Die Zürcher Autorin Bettina Spoerri las im Rahmen einer Mittagsveranstaltung aus ihrem aktuellen Roman „Konzert für die Unerschrockenen“. Ihre Lesung wurde ergänzt durch Inputs von Schülerinnen zu den Themen des Romans.
Die 1968 geborene Autorin beschreibt in ihrem Roman die Suche ihrer jungen Erzählerin Anna nach den Wurzeln ihrer jüdischen und in aller Welt verstreut lebenden Familie. Diese Suche wird ausgelöst und geleitet durch das Tagebuch ihrer Tante Leah. Indem Anna die Lebensgeschichte ihrer Grosstante in der Lektüre kennen lernt, erlebt sie sich selbst und ihre eigene Familie neu.
Den vielschichtigen Roman hat uns die eindrückliche Lesung Bettina Spoerris nahe gebracht, die sich vor allem auf das Verhältnis Annas zu ihrer Grosstante Leah konzentriert hat. Spannend zu erfahren war, wie bei der Entstehung der fiktiven Tagebücher Leahs historische Wirklichkeit und literarische Erfindung zusammengespielt haben. Quellen dafür waren Aufzeichnungen der eigenen Grosseltern, historische Dokumente und Tagebücher, Fotografien, auf denen die Lebenswirklichkeit der Zeit des Romans dargestellt war, und die historischen Fakten.
Die beiden Schülerinnen Andrea Rey und Fabienne Genewein aus der Klasse 1Wa haben in einem kurzen Input ihre Gedanken darüber vorgestellt, welche Bedeutung Tagebücher heute spielen. Eine Umfrage an unserer Schule hat ergeben, dass heute persönliche Gedanken vor allem getippt werden: in sozialen Medien im Internet. Ob diese die Bedeutung des Tagebuchs als Ort der Selbsterkenntnis, wozu Kafka seine Tagebücher gedient haben, ersetzen können, bleibt abzuwarten.
Nathalie Berger und Smilla Schär aus der 3SW haben sich mit dem Thema Erinnern auseinandergesetzt. Während der Holocaust, in dessen Zeit die Aufzeichnungen Leahs entstanden sind, zu einer öffentlichen und staatlichen Erinnerungskultur geführt hat, haben wir mit den anwesenden Schülerinnen und Schülern darüber diskutiert, welche Bedeutung Erinnern für uns selbst hat. In der jüdischen Kultur haben besonders die Riten und die damit verbundenen religiösen Gegenstände die Funktion des gemeinsamen Erinnerns. Bettina Spoerri hat das sehr schön am Beispiel des Schabbat-Tuches im Roman gezeigt
Wir haben durch die spannende Lesung und Ausführungen erfahren können, wie sich das Verhältnis zu einer Familie, mit der man nicht jeden Tag am Esstisch sitzt, gestaltet.