Beat Ardüser,

Ich glaube, dieses Zitat der Essayistin Aba Assa trifft auch für unsere heutige Gelegenheit zu. Auf jeden Fall brauchten wir alle etwas Spontaneität, um uns auf diesen Anlass einzustellen und diesen vorzubereiten. Ich danke allen, ob hier im Foyer des Gymnasiums Muttenz oder zuhause via Videokonferenz, für ihr Verständnis und dass Sie mit Ihrer Spontaneität und Ihrem Wohlwollen die Gelegenheit zu einer günstigen machen.

So freuen wir uns, dass Sie gekommen sind oder zuhause mitfeiern:

18 Fachmaturandinnen und Fachmaturanden aus den Berufsfeldern Gesundheit und Naturwissenschaften und 19 erfolgreiche FachmaturandInnen und Fachmaturanden aus den Berufsfeldern Soziales und Kunst dürfen wir hier zu der Feier begrüssen, dazu unsere Helferinnen und Helfer, welche die Technik steuern und die Übertragung für zuhause ermöglichen. Wir sind sehr froh um diese recht spontane Hilfe und bitten im Voraus um Nachsicht, dass wir professionellen Fernsehansprüchen nicht gerecht werden können.

Bei der Organisation der Fachmatur aber auch den Vorbereitungen und der Durchführung dieser Feier halfen und helfen uns Fränky Rahm, Felix Bitterli, Daniel Nussbaumer, Flavia Manella, Jonathan Ruf, Tim Vaterlaus und Till Hablützel sowie Sarah Wickli vom Sekretariat der FMS und Beat Ardüser, der FMS-Schulleitungs-Assistent.

Nun zu den hier nicht Anwesenden, die einen wichtigen Teil dazu beigetragen haben, dass wir Ihnen heute zurecht die Fachmaturitätszeugnisse übergeben dürfen. Ich denke da an alle Betreuungspersonen, ehemalige Lehrerinnen und Lehrer, die Praktikumsleiterinnen und -Leiter aber insbesondere auch Ihre Eltern, Angehörige, Freundinnen und Freunde, die Ihnen sicher beigestanden haben und mit Ihnen hofften, dass Sie es schaffen werden.

Ich möchte darum Sie, liebe Fachmaturandinnen und Fachmaturanden, zunächst bitten, für alle hier Anwesenden und Nicht-Anwesenden einen kräftigen Dankes-Applaus zu spendieren. Möge dieser bis zu Ihren Liebsten nach Birsfelden, Lausen, Pratteln, Dittingen, Muttenz, Zeiningen und Hornussen dringen!

Liebe Fachmaturandinnen und Fachmaturanden der Berufsfelder Gesundheit, Soziales und Kunst

Eines haben Sie in Ihrem Praktikum vermutlich schnell gelernt: Wenn der oder die Vorgesetzte ein mail schreibt oder Sie ins Büro ruft, dann reagiert man besser schnell – es gibt vermutlich etwas Wichtiges zu tun!

So ähnlich war das auch, als ich angefragt wurde wegen dieser Ansprache. Ich bin dazu – wenn man so will – gekommen wie der Storch zum Baby. Und genau damit möchte ich Sie nun auch vergleichen: mit Störchen nämlich… (Bild 1-Schwarm)

Ich hoffe, Sie nehmen mir diesen Vergleich nicht übel, aber Ihre Metamorphose zu Störchen dauert ja nicht lange – bald werden Sie wieder festen Boden unter den Füssen haben und dürfen Ihr wohlverdientes Fachmatur-Zeugnis entgegennehmen…

Und übrigens: Störche sind wunderbare Tiere! Sie lieferten die Inspiration für schon so manches Kunstprojekt oder das eine oder andere Kinderbuch, dass an ihrem Praktikumsort womöglich vorgelesen haben!

Störche sind nämlich mutige, elegante und zudem lernwillige Flieger, die an ihre Grenzen gehen, um ans Ziel der Reise zu kommen – genau wie Sie das in diesem verrückten Coronajahr bewiesen haben!

Tja, und überhaupt: wussten Sie, dass die letzten Jungstörche unsere Region in Richtung Süden im August 2020 verlassen haben? Ich nehme an, dieser Zeitpunkt für einen Reisebeginn kommt Ihnen irgendwie bekannt vor, nicht wahr? Grund genug, einige Parallelen zu den Störchen zu ziehen und uns dabei auch Ihre Reise nochmals kurz vor Augen zu führen…

Als Erstes brauchen Jungstörche, bevor sie die anforderungsreiche Reise zum ersten Mal in Angriff nehmen, gute Voraussetzungen!

Ein bisschen gute Nestwärme im Schutz der Familie ist definitiv von Vorteil! Dann, dass sie lernen, wie gute Nahrung zu finden ist und dass sie beginnen, ihre Flugmuskeln zu trainieren – zuerst im Nest, dann mit Probeflugversuchen dicht über dem Nest und schliesslich mit kleinen Erkundungsflügen rund ums Nest. Es gilt die einfache Regel: «Wer nicht trainiert und investiert, kann nicht losfliegen» – und so war das auch bei Ihnen!

Für die Nestwärme waren wohl hauptsächlich ihre Fans an den Bildschirmen zu Hause zuständig – dafür auch von unserer Seite ein herzliches Dankeschön von hier nach Hause!

