von Emanuel Wittstich, Konrektor
Das Konzept des vierjährigen Gymnasiums zielt darauf ab, dass Schülerinnen und Schüler neben fachlichen Kompetenzen über die Jahresstufen hinweg auch Kompetenzen erlangen, die zu selbst reguliertem und selbst organisiertem Lernen führen – „life skills“, die auf dem weiteren Bildungsweg unabdingbar sein werden.
An dieser Stelle ist vorwiegend von überfachlichen Kompetenzen die Rede: Lern- und Arbeitsstrategien, Lesetechnik und Informationsverarbeitung, Recherchieren, Präsentieren und Referieren. Diese werden in den einzelnen Fächern im Regelunterricht des ersten Jahres vermittelt. Zum Beispiel sollen Lesetechniken erworben werden, die den Schülerinnen und Schülern ermöglichen, Textarten adäquat anzugehen und mittels geeigneter Techniken verstehen zu können.
Im zweiten Schuljahr bilden interdisziplinäre Projekte die SLSplus-Schwerpunkte. Die Projekte sind den sozialwissenschaftlichen Fächern Geographie und Geschichte zugewiesen. Die Lehrpersonen dieser Fächer sprechen sich im Klassenteam ab und führen mit einer Lehrperson eines anderen Fachs ein Semesterprojekt durch. Projektartiges Arbeiten ist sowohl prozess- als auch zielorientiert. Lernende arbeiten interdisziplinär an einem übergeordneten Thema in Gruppen. Sie müssen sich an vorgängig beschlossene Rahmenbedingungen halten, sind aber innerhalb des gesetzten Rahmens frei.
Das sogenannte Selbstlernsemester (SLS) im dritten Gymnasialjahr bildet einen weiteren SLSplus-Schwerpunkt. Während eines Semesters wird der Unterricht im jeweiligen Schwerpunktfach und in den Grundlagenfächern Mathematik, Deutsch, Französisch und Englisch mehrheitlich aufgelöst. Schülerinnen und Schüler erhalten Inhalte und Unterrichtsziele von ihrer Lehrperson, definieren und organisieren die einzelnen Lernschritte selber und erfüllen so die Unterrichtsziele. Die Entscheide für die Arbeitsform, den Arbeitsort und die Arbeitszeiten treffen die Schülerinnen und Schüler. Frontalunterricht und lehrerzentrierter Unterricht weichen also selbst reguliertem Lernen. Das heisst aber keineswegs, dass die Lernenden alleine gelassen werden. Lehrpersonen, Klassenlehrpersonen sowie ein SOL-Büro bieten während des SLS Lernbegleitung an und fördern das reflektierte Nachdenken über den Lernprozess.
Mit der Maturaarbeit im letzten Jahr kommen dann die in den vergangenen drei Jahren erworbenen Kompetenzen zur Anwendung: selbstständiges Recherchieren, Aneignung von relevantem Wissen, Konzeptarbeit, Auseinandersetzung mit komplexen Fragestellungen, Verfassen von Darstellungstexten, Diskussion von Resultaten und – nicht zuletzt – korrektes Bibliografieren. Für die Maturaarbeit selbst und deren Präsentation erhalten die Schülerinnen und Schüler eine für die Matur zählende Note.
Die beschriebenen SLSplus-Schwerpunkte verdeutlichen den kompetenzorientierten Charakter des gymnasialen Bildungsganges an unserer Schule. Der Erwerb von überfachlichen Kompetenzen soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass zum erfolgreichen Bestehen des Gymnasiums auch der Regelunterricht weiterhin zentral ist. Die Vermittlung von Fachkompetenzen scheint nämlich insbesondere dann zu gelingen, wenn Schülerinnen und Schüler die nötigen „life skills“ auch in alltäglichen Lernprozessen anwenden können.