
Es ist wieder soweit, eine weitere Realverfilmung einer bekannten Geschichte kommt in die Kinos: Cruella erzählt die Vorgeschichte der Gaunerin Estella, besser bekannt als Cruella de Vil, die sich einen Pelzmantel aus Dalmatinerwelpen schneidern lassen will. Die Geschichte der Hundertundein Dalmatiner beruht auf einem Roman der englischen Schriftstellering Dorothy Smith, doch viel bekannter ist die Trickfilmversion von Walt Disney.
von Mirjam Braun (Text und Fotos)
Walter Elias Disney wurde 1901 in Chicago geboren und gründetet bereits mit 22 Jahren zusammen mit seinem Bruder die „The Walt Disney Company“. Dort produzierten sie Kurzfilme und Mini-Serien, wobei gezeichnete und reale Figuren gleichermassen vorkamen. Den grossen Durchbruch erlangte das Studio 1928 mit der Erfindung von Micky Maus und dem ersten abendfüllenden Zeichentrickfilm Schneewittchen und die sieben Zwerge 1937.
Einige Jahr zuvor tauchten zwei weitere Brüder, Jacob und Wilhelm Grimm, in der Medienlandschaft auf. Sie sammelten von Anfang bis Mitte des 19. Jahrhunderts Märchen aus ihrem Bekanntenkreis und literarischen Werken und gaben sie unter dem Namen Kinder- und Hausmärchen heraus. Dabei waren diese Erzählungen gar nicht unbedingt für Kinder, sondern oftmals sehr brutal und blutig. Märchen kommen in allen Kulturkreisen der Welt vor und zeichnen sich insbesondere dadurch aus, dass sie in der Regel mündlich überliefert wurden, frei erfunden sind und zumeist fantastische Elemente wie Zauberei oder Fabelwesen enthalten. Ein Happy End gibt es in den Märchen oftmals nur in Neuinterpretationen.
So auch in den Zeichentrickverfilmungen, für welche der Disney-Konzern bekannt ist und durch welche er auch die grössten Erfolge erlangte, wie eben Schneewittchen (1937), Cinderella (1950), Arielle, die Meerjungfrau (1989), Die Schöne und das Biest (1991), Aladdin (1992) oder Die Eiskönigin (2013). Mit Maleficent – die dunkle Fee wurde 2014 erstmals eines der Märchen (in diesem Fall Dornröschen) als Realverfilmung produziert und Die Schöne und das Biest aus 2017 mit Emma Watson in der Hauptrolle ist sogar unter den Top 20 der erfolgreichsten Filme aller Zeiten. Die Welt liebt Märchenverfilmungen.

Doch nicht nur Hollywood recycelt die Geschichten um Prinzessinnen und sprechende Tiere. Auch Schriftsteller:innen lassen sich gerne von diesen Motiven inspirieren und da hat es ihnen besonders die Erzählung von der schönen Belle und dem wilden Biest angetan. In A court of thorns and roses wird Feyre von einem Monster entführt, muss in seinem Schloss leben, sich in den Prinzen verlieben… ihr wisst schon. Aber keine Sorge, da passiert noch so einiges, was das Märchen ganz schön auf den Kopf stellt. Dasselbe Motiv mit coolen Twists gibt’s in A curse so dark and lonely. Hier wird Harper aus Washington DC in die märchenhafte Welt Emberfall von Prinz Rhen gesogen und muss dabei nicht nur gegen einen Fluch ankämpfen.
Viele weitere Neuerzählungen wie von Schneewittchen (Poisoned), Arielle (To kill a kingdom) und Mulan (Flame in the mist) haben ebenso in die Mediothek Einzug gehalten wie die Geschichten von 1001 Nacht (The wrath & the dawn; Girl, Serpent, Thorn). Und eine völlig neue Perspektive mit neuer Hauptperson findet ihr in Stepsister.

Doch auch die Disney-Prinzessinnen-Welt ist nicht gegen moderne Entwicklungen gefeit. So wurde vor einigen Jahren darüber diskutiert, ob man eigentlich den namenlosen Prince Charming dafür belangen sollte, dass er Schneewittchen ohne ihr Wissen und Zustimmung im Schlaf küsst. #me too im Märchenland? Ganz und gar nicht! Die heutigen Aschenputtel sind nerdig (Geekerella), mutig und schlagfertig (Cinder & Ella) und stehen manchmal noch nicht mal auf den Prinzen (Cinderella is dead).
Ihr seht, es gibt viel Auswahl, solltet ihr mal wieder Lust auf Altbekanntes in neuem Kleid haben. Übrigens ist „Märchenerzählen“ auch als immaterielles Kulturerbe der Deutschen UNESCO-Kommission anerkannt. Nutzt eure Chance und meldet euch bei uns fürs 5-Minuten-Vorlesen am Mittwoch, 26. Mai über Mittag im Foyer im Rahmen des Schweizer Vorlesetags.
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