
Im Rahmen des Projekts „Medien in der Schweiz“ hat sich eine Gruppe medieninteressierter Schüler*innen mit verschiedenen Medien beschäftigt: dem Radio, der Magazin, der Tagesschau. Im Folgenden berichten drei Schülerinnen, von denen auch die Bilder sind, von ihren spannenden Erlebnissen, Eindrücken und Erkenntnissen.
- Das Radio ist vom Aussterben bedroht – von Berna Keles
- Das „Magazin“, eine Zeitung für Gestern? – von Melanie Holle
- „Guten Abend meine Damen und Herren, willkommen zur Tagesschau.“ – von Leonie Näf
Das Radio ist vom Aussterben bedroht
von Berna Keles
Mein Vater sagte mir immer wieder, ich solle einen Beruf finden, den es auch noch in 10 Jahren geben wird. Doch wird es das Radio auch in 10 Jahren geben? Mit der Ablehnung der NoBillag-Abstimmung am 4. März 2018 konnte man deutlich sehen, dass die Schweiz in Radio und Fernsehen qualitativ gute Inhalte sehen will. Doch was wird in 10 Jahren sein, wenn unsere «Generation Z» abstimmen wird? Was ist, wenn wir entscheiden müssten, ohne überhaupt darüber aufgeklärt zu werden, was wir alles verlieren könnten?

Im Kurs «Medien in der Schweiz» lernten wir im SRF-Radio-Studio einige wichtige Damen kennen, die uns zeigten, wie es wirklich hinter den Kulissen läuft. Dabei stachen für mich besonders Sai Nobel und Brigitte Häring heraus.
Mit Herz und Seele sitzt Sai Nobel hinter dem Radio Swiss Jazz und entscheidet, welches Lied von wem gespielt wird. Aufgestellt und freundlich, mit diesen Worten könnte man sie wohl am besten beschreiben. Sie erklärte uns, wie kritisch sie bei ihrer Aufgabe ist und dass sie auch mehrheitlich auf die Online-Abstimmungen schaut, welches Lied wie bewertet wurde. Schon oft hatte ich mir vorgestellt, wer die Lieder aussucht und durchgehend laufen lässt. Dabei habe ich mir überlegt, wie gerne ich das als Beruf machen würde.
Später lernten wir Brigitte Häring kennen, die uns von ihrem Alltag als Radio-Journalistin erzählte. Bevor wir zum Radio gingen, hatte ich noch gar keine Vorstellung davon, wie man eine Radiosendung produziert. Dank Brigitte Häring weiss ich das jetzt: Sie recherchiert, schreibt, interviewt und manchmal kommt es auch vor, dass sie fliegt, um mehr Informationen herauszufinden. Doch das Wichtigste ist, dass sie frei aussuchen kann, worüber sie sprechen möchte. Sie erzählte uns, wie sehr sie es als Film-Kritikerin mag, auf Film-Festivals zu gehen: Sie besucht die Berlinale, Cannes und Neuchâtel jährlich.

