von Lucas Linder (Text und Fotos)
„Die Ameisen waren meine Freunde, sie waren das einzig Lebendige, das mich in meiner kärglichen dunklen Zelle umgab.“ So beschreibt Mutang Urud seine Isolationshaft in einem malaysischen Gefängnis. „Seither habe ich nie wieder ein Insekt getötet – ausser Mücken!“ Nicht nur sein Lachen und seine herzliche Ironie ziehen die Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Mittagsveranstaltung sofort in ihren Bann, vor allem auch seine Geschichte bewegt. „Nirgends auf der Welt werden die Wälder schneller zerstört als in Sarawak (Malaysia)!“, rief Mutang als Vertreter der Urvölker Malaysias den Teilnehmenden der ersten UNO Umweltkonferenz in Rio 1992 entgegen und landete dafür im Gefängnis. Nach seiner Freilassung entschloss er sich für ein Exil in Montreal (Kanada). Mehr als 20 Jahre später kehrte er erstmals in seine Heimat zurück. Nebst seiner Familie begleitete ihn auch die damals 23-jährige Umweltwissenschaftlerin Ashley Duong aus dem kanadischen Calgary. „Der Unterschied zwischen einer Filmemacherin und einer Nichtfilmemacherin besteht darin, dass eine Filmemacherin einen Film macht.“ Dem Rat eines Freundes folgend, widmete Ashley ihren Erstlingsfilm „A Time to Swim“ dieser Reise. Es entstand ein berührendes, subtiles Portrait einer Gesellschaft in Bedrängnis. Der exzessive Holzschlag zerstört den Lebensraum der indigenen Bevölkerung und zwingt sie in den Zwiespalt zwischen der Erhaltung der Traditionen und dem Wunsch nach «Fortschritt». Dass der Film funktioniert, zeigt sich an den vielen spannenden Fragen der Schülerinnen an die Gäste im Anschluss an den Film. Vor allem die Frage, wie man die betroffene Urbevölkerung im Kampf um Würde und Landrechte unterstützen kann, beschäftigt viele der Anwesenden. Die beiden Vertreter des Bruno-Manser-Fonds, einer NGO, die sich für die Rechte der Urwaldvölker einsetzt, geben hier gerne Auskunft. Auch nach dem offiziellen Ende der Veranstaltung werden Hände geschüttelt und Mailadressen ausgetauscht. Einmal mehr zeigt, sich wie erfreulich interessiert und engagiert unsere Schülerschaft unterwegs ist. Dies beeindruckt auch Mutang Urud: „Diese spürbare Solidarität der Jugendlichen an eurer Schule gibt mir Kraft, mich weiter für die Anliegen meines Volkes und anderer bedrohter Kulturen einzusetzen.“
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.