Audienz bei einem Bundesrat

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von Petra Saner (Fotos: Erik Reumann)

„Heute treffen wir einen Bundesrat.” – „Einen Bundesrat? Als ob! Niemand bekommt eine Audienz bei einem Bundesrat.“ – „Doch, wir schon!“ Tatsächlich haben Bundesräte bedingt durch ihre 70-Stunden-Arbeitswochen üblicherweise alle Hände voll zu tun, und Bundesrat Johann Schneider-Ammann ist hierin keine Ausnahme. Nichtsdestotrotz fand er sich pünktlich im Kommissionszimmer 3 ein, wo zwei Schulklassen den Bildungsminister schon gespannt erwarteten. Der Bundesrat wirkte gelassen, wagte den ein oder anderen kleinen Scherz, während er uns willkommen hiess und uns einleitend einen Einblick in seinen Berufsalltag gewährte. Doch wie war es überhaupt dazu gekommen, dass die beiden Klassen an jenem Donnerstagnachmittag das Schulhaus des Gym Muttenz gegen das Bundeshaus eintauschen konnten? – Die Exkursion fand im Rahmen des Fachs Politische Bildung statt. Dieses wird im dritten Schuljahr des Gymnasiums Muttenz seit zwei Jahren unterrichtet, und daher hatten die Klassen 3Ea und 3Eb am 15. März 2018 die Gelegenheit, das Bundeshaus in Bern von innen kennenzulernen. Politische Bildung sei eines der wichtigsten Unterrichtsfächer, sind sich viele von uns einig, denn es bringt den Jugendlichen das politische System der Schweiz und die aktuellen Debatten näher. Auch Bundesrat Schneider-Ammann unterstrich besonders, dass es der Schweiz gut gehe, und dass dieses „petit paradis“, wie er es nannte, für künftige Generationen bewahrt werden müsse. Dazu gehöre das Interesse und die Teilnahme an der Politik.

Neben dem Treffen mit Bundesrat Schneider-Ammann ergab sich die Möglichkeit, mit Politikern wie Nationalrat Eric Nussbaumer und Ständerat Claude Janiak zu sprechen. Auffällig war, dass der Bundesrat seine persönliche Meinung für sich behielt und stets im Namen aller sieben Bundesräte sprach, ganz im Gegensatz zu den Parlamentariern Nussbaumer und Janiak, welche ihre Sichtweisen deutlich zum Ausdruck brachten. Ausserdem erlebten wir das geschäftige Treiben in der Nationalratskammer während der Sessionen hautnah mit. In der grossen Parlamentskammer herrschte eine routinierte und abgeklärte Atmosphäre, in dersich jeweils ein Parlamentsmitglied am Podium zu einem bestimmten Vorschlag äusserte. Die übrigen Anwesenden berieten sich leise untereinander, hörten dem Redner zu, gingen ein und aus. Vor einer Abstimmung erschienen beinahe alle Nationalräte, gaben ihre Stimme ab und verschwanden kurz darauf wieder aus dem Saal.

Schon bald liess das Tageslicht, welches durch das grosse Milchglas-Fenster an der Decke den Saal beleuchtete, nach und signalisierte das Ende des Arbeitstages und unseres Besuches in Bern. Allerdings reisten wir nicht ohne ein Andenken an den lehrreichen Nachmittag ab: Ja, das sind wir auf der Treppe im Bundeshaus, und mit uns lächelt Bundesrat Schneider-Ammann in die Kamera.

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Und inzwischen hat auch das Bundeshaus den Entfalter erhalten. Ob Bundesrat Schneider-Ammann ihn wirklich liest, wissen wir aber nicht:

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