Ich hatte mir nie sonderlich Gedanken darüber gemacht, was passieren würde, wenn wir kein Radio oder Fernsehen mehr hätten. Falls wir die Billag abgeschafft hätten, würden wir eine unabhängige politische Berichterstattung verlieren. Radio und Fernsehen würden ausschliesslich von Privatunternehmen betrieben. Dadurch hätten viele Journalist*innen fragwürdige Vorgabe, was sie wie zu sagen haben. Uns würde die Wahrheit vorenthalten werden und es gäbe mehr Fake-News. Ich habe vieles dazu gelernt und bin auch meiner Entscheidung über meinen zukünftigen Beruf ein Stückchen näher gekommen.
Das MAGAZIN, eine Zeitung für Gestern?
von Melanie Holle
Journalist werden, seine Meinung öffentlich kundtun, wer will das nicht? Doch nicht jeder kann das, nicht jeder besitzt die Fähigkeiten, die dazu erforderlich sind. Zwei, die definitiv die Fähigkeiten haben, sind Bruno Ziauddin und Paula Scheidt vom MAGAZIN, die kleine etwas unscheinbare Beilage der Basler Zeitung, des Tagesanzeigers, des Bundes und der Berner Zeitung.
Wir, die Medieninteressierten, durften die beiden am Donnerstagmorgen der Wahlfachwoche in ihrem von Shigeru Ban gebauten Glashaus, dem Tamedia-Gebäude, treffen. Bei der Führung durch das Gebäude staunten wir nicht schlecht, wie viele Medien das Haus beinhaltet. Neben der bekannten „20 Minuten“-Gratis-Zeitung fanden wir auch das Büro von „Doodle“ oder „Tutti.ch“.
Im fünften Stockwerk machten dann alle grosse Augen, denn neben dem eher unscheinbaren Büroabteil des MAGAZINS, dem Zuhause von Bruno Ziauddin und Paula Scheidt, befand sich direkt das von „Starticket“. Eine völlig andere Welt, nebst einer Bühne mit Scheinwerfern, Gitarren und einem Fahrsimulator fanden wir auch viele mysteriöse handyartige Geräte, welche interessante Geräusche von sich gaben.
Man muss uns das Staunen angesehen haben, denn prompt war der Redakteur der Meinung, „Die sind vom Gym Muttenz, die sollen zu uns!“ Wir müssen leider die schimmernde Rockwelt verlassen und wieder zurück auf den Boden der Alltagsnachrichten kommen, denn wir sind hier nicht ohne Grund: Wir haben eine Seite voll Fragen vorbereitet, die wir den beiden Redakteuren jetzt stellen möchten.
Paula Scheidt erzählt uns mit ansteckender Begeisterung, wie sie auf die Idee zum Artikel mit einem Mädchen namens Olivia Magos kam. „Ich las einen ähnlichen Artikel über einen Jungen, da blitzte es in meinem Kopf, wieso nicht so etwas aus der Sicht eines Mädchens schreiben?“ Es wurde im Team besprochen und dann ging es los: Ein geeignetes Mädchen musste gefunden werden, das gut erzählen konnte und ein abenteuerliches Leben führte, das waren Paulas Anforderungen an ihre Quelle.
Wie viele Autoren und Journalisten hat auch sie hohe Anforderungen an sich selbst. So hatte sie bei diesem Artikel das Ziel, dass sich sowohl die gleichaltrigen, also die Teenager, aber auch die Erwachsenen, die auch mal eine von ihnen waren, damit identifizieren konnten. Rund vier Mal traf sie sich mit dem Mädchen, erst dann konnte sie mit dem Schreiben des vierseitigen Artikels beginnen. Hier erfuhren wir den ersten Unterschied zu den uns sonst bekannten Zeitungen und Magazinen, denn diese müssen tagtäglich abliefern, immer up-to-date sein, die Recherchen für Artikel darin dauern eine Stunde, höchstens mal einen halben Tag.

„Uns ist wichtig, dass wir so detailliert wie möglich berichten, das erfordert diesen Aufwand“, erzählt uns Bruno. Doch auch die Tatsache, dass man in ihrem MAGAZIN keinerlei News, nur lange Artikel findet, die nicht die schnelle Aufmerksamkeit bedienen, unterscheidet sie vom Rest der Medien. Die Aufmerksamkeit ist ein grosses Thema in den Medien, sie ist nötig, doch sollte sie nicht das einzige Ziel eines Artikels sein. So versucht das MAGAZIN nicht aktuelle, sondern interessante, vertiefte Artikel und Essays zu schreiben. Auch gestalten sie ihre Artikel mehrere Seiten lang, es sind schon eher Kurzgeschichten als Zeitungsartikel. „Wir haben uns bewusst für die alte Zeitungsart entschieden, bewusst verlangsamt“, sagt Ziauddin. In der heutigen Welt muss alles so schnell wie möglich sein, auch das Lesen von Artikeln wird nebenbei erledigt, dem wollen sie beim MAGAZIN gezielt entgegenwirken. Dies macht sie zu etwas Besonderem, doch auch zu etwas Altem, Aussterbenden.
Auf die Frage, ob er denkt, dass die Zeitungen generell aussterben werden, sagt er nur: „Ich werde meinem Sohn nur zwei Sachen verbieten, Fussballer oder Journalist zu werden!“ Als ehemaliger Fussballer macht er mit dieser Aussage deutlich, dass das Business bedroht ist wie die Pandabären in China. Die Zeitungen werden immer mehr durch Onlineversion ersetzt und die Leute haben immer weniger Zeit, lange Artikel wie im MAGAZIN zu lesen. Mit einem Rucksack voller Antworten und einem Lachen im Gesicht geniessen wir noch ein feines Mittagessen in der Cafeteria und verabschieden uns von Bruno Ziauddin.
„Guten Abend meine Damen und Herren, willkommen zur Tagesschau.“
von Leonie Näf
Das macht heute Schlagzeilen: In der Projektwoche am Gymnasium Muttenz fand der Kurs „Medien in der Schweiz“ statt und im diesem Rahmen besuchten wir, 11 Schüler und Schülerinnen, das Fernsehstudio SRF in Basel. Mit den Lehrkräften Laura Häusler, Chantal Morand und Martin Dean betraten wir am Donnerstagnachmittag das Fernsehgebäude als Privatgäste von Florian Inhauser. Wir bekamen von Herrn Inhauser eine kurze, aber sehr spannende Führung durch den Regieraum und das Aufnahmestudio der Tagesschau und hatten die Möglichkeit, ihm Fragen zu stellen.

