von Anna Holm und Julie von Büren (Text) und Jilson Evalathingal (Fotos)
Rauch liegt in der Luft und die Transparente wehen im leichten Herbstwind. Die Pfalz hinter dem Münster ist belebt, Gemurmel und das Knirschen des Kieses sind zu hören. Einige Studierende tragen als Ausdruck der Trauer Schleier über dem Gesicht, andere haben Trauerkerzen angezündet. Langsam setzt sich die Masse in Bewegung und schreitet still und entschlossen der Martinskirche entgegen.
Am Freitag, dem 24. November, gingen hunderte Studierende und Schüler*innen auf die Strasse und zeigten damit deutlich: Die betroffene Jugend nimmt ihr Recht auf Mitbestimmung wahr und will der bürgerlichen Abbaupolitik im Kanton Basel-Landschaft ein Ende setzen! Als Folge dieser kurzsichtigen Politik drohen den Studierenden steigende Semestergebühren und der Uni Basel wird Leistungsabbau aufgezwungen.
Die Vollversammlung gegen die Erhöhung der Studiengebühren der Uni Basel rief auf, am offiziellen Feiertag der Universität Basel, dem Dies Academicus, in stillem Protest die totgesparte Bildung zu Grabe zu tragen. Die drohende Erhöhung der Studiengebühren und die Streichungen von Professorenstellen sind Teil des Abbaukurses der Baselbieter Regierung. Ihre Politik hat nicht nur auf akademischer Ebene bereits Opfer gefordert. Zum Beispiel wurde der Instrumentalunterricht, ein integraler Bestandteil der Ausbildung von zukünftigen Primarlehrpesonen, kostenpflichtig gemacht. Die Anzahl Anmeldungen für den Schwerpunkt Pädagogik im ganzen Kanton ist als Folge dieser Entscheidung der Bildungsdirektorin Monica Gschwind um über 40% gesunken. Durch die Kürzung der Unileistungen verliert nicht nur die Bildung im Kanton Basel-Landschaft an Wert, sondern der gesamte Bildungsstandort Basel büsst an Attraktivität ein. Durch diese Entwicklungen wird es zukünftig schwieriger, sich von anderen Universitäten abzugrenzen und Studierende anzuwerben.
Wir, die Schüler*innenorganisationen Basel-Stadt und Basel-Land, sprechen uns entschieden gegen die Kürzungen bei der Bildung aus. Wir solidarisieren uns mit den Studierenden, die wie wir unter dem Spardruck leiden, und denken bei unserem Kampf an die Jahrgänge, die als nächste die Universität besuchen werden. Aufgrund dieser klaren Positionierung für eine nachhaltige Bildungspolitik haben wir zum Protest gegen die Erhöhung der Studiengebühren aufgerufen und uns am vergangene Freitag als Vertretung der gesamten Schüler*innenschaft beider Basel dem Trauerzug angeschlossen. Ausbildung darf nicht vom Portemonnaie abhängig sein! Die Schweiz darf sich bildungspolitisch nicht an schwächeren Nationen orientieren, sondern ist in der Pflicht, diesen hohen Standard zu halten. Als Land ohne Rohstoffvorkommnisse sind wir auf gut ausgebildete Fachkräfte angewiesen, da diese den Staat als nächste Generation mittragen werden.
Der stille Marsch kommt vor der Martinskirche zum Stehen, die Menge teilt sich und bildet ein Spalier. Schulter an Schulter stehen die Trauernden, halten ihre Transparente und warten auf den Festzug. Durch die Menge der Demonstrierenden schlängeln sich JournalistInnen und schiessen Fotos. Die Prozession des Dies Academicus zieht feierlich in Richtung Martinskirche. An der Spitze sind die die Bildungsdirektorin und der Bildungsdirektor der Halbkantone zu erkennen, ihnen folgen die Professorinnen und Professoren. Die Studierenden blicken ernst und prangern den Leistungsabbau mit ihren Plakaten an. In grossen Spiegeln werden die Politikerinnen und Politiker aufgefordert, ihre Entscheidungen zu überdenken. Viele Professorinnen und Professoren nicken den Demonstrierenden im Vorbeigehen dankend zu. Den Schluss des Zuges bilden die Studentenverbindungen, die feierlich singend ihre Fahnen schwingen. Gemächlich ziehen die Feiernden in die Martinskirche ein. Die Türe schliesst sich und Ruhe kehrt ein auf dem Platz. Niemand möchte die Stille durchbrechen. Die VetreterInnen der Vollversammlung erklären den Trauerzug für beendet und spontaner Jubel bricht aus. Die Protestierenden ziehen friedlich durch die Stadt und lassen ihre Parolen erschallen. Aus vielen Kehlen klingt laut und deutlich: “Bildigsabbau – nid mit uns!”
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