Blaumachen, rotsehen, schwarzmalen, grün sein

Ein buntes Treiben herrscht im Foyer des Gymnasiums Muttenz. Grün, grün, grün sind alle unsere Kleider, grün, grün, grün ist alles, was wir haben. Vor lauter Bäumen sehen wir den Wald nicht mehr. Doch da! Ein roter Farbklecks inmitten der Klasse 3MZ. Ist es das Rotkäppchen? Nein es sind Rafete und Noemi, die den Abend mit einem Sketch eröffnen. Ohne das Blaue vom Himmel zu versprechen, kündigt Rafete ein wunderbares, harmonisches, melodisches, musikalisches, akkordeon(isches) Stück an, welches Elina vortragen wird. Ein bunter Haufen sind wir, die 3MZ, und genau so wird auch unser Abend zum Selbstlernsemester (SLS) – vielseitig und aufregend! Das Publikum schwärmt aus, um die künstlerischen Arbeiten zum Thema Metamorphose zu bestaunen und den selbst verfassten Texten der Schülerinnen und Schüler zu lauschen. 
Von Joanna, Lynn und Muriel, Fotos: Daniel Nussbaumer

Ich hoffe doch, niemand hat eine Rot-Grün-Schwäche, denn der Grossteil der Klasse ist Rot und Grün gekleidet. Das Zimmer 07 im Untergeschoss ist geschmückt von unseren BG-SLS-Arbeiten. Auf der linken Seite stehen die verschiedenen Werke auf den Tischen gereiht, auf der rechten Seite keine Tische, sondern Stühle, darauf sitzende Eltern. Gegenüber liegt das Zimmer 09 mit den BG Arbeiten und ihren dazugehörigen Künstler*innen. Von Raphaela und Rafete

Nervös und mit Vorfreude empfangen wir die Besucher*innen im Bildnerischen Gestalten. Im Zimmer verteilt warten die Kunstprojekte auf ihr Vorführung. Menschen strömen in den Raum und werfen erste neugierige Blicke auf die Kunstwerke. Ich begrüsse die Zuschauer*innen und kläre sie über den Verlauf des SLS im Bildnerischen Gestalten auf. Mit Olivia beginnend stellen wir kurz unsere Projekte nacheinander vor. Gespannt und mit grossen Augen folgen die Zuschauer*innen den Vorstellungen. Zu entdecken gibt es vieles, denn unterschiedlicher könnten unsere Projekte nicht sein. Gemaltes und Collagen, Fotografie und Gedichte sowie Animationsfilme gibt es zu bestaunen. Nach den Präsentationen kommt der interaktive Teil, bei dem alle in den während des SLS entstandenen Skizzenbüchern blättern dürfen und wir Präsentierenden mit den Zuschauer*innen ins Gespräch kommen. Danach erfolgt der Wechsel mit den Zuschauer*innen aus dem Deutsch-SLS und das Ganze beginnt noch einmal von vorne. Von Leonie

Meine Hände zittern, als ich das zusammengeknüllte Papier zu öffnen versuche. Eigentlich bin nicht mal so nervös, aber meine Hände juckt diese Information nicht. Sie zittern so fest, dass ich meinen Text nicht einmal ablesen kann. Die verwackelten Buchstaben sind unentzifferbar. Ich lege das Stück Papier auf meinen Schoss. Anstatt in die Menge  zu schauen und dem Publikum die Chance zu erlauben, sich in meine Gefühlswelt zu begeben, schaue ich andauernd nach unten auf meinen Schoss und die schnörkelige Schrift. Mein letzter Satz, mein letztes tiefes Durchatmen; endlich ist meine Zeit im Rampenlicht vorbei. Ich nehme den Applaus entgegen und geselle mich schnurstracks zu den anderen. Jetzt darf ich zuschauen und geniessen. Und geniessen tu ich es sehr. Die vorgelesenen Texte berühren mich alle auf eine unterschiedliche Art und Weise. Sie geben mir einen tieferen Einblick in die Gedankenwelt der Vortragenden, meiner Klassenkamerad*innen, der mir so im Alltag verborgen geblieben wäre. Von Gisele

Noch völlig ausser Atem und zitternd vom Vorlesen setze ich mich wieder auf meinen Platz an der Seite des Raums. Zeit, mich wirklich zu erholen, habe ich aber kaum, denn schon beginnt Maxine ihr erstes Gedicht vorzulesen, nachdem sie eine Triggerwarnung ausgesprochen hat. Der Text dreht sich um Depressionen. Kein Thema, von dem ich sagen kann, mich schon mal ausgiebig damit beschäftigt zu haben. Trotzdem zieht mich der Text, und auch wie Maxine diesen vorliest, völlig in seinen Bann. Ich spüre, wie es mir kalt den Rücken herunter läuft und sich Gänsehaut bildet.

