Zorro vs. iPhone

von Alex Bieger

Zugegeben, wer in der heutigen Zeit ein Klassenzimmer während einer Pause betritt, dem präsentiert sich ein trauriges Bild. Meist sitzen da um die zwanzig stumme, leicht vornüber gebeugte Individuen, deren Gesichter im bleichen Licht der Handydisplays erschreckend leblos wirken. Die restlichen Schülerinnen und Schüler streiten sich jeweils um die wenigen Steckdosenplätze, da bekanntlich der Akku eines Smartphones nach der Zugfahrt zur Schule und 3 Lektionen bereits an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit kommt.

Wir, und mit uns die gesamte Gesellschaft, werden momentan von einer technischen Entwicklung überrollt, welche die Art und Weise, wie wir kommunizieren, und damit unseren gesamten Alltag fundamental verändert. Die Lösung für den Schulalltag scheint einfach und verlockend. Einzelne Schulen leben sie auch bereits vor: ein Handyverbot.

Es klingt simpel und einleuchtend und auch ich sehe schon vor meinem geistigen Auge, wie sich Schülerinnen und Schüler in den Pausen, in lichtdurchfluteten Klassenräumen, eifrig im Diskurs über Lessing befinden, während andere in hitziger Diskussion über volkswirtschaftliche Auswirkungen von Mindestlohn und Grundeinkommen vertieft sind, untermalt von den leisen, aber kraftvollen Klängen der Musikklassen.

Ich möchte hier nicht naiv erscheinen. Mir ist klar, dass es auch hier einige wenige Unbeirrbare gibt, welche sich in den dunklen Ecken des Gymnasiums verbergen, um ihrer unstillbaren Sucht nach Kommunikation und Information zu frönen. Aber diese Individuen leben in ständiger Angst, da ich persönlich, auf leisen Sohlen, mit schwarzer Maske, wahrscheinlich ohne Schnauz, aber definitiv mit Cape, durch die Gänge schleiche und zorrogleich den Fehlbaren ihre Geräte mit präzisen Peitschenhieben entreisse.

Getreu dem Motto: „Für jedes komplexe Problem gibt es eine Lösung, die einfach, einleuchtend und falsch ist“ könnte man das Problem also angehen und würde mit Sicherheit auch von vielen Seiten Lob und Zustimmung ernten.

Als Jurist aber weiss ich: Massgebend für die Einhaltung eines Verbots ist nicht die Höhe der Strafe, es ist vielmehr die Wahrscheinlichkeit, erwischt zu werden. Als Ökonom weiss ich: Eine konsequente Überwachung ist mit enormem Aufwand verbunden und dieser verursacht Kosten. Als Pädagoge aber frage ich mich: Das Gymnasium Muttenz hat rund 150 Lehrpersonen. Das sind kumulierte 1500 Jahre Unterrichtserfahrung. Und das Beste, was uns einfällt, ist ein Verbot?