Tango – Ein Nationaltanz

Martina Magri, Gastschülerin aus Argentinien von Januar 2013 bis Januar 2014, wurde interviewt von Karen Gisler, die das Interview aus dem Spanischen übersetzt hat, und Aysel Cakal (biede 2BS).

Ich habe bereits mein ganzes Leben über getanzt, jedoch hatte ich noch nie zuvor Tango getanzt. Bei den jungen Leuten in Argentinien ist der Tango aus der Mode gekommen. Die Menschen lernen ihre Heimat und Nationalität meist erst später schätzen, wenn sie reifer sind und schon einen Teil ihres Lebens hinter sich haben. Die jungen Leute schätzen den Wert ihrer Heimat meistens weniger. Aber trotzdem repräsentiert der Tango mein Land, Argentinien! Es ist jedoch natürlich immer eine Frage des Blickpunktes. So ist es in der Region von Buenos Aires normal, dass Eltern ihren Kindern diese Tradition weitergeben und sie in anerkannte Tanzschulen schicken, wo sie den Nationaltanz erlernen. Doch in anderen Regionen möchten die Jüngeren nicht das Gleiche tanzen wie ihre Eltern und Grosseltern. Ich denke, dieses Phänomen des Erwachsenwerdens und der Abspaltung vom Elternhaus gibt es überall auf der Welt. Jugendliche versuchen zu rebellieren und die Traditionen ihrer Vorfahren zu brechen. Aufgrund dieses Prozesses wird der Tango von den Jüngeren auch verschmäht.

Als ich mich dazu entschied, ein Austauschjahr in der Schweiz zu machen, wollte ich etwas aus meinem Heimatland mitnehmen. Es sollte typisch für Argentinien sein und sich von der Schweiz grundlegend unterscheiden. So beschloss ich, den Tango zu erlernen. Der Tango ist kein einfacher Tanz und er erfordert hartes Training. Am Anfang war es auch schwierig, einen Tanzpartner zu finden, denn es ist ein Tanz mit sehr viel Körperkontakt. Man muss seinem Partner vertrauen können und ich bin sehr froh, einen so professionellen Tanzpartner wie Wilson Becerra (Peru, Austauschschüler am Gymnasium Laufen) gefunden zu haben.