Wir l(i)eben Kultur

von Brigitte Jäggi, Rektorin

Kultur oder kulturelle Bildung an der Schule, ist das ein Thema? Ist Erziehung im weitesten Sinn nicht Teil einer Kultur, die uns von unseren tierischen Verwandten unterscheidet? Und dennoch kommen uns beim Begriff „Schule“ zunächst eher Stoff, Noten und Lehrpersonen in den Sinn, nicht aber Literatur, Musik und Kunst.

Damit man mich nicht falsch versteht: Selbstverständlich ist die Vermittlung des Periodensystems der Elemente ebenso Kultur wie die Unterscheidung von Versmassen im Deutschunterricht oder ein Drama von Molière. Alle drei gehören zu den kulturellen Kernkompetenzen, welche unser Lehrplan vorgibt.

Aber Kultur an der Schule geht über den Lehr- und Stundenplan hinaus. Und dies beginnt bereits dann, wenn Sie als Besucherin oder Besucher unsere Schule betreten: An einem gewöhnlichen Montagnachmittag schallen die Stimmen unseres Chors durch die Gänge, welcher sich momentan auf „Die vier Jahreszeiten“ von Haydn vorbereitet. An einem Dienstag geht der Erlös aus einem leckeren Mittagessen in unserem Foyer etwa an unser Hilfsprojekt Nischnje Selischtsche in der Ukraine. An einem Mittwoch könnten Sie an einer unserer Mittagsveranstaltungen teilnehmen, bei welcher Politikerinnen und Politiker mit unseren Lernenden debattieren. An einem Donnerstag finden Sie möglicherweise im Aushang die Resultate unserer Leichtathletinnen und Leichtathleten, welche an der Gymnasiade teilgenommen haben. Und an einem Freitag wiederum treffen Sie vielleicht unsere Umweltgruppe beim Anbieten von Äpfeln aus Hochstammkulturen unserer Region. Und wenn Sie dann in aller Ruhe an einem Wochenende durch unsere Gänge streiften, sähen Sie künstlerische Werke des Bildnerischen Gestaltens an den Wänden

Wir treffen also an unserer Schule ständig auf Kultur. Und überhaupt: Wir als Menschen kommen nicht umhin, uns mit Kultur zu beschäftigen. Man könnte es auch etwas frei nach Mani Matter sagen

„Was unterscheidet d’Mönsche vom Schimpans

s’isch nid die glatti Hut, dr fählend Schwanz

nid dass mir schlächter d’Böim ufchöme, nei …

dass mir halt KULTUR hei.“