Auf der Seite der Guten

Szenen aus SRF global
Florian Inhauser schaut Ausschnitte aus SRF global an, in denen er moderiert.

von Timo Kröner (Text) und Daniel Nussbaumer (Fotos)

Tagesschaumoderator Florian Inhauser hat im Rahmen einer Mittagsveranstaltung seine Arbeit vorgestellt. Die anwesenden Klassen bekamen einen spannenden Einblick in die Arbeit eines Fernsehjournalisten und hinter die Kulissen der Tagesschau – von Katzenbabys über Twitter bis zu Leichengeruch.

Als das Publikum zu Beginn gefragt wurde, wer regelmässig Tagesschau schaue, meldeten sich wenige. Die meisten bezogen ihr Wissen über das Weltgeschehen aus dem Internet. Trotzdem kennen alle die Tagesschau – und Florian Inhauser, dem ein Zusammenschnitt seiner eigenen Moderationen sichtlich unangenehm war.

Obwohl er sich selbst nicht gerne im Fernsehen sieht, merkte man deutlich seine grosse Leidenschaft für den Journalismus, die durch seine Liebe zu Tim und Struppi ausgelöst wurde. „Du kommst erstens durch die ganze Welt, du hast zweitens einen Hund und du bist drittens auf der Seite der Guten.“

Isabelle Hausmann und Jari Kern vom Wahlkurs „Überzeugen“ befragten Florian Inhauser weiter zu seinem Weg in den Journalismus. Den ersten Artikel schrieb er über eine Lego-Ausstellung für den Aarauer General-Anzeiger. Danach kamen ein Studium und Erfahrungen bei Zeitungen und beim Fernsehen, unter anderem als SRF-Auslandskorrespondent in London.

Rachel Takushi und Quirin Beck von der 4BW befragten ihn zu seinem Arbeitsalltag: Während des Redaktionsdienstes recherchiert er aktuelle Themen und bereitet sie für die Sendung vor, die er moderiert, wenn er Moderationsdienst hat. Er macht eigene Beiträge während des Reporterdienstes und betonte, dass man eine hohe Arbeitszeit hat und bei Notfällen auch mal nachts in die Redaktion geht, wie bei den Anschlägen in Paris.

Inhauser erläuterte, welche Quellen er für seine Moderationen nutzt. Neben Social-Media-Kanälen wie Twitter greift er auf europäische Online-Zeitungen und Agenturberichte zurück. „Das Problem ist weniger, zu den Informationen zu kommen, als sie gescheit zu nutzen und zu filtern, bis man sich sagen kann: Jetzt weiss ich, was ich wissen muss, um eine anständige Moderation schreiben zu können.“

Auf die Frage nach der Bedeutung der Tagesschau betonte Inhauser, dass die Redaktion möglichst wahrhaftig Informationen zu vermitteln versucht. Gleichzeitig gehe es darum, den Service public zu erfüllen, also die ganze Schweiz abzubilden. Zum Beispiel sei es nicht immer einfach, nicht zürichzentriert zu berichten, vor allem bei Breaking News, weil man vor Ort schlicht einfacher an Informationen oder Statements komme.

Vor Ort muss man als Journalist auch über Krisen, Katastrophen oder Kriege berichten und kann dabei schlimme Dinge sehen. Mancher Journalist träumt danach von Leichengeruch. Dann könnte man vom SRF psychologische Hilfe beanspruchen. Inhauser legte aber Wert auf Selbstkontrolle: „Im Flieger zum Einsatz geht mein Krisen-Filter runter wie bei einem Motorrad-Helm, und der geht erst wieder hoch, wenn ich im Flieger zurück sitze.“

Am Ende der Veranstaltung formulierte Florian Inhauser klar den Anspruch der Tagesschau, nämlich den Zuschauern zu sagen: „Wenn Sie um 19:30 SRF 1 einschalten, dann nehmen wir Sie bei der Hand und sagen Ihnen: Das war wichtig. Das müssen Sie gesehen haben, dass Sie gut informiert sind, und zwar von Nachrichtenprofis und nicht irgendwelchen Praktikanten, die am liebsten Beiträge über Katzenbaby-Filme machen.“

Und er wies gleichzeitig darauf hin, dass sich die Tagesschau als Folge der veränderten Mediennutzung verändern wird. Trotzdem sei es gerade das Schöne der Tagesschau, dass man im Gegensatz zum personalisierten Newsroom auf dem Smartphone immer wieder von Profis mit Unerwartetem konfrontiert wird.