Natürlich bilden wir uns als FMS Muttenz ein, dass auch wir ein wenig dazu beigetragen haben, dass Sie für das Fachmaturjahr flügge geworden sind. Wir haben Ihnen hoffentlich vermittelt, wie und wo man inhaltlich, methodisch und formal gute Nahrung für einen längeren Flug findet. Und wir haben Sie im besten Fall motiviert – und da und dort wohl auch ein wenig genötigt – Erkundungsflüge zu unternehmen, z.B. anlässlich der Kurzpraktika im 2. FMS-Jahr oder danach während einem halben Jahr mit der SA! Da konnten Sie Ihre Flugmuskeln wacker trainieren und Mut gewinnen, Neues zu wagen. Und so durften wir Sie am Ende der FMS-Zeit trotz Corona getrost ins Fachmaturjahr entlassen!

Ein Zweites, was der Storch für eine erfolgreiche Reise braucht, sind clevere Reisestrategien! Wenn ein Storch versuchen würde, die rund 10’000 km Weg über die Ost- oder die Westroute nach Afrika durch wildes Flügelschlagen zurückzulegen, wäre er bald erschöpft und würde nie ans Ziel kommen. Der Storch sucht daher, damit er Kräfte sparen kann, immer wieder die Thermik, wo er sich in der warmen Luft nach oben tragen lässt und schliesslich von dort in die nächste Thermik weitergleitet.

Auch Sie mussten im Fachmaturitäts-Praktikum lernen, möglichst kräftesparend zu segeln! Wer dauernd aufgeregt wirbelt, ist flatterhaft und verbraucht immens viel Energie! Dass Sie heute hier sind, beweist: Sie haben gelernt, wie Selbstfürsorge und Erholung geht! Insbesondere unter den schwierigen Coronabedingungen war es immer wieder wichtig, die nächste Thermik zu suchen und so Ihren Weg konsequent bis ans Ziel zu segeln! Vor dieser aussergewöhnlichen Leistung ziehen wir den Hut!

Etwas Drittes, was der Jungstorch braucht, ist Lernbereitschaft! Wenn er im August an den Start geht, weiss er nicht, wo der Weg durchführen wird. Deshalb fliegt er nicht allein, sondern in einer Gruppe.

In diesem Team sind aber nicht alle einfach gleich – es gibt sogenannte Leitstörche und Folgestörche. Leitstorch ist man nicht von Beginn weg, das wird man durch Erfahrung! Und dennoch brauchen die Leitstörche auch die Unterstützung durch die Folgestörche! Wenn also jede und jeder im Team bereit ist, die eigene Rolle sinnvoll auszuüben, können alle profitieren!

Auch Sie sind nicht alleine geflogen, und das ist gut so! Sie mussten sich in bestehende Teams einfügen, sei es an der Hochschule für Gestaltung, in einer sozialen Institution oder einem Architekturbüro! Sie mussten herausfinden, wo an Ihrem Praktikumsort gute Leitstörche sind und bereit sein, von diesen zu lernen!

Zudem haben Sie sich vermutlich in Chat-Gruppen gegenseitig angespornt, sich Tipps gegeben und sich wohl auch ab und zu das Leid geklagt! All das zeugt von guter Sozialkompetenz und Lernbereitschaft – ein weiterer Grund, warum Sie heute hier sind!

Und ja, zu guter Letzt braucht es vor allem noch etwas: Eine ordentliche Portion Kämpfergeist! Denn jede solche Arbeit – sei es eine SA, eine FMA oder was immer da noch kommen mag – ist ein Marathonflug, der viel Durchhaltewillen braucht!

Bei Störchen ist die ultimative Herausforderung die Überquerung der Strasse von Gibraltar, denn dort gibt es keine Aufwinde! So bleibt den Störchen nichts anderes übrig, als mit kräftigen Flügelschlägen diese rund 20 km lange Bewährungsprobe von Spanien bis zum afrikanischen Kontinent zu meistern – manch einer kommt dabei an die absoluten Grenzen!

Ihnen mag es in diesem Coronajahr zwischendurch nicht anders ergangen sein! Und insbesondere vor dem Fertigstellen der FMA sind Sie vielleicht gehörig an Ihre Grenzen gekommen. Gerade deshalb dürfen Sie heute besonders stolz sein – Sie haben allen Herausforderungen in diesem anspruchsvollen Jahr getrotzt und bewiesen, dass Sie mutig segeln gelernt haben!

Sie sind heute am Ziel Ihrer Fachmaturitätsreise angekommen – und das ist eine grossartige Leistung! Wir freuen uns sehr mit Ihnen – wir hier vor Ort, aber auch alle Supporter zu Hause vor dem Bildschirm!

Sie haben gekämpft und Sie haben es geschafft – das ist viel Grund zur Freude! Nun dürfen Sie sich nach der anstrengenden Reise einen schönen Baum zum Ausruhen suchen und mit Ihrer Familie und mit Ihren Freunden dieses Etappenziel auch gebührend feiern!

Wir gratulieren Ihnen von Herzen zu Ihrem Erfolg und wünschen Ihnen für den Weiterflug in Ihre Zukunft alles Gute!