In Erinnerung an Jacques Wirz (1926 – 2015)

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Foto: Nu

von Robert Labhardt

Ein Erinnerungsbild: Zielstrebig, leicht nach vorne gebeugt, eilt er mit langen Schritten durch den Schulkorridor, zu einer Besprechung, einem Stundenbesuch, einer Abklärung. Am 22. September verstarb Jacques Wirz, der Gründungsrektor des Gymnasiums Muttenz, im Alter von 89 Jahren nach einem Sturz. Sein entschiedener Gang war in den letzten Jahren unsicher geworden, sein Geist jedoch blieb bis zuletzt wach.

Es gibt wohl kaum jemanden, der nicht mit freundschaftlichem Respekt an Jacques „Schaggi“ Wirz zurückdenkt. Schon als Lehrer für Deutsch und Englisch am Basler Holbeingymnasium erwarb er sich mit seiner Anregungskraft, seiner freundlichen Autorität und seiner Schultheater-Begeisterung einen legendären Ruf. 1971 wurde er zum Rektor des neu aufgehenden Gymnasiums Muttenz berufen und ermunterte ein verschworenes Team von jungen Lehrerinnen und Lehrern zur Pionierarbeit in ihren Unterrichtsfächern. Alles durfte neu gedacht und entwickelt werden, vom Lehrplan bis zu den Lehrmitteln. Und das Gymnasium Muttenz, lange genug aus Spargründen in seiner Existenz bedroht, fand in seinem Rektor einen zähen, taktisch geschickten Anwalt. Nach aussen sorglos wirkend, hievte er seine Schule von einem Provisorium durch das nächste, erreichte für einen Maturtypus nach dem andern die eidgenössische Anerkennung, überzeugte Behörden mit eigenen Planungszahlen und bekam auch noch die Projektierung einer Diplommittelschule aufgeschultert, die später allerdings in anderer Form verwirklicht wurde.

Jacques Wirz war zugleich vitaler Neuerer und ein „Patron der alten Schule“. Er erwartete Gefolgschaft bei seinen Initiativen, respektierte, ja schätzte aber sein Lehrerkollegium in seiner Verschiedenartigkeit. Er selber erinnerte sich einmal, wie ihm ein frisch angestellter Lehrer beigebracht habe, der Sinn des Rektors bestehe doch darin, dafür zu sorgen, dass die Lehrer ungestört unterrichten könnten. „Ich hielt mich daran“.

Noch sein letzter Schritt als Rektor war ungewöhnlich – und machte Schule: Als erster Baselbieter Schulleiter trat er nach gut zehn Jahren Amtszeit zurück und unterrichtete von da an am Gymnasium Oberwil. Er ging nach eigenen Worten „beschwingt“. Wir denken gerne an Jacques Wirz zurück, an sein Temperament, seinen offenen Führungsstil, seinen englisch geprägten Humor und seine geistreich-ironischen Reden und Geschichten.