Die Teilnehmenden des Wahlkurses “Musical” unter der Leitung von Karolina Kowalska, Christoph Huldi, Franziska Baumgartner und Lex Vögtli haben das Musical “Fame” einstudiert. Es wurde vom 21. bis zum 23. März im Theater Roxy in Birsfelden aufgeführt. In den folgenden Texten von beteiligten Schülerinnen und Schülern aus der Klasse 4MZ können wir einen Blick hinter die Kulissen der Produktion werfen.
Hanna Schlachter: 5-6-7-8
Die Scheinwerfer gehen an, die Show beginnt! Drei Stunden «Fame», das Resultat mehrerer addierter Bereiche, perfektioniert und ausgearbeitet zu einem grossen Ganzen – Puzzleteile, die zusammengesetzt ein Bild ergeben.
Mein Bereich bestand aus den Choreografien. Ich liebe es zu tanzen und tanze selber schon seit mehreren Jahren unterschiedlichste Stilrichtungen. Nun wurde ich beauftragt, für das Musical “Fame” passende Choreografien zu entwickeln und diese anschliessend den anderen Kursteilnehmer*innen beizubringen. Eine ganz neue Aufgabe für mich.
Rund 25 Augenpaare waren auf mich gerichtet. Ich stehe zwar gerne im Zentrum, aber das war mir doch etwas zu viel. Mit einem peinlich berührten Lächeln, Hilfe suchend, stand ich vor meinen Kollegen und Kolleginnen. Drei Meter Abstand, maximal. Erwartungsvolle Blicke, vielleicht auch aufmunternde? Ich tanze vor, Takt für Takt. 5-6-7-8? Hinter mir in einer Reihe folgt die Company meinen Bewegungen. Zum Teil konzentriert, zum Teil weniger. Mir ist klar, dass ich die Truppe manchmal auch genervt habe, 5-6-7-8…, immer wieder dasselbe, 5-6-7-8!, ewig wiederholend. Es gilt, jeden einzelnen Schritt, jede Bewegung zu koordinieren und aufeinander abzustimmen.
Diese Wiederholungen reissen wenige Wochen vor der Premiere alle in eine Krise: «Das schaffen wir nie! Das ist zu kompliziert!» Aber ich glaube, man muss durch genau diese Talsohle hindurch, um auf der anderen Seite eine optimale Choreografie zu erhalten. Das Ziel ist dann erreicht, wenn die Tanzenden sich völlig natürlich bewegen, aufeinander abgestimmt, sodass ein Zuschauer nicht mehr erkennt, dass jede einzelne Bewegung koordiniert und geplant ist: Tiziano schwebt über die Bühne, Silpa bewegt gekonnt ihre Hüften und ich schaue stolz hinter dem Vorhang zu, bis ich selber meinen Auftritt habe.
Tamara Buser: Ms. Greta Bell
Wie spiele ich überzeugend die Rolle einer Ballettlehrerin mittleren Alters an einer «Highschool of Performing Arts», wenn ich doch tatsächlich eine 19-jährige Gymnasiastin ohne jegliche Balletterfahrung bin?
Jeder fühlt sich ganz unterschiedlich in eine Rolle ein. Ich habe im Wahlkurs Musical die Erfahrung machen können, dass man ausschliesslich profitiert, wenn man seine Komfort-Zone verlässt. Denn jeder beginnt einmal am Punkt null, von dem aus man sich weiterentwickeln kann.
So verbrachte ich die ersten zwei Monate der Proben hauptsächlich mit Gangtraining, das meine Haltung und Präsenz verbesserte. Doch mit diesen drei Stunden pro Woche ist die essenzielle Arbeit nicht getan. Ich begann, jeden Tag beim Gang zum Bus auf meine nach hinten durchgedrückten Schultern, den aufgerichteten Kopf, die v-förmige Fussstellung und den angehobenen Brustkorb zu achten.
