„Ich habe Marc geheiratet, weil ich ihn liebe!“

Ironman, Batman, Spiderman – Das Kino zeigt uns immer wieder Menschen, die in Folge einer Veränderung ihrer Erbsubstanz Übermenschliches zu leisten vermögen. Wie nahe Hollywood damit bei der wissenschaftlichen Wahrheit liegt oder wie weit davon entfernt, das war das Thema des Vortrags „Wie viel Science steckt in Science Fiction?“.

von Timo Kröner

Daniela Suter ist Geschäftsführerin der Stiftung Gen Suisse und alleine schon von Berufs wegen daran interessiert, das Thema Genetik und Gentechnologie einer breiten Öffentlichkeit zu vermitteln. Dafür eignet sich der Zugang über Kinofilme hervorragend. In dem Film „GATTACA“ aus dem Jahre 1997 wird eine Gesellschaft gezeigt, die nach Perfektion strebt und sich mittels genetischer Auslese und Manipulation zum Besseren selektioniert. Die Hauptfigur Vincent versucht, dieses System zu umgehen.

Inwiefern halten nun die gentechnischen Methoden, die im Film zur Selektion und Kontrolle eingesetzt werden, einer wissenschaftlichen und letztlich ethischen Prüfung stand? Daniela Suter hat dafür Film-Szenen gezeigt, in denen gentechnische Verfahren zur Anwendung kommen. Nach dem Erläutern der Grundlagen zum Verständnis dieser Verfahren hat sie dargelegt, in welchem Masse „GATTACA“ schon Science oder noch Science Fiction ist.

Im Film wird beispielsweise Vincents biologisches Leben anhand eines Gentests direkt nach der Geburt genau vorhergesagt, indem die Wahrscheinlichkeit für Krankheiten oder psychische Dispositionen und vor allem seine Lebenszeit durch die Interpretation seiner Gene bestimmt wird.

Dass man mittels eines Gentests bestimmte Krankheiten oder genetische Dispositionen bestimmen kann, ist heute möglich. Allerdings spielen regulative DNS-Sequenzen und die Umwelt eine entscheidende Rolle dabei, ob und wann die Krankheit ausbricht. Auch dass ein Bewerbungsgespräch allein in der Abgabe einer Urinprobe besteht, welche die Qualität der Gene bestimmt, ist zu weit hergeholt.

Doch die Präimplantationsdiagnostik (PID), mit deren Hilfe im Film die genetische Optimierung vorangetrieben wird, indem die Eltern aufgrund gewünschter Eigenschaften ihr künftiges Kind auswählen, ist im Prinzip heute schon teilweise Realität. Eltern, welche von einer schweren Erbkrankheit betroffen sind, haben die Möglichkeit auf ein gesundes Kind, indem ihre befruchteten Eizellen auf den bekannten genetischen Defekt hin analysiert werden. Diese Methode ist allerdings heute in der Schweiz verboten. Eine Zulassung für betroffene Paare wird aktuell im Parlament diskutiert.

Besonders spannend waren die ethischen Aspekte des Themas, über die anhand zweier Fallbeispiele diskutiert wurde. Soll sich der Sohn, dessen Vater eine schwere und tödliche Krankheit (Chorea Huntington) hat und welche er mit einer Wahrscheinlichkeit von 50% geerbt hat, darauf testen lassen? Dürfen die Eltern eines Mädchens, in deren Familie eine bestimmte Form von Brustkrebs gehäuft auftritt, ihr Kind darauf testen lassen? An diesen Problemen entwickelte sich mit den Schülerinnen und Schülern eine lebendige Diskussion über die ethischen Dimensionen der angewandten Genetik.

Ich habe Marc geheiratet, weil ich ihn liebe.“ Das sagt Vincents Mutter über ihren Mann. Sie meint, sein Genom sei ihr egal. Dieses Dilemma, die Frage nach dem beseelten Wesen Mensch in einer durch und durch optimierten Gesellschaft, behandelt der Film, in dem – zum Glück – die humane Perspektive siegt. Genauso sieht es unsere Gesetzgebung.

In „GATTACA“ steckt also einiges an Science. Aus dramaturgischen Gründen werden diese Verfahren zu dramatisierter Science Fiction, damit wir uns über die Möglichkeiten und Grenzen unseres Wissens klar werden können.