Der zweite Text setzt dem noch so einiges obendrauf. Bei der Vorstellung wird mir schlecht – ich kann ganz schlecht mit fremdem Blut umgehen und schon die detaillierte Beschreibung davon reicht fast. Mit einem sich immer mehr zusammenziehenden Gefühl in der Brust sitze ich da und versuche zu verarbeiten, was da in so schönen und gekonnt aneinandergereihten Worten erzählt wird. „Das Blut so rot, ob es mir droht. Der Fussboden so rot, aber ich bin nicht tot. Alles so rot, aber ich bin nicht tot“, heisst es immer wieder. Der Aufbau mit Strophen und Refrain gibt dem ganzen einen starken Nachdruck und ich sitze einfach da und lasse die Worte auf mich einprasseln. Das Ende überrascht mich, etwas schockiert sitze ich da, bis ich mich wieder fasse und mit dem restlichen Publikum applaudiere. Von Tuula

Ich sitze da, immer noch schwitzige Hände liegen in meinem Schoss. Ich spüre, wie mein Herzschlag runterfährt. Leise höre ich noch das Pochen in meinen Ohren. Mein Auftritt ist nun vorbei. Meine Mitschülerin steht vorne und liest ihren Text vor. Ich konzentriere mich und lasse mich in ihren Text fallen. Das letzte Wort verhallt im Raum und somit ist auch der letzte Text runtergelesen. Die unterschiedlichsten Gefühle durchströmen mich. Ich werde von ihnen getragen. Ich versinke in meinen Gedanken. Denke darüber nach, was meine Mitschüler*innen beschäftigt. Von Maxine

Ich stehe vorne und probiere einen aufmunternden Text vorzutragen, nachdem drei Kolleginnen vor mir stimmungssenkende Texte vorgelesen haben. Die Ironie dabei ist, dass ich selber bei meinem Text Tränen bekomme und eine Pause einlegen muss. „Nicht schon wieder!“, denke ich mir. Die Buchstaben auf meinem Blatt sind verschwommen von meinen Tränen. Doch ich mache normal weiter und füge einige Dad-Jokes hinzu, so dass das Publikum lacht.

Ich sitze auf dem Tisch und höre gespannt zu. Tü-ta-ta-Molekül heisst der nächste Text, tönt interessant. Irgendwo habe ich dieses Wort schonmal gehört, doch wo schon wieder? Ah genau, es war im Chemieunterricht und wie auch in diesem Text die Rede vom Abschweifen ist, kann ich mich nicht mehr erinnern, was genau dieses Wort nun bedeutet. Gleichzeitig hantiert Finn neben mir plötzlich an seinem Tablet herum, er ist als nächstes dran. Doch irgendetwas scheint mir komisch und als ich mich umdrehe, leuchtet auf seinem Bildschirm eine leere Batterie auf. Oje, was machen wir denn jetzt?! Natürlich ist im Moment auch kein Ladekabel vor Ort und alles ist bloss online! Wenn die Technik versagt, sind wir wirklich völlig aufgeschmissen… Schon geht Lynns zweiter Slam Poetry zu Ende, von dem ich wegen der Ablenkung leider nur sehr wenig mitbekommen habe und noch immer haben wir keine Lösung für unser Problem. Glücklicherweise hilft uns Frau Reichel mit einem Ladekabel aus der Patsche und nach kurzer Pause geht es mit dem letzten musikalischen Beitrag von Finn weiter. Was es mit diesem Tü-ta-ta-Molekül nun jedoch auf sich hat, habe ich leider wieder verpasst. Nun ja, es gibt Schlimmeres, vielleicht erhalte ich ja irgendwann nochmals eine Chance. Von Elina

Glücklicherweise verlief der Abend bei nahe reibungslos und ein grösseres Chaos ist auch nicht ausgebrochen. Die einzige kleine Panne des Abends hatte der Beamer des BG-Zimmers, der offenbar noch mehr Lampenfieber hatte als wir Präsentierenden. Leider konnten die BG-Zuschauer*innen der ersten halben Stunde die Präsentation von Frederik nicht auf dem grossen Bildschirm geniessen, sondern mussten sich mit dem kleinen Laptop-Bildschirm begnügen. Da der Beamer kein Bild an die Projektionsfläche werfen wollte. Dies konnte in der zweiten halben Stunde behoben werden und so sehr eindrücklich flackernd auf der Projektionsfläche gezeigt werden. Die übrige Technik an diesem Abend hat funktioniert, und so konnten wir viele der BG-Arbeiten präsentieren. Von Olivia

Der SLS-Abend war richtig flott. Es hatte viele unerwartete Gäste, sogar Frau Reichel, unsere ehemalige Englischlehrerin. An verschiedenen Momenten konnten wir den Eltern unsere Werke präsentieren und dabei unsere Kreativität offen darlegen. Von Frederik


Die folgenden Websites geben einen Einblick in die Textarbeit der Klasse:

Frederik: https://e255646.wixsite.com/slstxt/blog
Gisele: https://giselep22.wixsite.com/giseleplavsic-ch
Leonie: https://e227890.wixsite.com/leonies-wortwelt
Lynn: https://lynnchristener.wixsite.com/lynns-typwriter
Muriel: https://murielhiltmann.wixsite.com/muriels-schreibwerks/start
Noemi: https://upsii2005.wixsite.com/noemi-schreibt
Noémi: https://noemimueller3.wixsite.com/noemistexte
Olivia: https://olivia-21.jimdosite.com/portfolio/
Rafete: https://rafetemamuti6.wixsite.com/meinewebsite