Diese Haltungen führten dazu, dass ich meine Rolle mit Sicherheit und Überzeugung ausfüllte. Um mich jedoch der Position einer Autoritätsperson zu nähern, in diesem Fall der einer Lehrerin, war ein Perspektivenwechsel nötig. Einen Einblick in den Alltag einer Lehrperson bekommt man als Schülerin täglich, jedoch ist es notwendig, die Persönlichkeit zu erschliessen. So überlegte ich mir für meine Rolle eine ausführliche Lebensgeschichte, die ich mir jedes Mal vor Augen führte, als ich auf der Bühne stand. Ein Besuch einer professionellen Ballettstunde ergänzte die letzten Details, die zur Perfektionierung der Rolle fehlten. Schlussendlich sind es viele kleine Dinge, die die Rolle ausmachen, doch von grösster Bedeutung ist die eigene innere Überzeugung und die Freude, die man dabei hat.
Darius Leu: Bühnenbild und Licht
Wir als Schüler mit Schwerpunkt Bildnerisches Gestalten konnten im dritten Schuljahr im Wahlkurs Musical mitarbeiten. Die Aufgaben rund um Bühne, Kostüme und Requisiten interessierten mich sofort.
Als wir zu Beginn des Schuljahres zum ersten Mal zusammenfanden und anfingen, uns mit dem Musical «Fame» zu befassen, waren wir von unseren Aufgaben beinahe überfordert. Wir hatten eine leere Bühne im Theater Roxy, das Skript zum Musical und eine unermessliche Auswahl an Umsetzungsmöglichkeiten. Wir begannen mit einem Brainstorming und sammelten zahlreiche Ideen.
Als nächstes entwickelten wir ein Modell der Bühne, auf welchem wir mobile Bühnenteile verschieben und so die endgültige Ausrichtung der Elemente anschauen konnten. Jeder Schritt wurde dokumentiert.
Nachdem wir zwei Prototypen erschaffen hatten, stellten wir diese der restlichen Crew vor und bekamen Feedback, welches wir wiederum umsetzten. Zuerst hatten wir die Idee, den gesamten Hintergrund mit einem Backsteinmuster zu füllen, doch dies erwies sich als überladen und verwirrend. Schliesslich einigten wir uns auf eine verputze Wand, welche ein Graffiti zierte. So entstand nach und nach ein festes Konzept für die Bühne, welches es umzusetzen galt. Dafür benötigten wir ein zwölf Meter langes Stoffbanner, welches den Hintergrund des Bühnenbildes bilden sollte. Dieses bemalten wir im Verlauf von mehreren Wochen mit verschiedenen Elementen.
Ehe wir uns versahen, befanden wir uns im Endspurt. Nun galt es, die Bühne im Roxy aufzubauen und ihr den letzten Schliff zu geben. Diese Arbeit zeigte sich als anstrengender als erwartet, da wir nur zu zweit waren und sich immer neue offene Aufgaben fanden. Dennoch schafften wir es, rechtzeitig die Bühne aufzustellen, damit die Generalproben beginnen konnten. Nun war es unsere Aufgabe, bei der Technik mitzuhelfen und alle möglichen Kleinaufgaben zu erledigen, damit die Aufführungen reibungslos ablaufen konnten. Obwohl dieses Projekt gegen Ende relativ stressig wurde, war es eine positive Erfahrung, aus der wir viel gelernt haben.
Silpa Pereppadan: Carmen
Ich bin Carmen Diaz: eine sexy, selbstsichere, temperamentvolle Tänzerin. Doch eigentlich bin ich Silpa Pereppadan: eine Schülerin des Gymnasiums Muttenz, welche sich selten in körperbetonende, sexy Kleider wirft. Eine Person zu spielen, die man überhaupt nicht kennt und die ganz anders ist als mein eigenes Selbst, war meine grösste Herausforderung während dem Wahlfach Musical. Ich hatte wenig Erfahrung im Bereich Schauspiel und wusste nicht, wie ich mich bewegen oder die Sätze betonen sollte.
Als Teil der Musical-Note musste ich im Herbst 2018 einen Aufsatz über Carmen schreiben, welcher mich meinem Charakter näherbringen sollte. Ich überlegte mir, was sie für eine Hintergrundgeschichte haben könnte, worin ihr Verhalten begründet sein könnte, welche Träume sie verfolgt, welche Probleme sie hat und welche Beziehungen sie zu den anderen Figuren pflegt.
Ich habe zum Beispiel herausgearbeitet, dass Carmen in einer Familie mit sechs älteren Geschwistern aufwächst, welche im Arbeitsleben sehr erfolgreich sind. Ihre Eltern richten ihren Fokus auf die Karriere der Geschwister. Aufgrund dieser Situation entwickelt sie einen Aufmerksamkeitsmangel, welcher ihr Leben immens beeinflusst.
