von Christoph Huldi
Folgendes kann einem passieren, wenn man sich auf das Narrenschiff einlässt: Man singt Musik, die noch nie erklungen ist – brandneu und fremdartig. Man ist Teil des Gym Chores, aber im Chor singen auch 12-jährige deutsche Schülerinnen und Schüler neben 30-jährigen französischen Musikstudenten – und zum Schluss ziehen alle am gleichen Strick. Man erlebt, dass der Chorleiter miserabel Französisch spricht – aber er tut es. Man findet sich in einer grossen Gemeinschaft über die Grenzen der Klasse, der Schule, des Landes, der Sprache, des Kunstverständnisses hinaus!
Gegen 200 Schüler und Studierende des Gymnasiums Muttenz, des Deutsch-Französischen Gymnasiums Freiburg und der Musikhochschulen von Freiburg und Sélestat waren am Narrenschiff beteiligt. Schulchöre, Tanz- und Kunstateliers, Ateliers für Sounddesign und Instrumentenbau arbeiteten mit Künstlern der Regio zusammen.
Am Ende standen vier Aufführungen, eine auf einem Schiff und je eine an dem Ort der beteiligten Schulen. In der Basler Martinskirche konnten wir ein Konzert erleben, bei dem alle Elemente harmonierten: klassischer Gesang und Lady Gaga, Chorgesang und Rap, Soundeffekte und Bildinstallationen wurden perfekt miteinander verbunden.
Zwei berühmte Schriften, Sebastian Brants „Narrenschiff“ und das „Lob der Torheit“ des Erasmus von Rotterdam, waren die literarische Basis des Projekts, dessen Ziel es war, den Beteiligten und dem Publikum über das Thema der Ver-Rücktheit einen aktuellen Zugang zum humanistischen Erbe der Triregio zu bieten.
Der pädagogische Mehrwert des interdisziplinären Projektes ist im besten Sinne eine Horizonterweiterung: Das länderübergreifende Konzept ermöglicht ein Verständnis für Kulturen im Dreiländereck. Das Thema bot eine Auseinandersetzung mit dem Humanismus wie auch mit seiner eigenen persönlichen Verrücktheit. Die Zusammenarbeit der Gymnasiastinnen und Gymnasiasten mit Musikstudierenden eröffnet eine Ahnung eines professionellen Umfelds. Musikalisch bewegte sich das Spektakel in so verschiedenen Musikstilen wie Renaissance, Romantik, experimentellem Gesang. Ein Drittel der Musik wurde eigens für das zweistündige Spektakel geschrieben. Entstanden ist ein Grenzen sprengendes Gesamtkunstwerk.

Presse:
Rezension des Werkstattkonzertes bei Breisach
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