Ein Streitgespräch zwischen Ueli Mäder und Markus Somm
von Daniel Fasnacht und Peter Haenger (Bilder: Nu)
Die Schülerinnen und Schüler des Wahlkurses „Auf der Spur der Gerechtigkeit“ organisierten zum Abschluss des Kurses eine Podiumsdiskussion zum Thema „soziale Gerechtigkeit“. Ueli Mäder, emeritierter Professor für Soziologie an der Uni Basel, und Markus Somm, Chefredaktor und Herausgeber der Basler Zeitung, diskutierten engagiert über ihre Vorstellungen von sozialer Gerechtigkeit. Dass das Thema gerade junge Menschen bewegt, zeigte der Andrang am 25. April im Foyer des Gymnasiums: Mehr als 140 Schülerinnen und Schüler verfolgten gespannt das bisweilen hitzig geführte Streitgespräch der beiden Protagonisten.
Lucia Rothen (4MZ), Yannick Meyer (4AL) und Diego Solenthaler (4AL) führten durch das Gespräch, das um die Themenblöcke Bildungs- und Geschlechtergerechtigkeit sowie allgemein um Solidarität und sozialen Ausgleich kreiste. Spezifische Fragen wurden zunächst von Teilnehmenden des Wahlkurses gestellt. Nach etwa einer Stunde hatte das Publikum seinerseits Gelegenheit, ergänzende Fragen zu stellen.
Die Diskussion wurde wie erwartet kontrovers, aber doch bisweilen mit Schalk und durchwegs in gegenseitigem Respekt geführt. Markus Somm vertrat libertäre Positionen, indem er die individuelle Leistung als Mass aller Dinge pries und staatliche Interventionen auf ein Mindestmass reduziert wissen wollte. So behauptete der Chefredaktor der Basler Zeitung beispielsweise, das Umlageverfahren der AHV gleiche einer Art „Schneeballsystem“, welches langfristig an der demografischen Entwicklung scheitern müsse. Besser und gerechter wäre es gewesen, jedem Bürger und jeder Bürgerin seit dem Jahre 1948, als die AHV eingeführt wurde, einmalig und kaufkraftbereinigt 2000 Franken zu schenken, mit der Auflage, sie am Aktienmarkt anzulegen.
Ueli Mäder teilte Somms Marktgläubigkeit keineswegs. Er betonte, dass soziale Gerechtigkeit über gesellschaftliche und staatliche Massnahmen zustande kommen müsse und nicht vom Erfolg am Aktienmarkt abhängen dürfe. Er wies auf die zunehmende Ungleichheit in der Vermögens- und Einkommensverteilung hin und plädierte für die Gesellschaft als Solidargemeinschaft, in der staatliche Eingriffe den nötigen Ausgleich für den gesellschaftlichen Zusammenhalt schafften. Nur wer Solidarität als Ausdruck von ausgleichender Gerechtigkeit erfahren habe, könne sie auch weiter leben. Daher sei es wichtig, so Mäder, den Egotrip zu überwinden, der stets andere in Mitleidenschaft ziehe.
Ueli Mäder und Markus Somm wurden am Ende der Veranstaltung mit einem grossen Applaus – und notabene einem Glas Honig aus den schwindenden Beständen des Gym Muttenz – bedacht. Der Applaus galt auch dem Moderatorenteam, das durch seine überzeugende Leistung brillierte. Das Publikum selber durfte auf jeden Fall einige kontroverse Aussagen und Gedanken zum Thema soziale Gerechtigkeit mitnehmen.
Ein Gedanke zu “Was ist soziale Gerechtigkeit?”
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