In der Schule hingegen sind die Jungs fast schon besessen von ihr. Sie geniesst die Aufmerksamkeit und kann schon bald ohne diese nicht mehr leben. Der Traum von grossem Ruhm ist ein sehr ausschlaggebendes Merkmal an ihrem Charakter. Anfangs blieb ich in meiner Recherche sehr oberflächlich. Mir fiel jedoch auf, dass ich mich viel tiefer in den Charakter versetzten musste, um Carmen gerecht zu werden. Die Tiefe des Charakters konnte dann in jeder kleinsten Reaktion umgesetzt werden.
Nach vielen Analysen und Proben lernte ich auch, dass sich der Charakter der porträtierten Figur während des Musicals aufgrund der Begebenheiten, die sich in ihrem Leben abspielen, ändert. Während dem zweiten Akt zeigte ich dem Publikum, dass Carmen immer mehr verkümmert. Während meinem Solo «In L.A.» bewegte ich zum Beispiel von einer offenen Körperhaltung langsam in eine sehr geschlossene. Nur wenige Bewegungen wie den Bauch umklammern waren dazu nötig.
Ich konnte aus der Arbeit an dieser Rolle unglaublich viel mitnehmen. Mit dieser kreativen Erfahrung, für die ich sehr dankbar bin, werde ich nun meinen weiteren Bildungsweg beschreiten.
Nico Caccivio: Arbeiten mit Musik und Text
Nachdem das Musical ausgewählt und die Rollen verteilt worden waren, konnten wir beginnen unser Material auswendig zu lernen. Dafür hatten wir bis zum Spätherbst Zeit. Bis dahin wurde das englische Skript jedoch mehrere Male leicht verändert, wodurch sich die Schauspieler an neue Texte bzw. Szenen anpassen mussten. Dies war für viele eine anspruchsvolle Herausforderung. Sätze mussten gestrichen werden, kurze Passagen wurden mit längeren ersetzt, ja sogar ganze Teile wurden verschoben. Nach der Probezeit im Chorlager veränderte sich das Skript jedoch nicht mehr gross und die Arbeit an Details konnte gemacht werden.
Dies geschah oft szenenweise, im kleinen Rahmen und unter der Regieanleitung. Gegen Ende März hiess es dann proben im Roxy und die Texte waren vollständig gelernt. Nur noch bei der Aussprache musste von der Regie nachgeholfen werden. Bei manchen war noch das British English aus dem Unterricht präsent, was in Amerika natürlich nicht gesprochen wird. Beim Proben gab es zwar hin und wieder Textpatzer oder Wörter, welche man zum tausendsten Mal falsch ausgesprochen hatte, doch bei den Aufführungen klappte es im Grossen und Ganzen recht gut.
Die Texte waren tief in den Schauspielern verankert. Auch noch lange nach den Aufführungen gab es Keywords im Unterricht, welche die Schauspieler in ihren Charakter schlüpfen liessen. Satzanfänge wie “These are my…“, “I don’t need no…“, oder “I want to make…” führten oft zu spontanen Aufführungen von Szenen oder grossem Gelächter.
Parallel zum Lernen des Textes bekamen die Schauspieler Gesangsunterricht. Ein Probenachmittag sah oft wie folgt aus: Zu Beginn wurde in der Gruppe eingesungen. Darauf folgten Minuten bis Stunden, in denen die Hauptpersonen von einem personalisierten Gesangsunterricht bei Frau Baumgartner profitieren konnten. So wurden Soli zuerst gelernt, dann geübt und zum Schluss in Detailarbeit perfektioniert. Gleichzeitig zum Einzel- oder auch Duounterricht lernte die Company mit der Hilfe von Herrn Huldi die restlichen Songs, welche im Tutti gesungen werden sollten. Ob man neben dem Wahlkurs noch eigene Gesangsstunden nahm, war jedem einzeln überlassen. Auch das Einsingen konnte gegen Ende des Kurses, also vor den Aufführungen, mitgestaltet werden. So konnten alle ihren Körper perfekt auf die Rolle vorbereiten.
Und weil es so gerockt hat, hier noch eine Solo-Einlage von Tiziano Pedrocchi in Bewegung und Ton und darunter noch eine Galerie mit Szenenfotos.
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