Nach kurzem Warten im Eingangsbereich schauen wir erst einmal verdutzt drein, als sich Florian Inhauser zu uns gesellt. Fast erkennt man ihn nicht wieder, wenn er ohne Anzug und ungestylt vor einem steht. Als er den Mund aufmacht, sprudelt eine Mischung aus “Züridütsch“ und Hochdeutsch heraus, in der man bei jeder hochdeutschen Stelle wieder den Tagesschausprecher erkennt. Es ist faszinierend, wie schnell er die Persönlichkeit wechseln kann, der Beruf des Moderators liegt dem eines Schauspielers nicht so fern.
Anstatt uns einer anderen Führung, die gerade stattfindet, anzuschliessen, entscheiden wir uns dafür, auf den Blick ins Sportstudio und den Meteo-Turm zu verzichten und unsere Priorität auf das Gespräch mit Inhauser zu setzen. Dazu scherzt er: „Der Vorteil ist, ich mache todsicher die besseren Witze.“ Anfangs hat man das Gefühl, eine feine Eitelkeit durchschimmern zu sehen. Später meint er grinsend: „In diesem Beruf muss man ein bisschen eitel sein“. Aber trotz dieser ausgeprägten Selbstsicherheit Inhausers verrät er uns, dass er Nahaufnahmen gar nicht gerne hat und während der Sendung versucht, den Blick auf den Bildschirm, wo er selbst zu sehen ist, zu vermeiden.
Im Regieraum sind wir fasziniert von all den Schaltpulten und Bildschirmen. Uns wird genau erklärt, wo wer sitzt und wer was macht und wir bekommen eine klare Vorstellung davon, wie es hier während einer Sendung abläuft. Mit seiner wortgewandten Art und dem sehr eigenen Humor kommentiert Inhauser, wie sich die Regisseure und Regiesseurinnen in stressigen Momenten zanken und verpackt das Ganze in eine kleine Comedy-Show.

Nachdem wir den Regieraum gründlich inspiziert haben, betreten wir gespannt das Studio der Tagesschau. Es ist kleiner und dunkler als man es sich vorstellt, wenn man die Tagesschau sieht. In diesem Raum stellen wir den Grossteil unserer Fragen und Inhauser beantwortet alle sehr ausführlich. Wir merken, dass ein Tagesschaumoderator weit mehr zu tun hat, als bloss einen gegebenen Text herunterzuleiern. Während Inhauser den selbst geschriebenen Text, der sich kurzfristig immer ändern kann, wenn zum Beispiel brandheisse News hereinkommen, in der Tagesschau vorträgt, muss er darauf achten, in die richtige Kamera zu schauen, auf die Anweisungen der Regie zu hören und während der Beiträge der anderen still zu sein. Und das alles live.
Nach etwa anderthalb Stunden ist das Erlebnis auch schon wieder vorbei. Zum Dank überreichen wir Florian Inhauser einen Wein und ein Glas Honig aus Muttenz, über den er sich sehr freut („Letztes Jahr ging der innerhalb von 2 Wochen weg“), und verabschieden uns von ihm. Wir werden ihn ja bald wiedersehen. Spätestens zu Hause im Fernseher.
„Das ist der Stand der Dinge im Moment, hier geht’s jetzt weiter mit Meteo“
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