
Text: Laura Ackeret und Yara Müller, 3Ea, Bilder: Simone Meier, srf.ch und Isabelle Rösch
Wir, die Klassen 3Ea und 3Eb sind in Zusammenhang mit dem Schulfach Politische Bildung nach Bern gereist, um dort die Sommersession mitzuerleben. Ausserdem hatten wir dort die Möglichkeit, Bundesrat Ueli Maurer (SVP/EFD), Nationalrätin Samira Marti (SP/BL) und den Vizedirektor der eidgenössischen Finanzverwaltung, Martin Walker, zu treffen und mit unseren Fragen zu löchern.
Nicht viele können von sich sagen, dass sie wichtige Politiker*innen des eigenen Landes getroffen haben. Noch spezieller ist es, mit ebendiesen Personen, die man sonst nur aus den Medien kennt, an einem Tisch zu sitzen. Die meisten von uns hatten sich wahrscheinlich auf eher ernste und unpersönliche Gespräche eingestellt. Umso mehr waren wir überrascht, dass wir nicht nur vieles über die aktuellen politischen Herausforderungen in Erfahrungen bringen konnten, sondern auch festgestellt haben, dass man trotz einer wichtigen Position in der Schweizer Regierung bodenständig, kontaktfreudig und humorvoll bleiben kann. So nahm sich Herr Bundesrat Maurer an seinem 14-stündigen Arbeitstag sowohl die Zeit für unser Treffen als auch für das Jubiläumsfest des FC Konolfingen, weil er den Verein seines Wochenwohnorts unterstützen wollte.
Der erste Programmpunkt unserer Exkursion war der Besuch des Finanzdepartements im Bernerhof, wo wir uns mit Herrn Martin Walker über die aktuelle Finanzpolitik der Schweiz unterhielten. Im Bankettsaal haben vor uns schon wichtige Staatschefs wie z.B. der ehemalige russische Präsident Dmitri Medwedew gesessen. Nun waren wir an der Reihe, an diesem Tisch Platz zu nehmen. Herr Walker erklärte uns, dass die Schweiz zurzeit rund 100 Milliarden Franken Schulden hat. Wenn man diese auf die ganze Schweizer Bevölkerung verteilt, kommt man auf ca. 30’000 Franken Schulden pro Kopf, die zu den etwaigen Privatschulden hinzukommen. Wen dieser Betrag überrascht, der wird sich wahrscheinlich glücklich schätzen zu wissen, dass wir, verglichen mit anderen Ländern, einen sehr kleinen Schuldenberg haben, obwohl während der Coronapandemie die Verschuldung gestiegen ist. Die aktuelle Debatte darüber, ob man diese zusätzlichen 20 Milliarden so schnell wie möglich abbauen will oder ob andere Vorhaben priorisiert werden sollen, hat uns gezeigt, dass die Meinungen der Mitarbeitenden der Finanzverwaltung nicht immer vollkommen mit den Plänen des Parlaments übereinstimmen. Überrascht waren wir auch, dass Herr Walker, der täglich mit riesigen Summen jongliert, genau weiss, dass ein Liter Milch im Coop ungefähr CHF 1.80 kostet.

Anschliessend an das Treffen mit Herrn Walker hat die Klasse 3Ea der Sommersession des Nationalrats einen Besuch abgestattet. Auch wenn wir nicht ganz nachvollziehen konnten, worüber die Nationalrät*innen gerade abstimmten, war es interessant, die Parlamentarier*innen in Aktion zu sehen. Leider war die Sitzung mit dem Satz «Geniessen Sie die Mittagspause, die Session ist bis um 15:00 unterbrochen» früher als geplant zu Ende. Während wir darauf warteten, von einem Securitas Mitarbeiter abgeholt zu werden, vertrieben wir uns die Zeit damit, im Gemälde über dem Rednerpult im Nationalratssaal den darin abgebildeten, ziemlich deplatzierten Fisch zu suchen.
Der letzte Termin des Tages führte uns wieder zurück in den Bernerhof. Alle waren gespannt, wie es denn nun sein würde, ein Gespräch mit einem Bundesrat und einer Nationalrätin zu führen. Zu wissen, dass Samira Marti und Ueli Maurer sich trotz vollem Terminkalender eine Stunde für uns Zeit nehmen würden, war an sich schon ein grosses Kompliment. Nebst vielen interessanten Aussagen zur Schweizer Neutralität, dem Ukraine-Krieg oder einer potenziellen Vergrösserung des Bundesrats auf neun Mitglieder, bekamen wir Respekt und Toleranz vorgelebt. Auch wenn die beiden Gesprächspartner aufgrund ihrer unterschiedlichen Parteizugehörigkeit und ihres Amtes nicht immer derselben Meinung waren, haben sie sich nicht gegenseitig die Show gestohlen. Der eine oder andere amüsierte Gesichtsausdruck zur Meinung des anderen blieb uns aber trotzdem nicht verborgen. Wir waren beeindruckt zu sehen, dass es in der hiesigen Politik Platz für unterschiedliche Prioritäten und Meinungen gibt. Denn nur so wird garantiert, dass praktikable und gut vertretbare Lösungen für kommende Herausforderungen gefunden werden können.

Trotz Zeitdruck haben sich die beiden zum Schluss noch die Zeit genommen, mit uns ein Foto zu machen. Von dieser Geste haben wir uns schon ein bisschen geehrt gefühlt. Vielen Dank!
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