von Christiane Röckl Michel, Scientific Expert Biology Education Novartis (Foto: Nu)
15:30 Uhr im Novartis Schullabor. Die Gymnasialklasse betrachtet die Früchte von sechs Stunden intensiver Laborarbeit. Zwei Schülerinnen nicken sich begeistert zu. Ihre Gruppe hat ein eindeutiges Ergebnis erhalten, das ihre Hypothese bestätigt. Die Mitglieder des zweiten Teams sind geknickt. Ihr Experiment hat nicht geklappt. Ihre Mitschüler vom dritten Team sehen einen Effekt, sind aber verwirrt. Der Befund entspricht nicht ihren Erwartungen und sie wissen nicht, wie sie ihn deuten sollen.
Euphorie, Enttäuschung, Ratlosigkeit: Als Molekularbiologin kenne ich die Gefühle beim Anblick eines Ergebnisses nach wochen- oder monatelanger Arbeit. Gute Wissenschaftler müssen Ausdauer haben und sich bei Rückschlägen wieder motivieren können. Sie dürfen ihr Ziel nicht aus den Augen verlieren und müssen zu dessen termingerechter Erreichung ihr Vorgehen gut planen. Sie sind gezwungen, sich für eine Vorgehensweise zu entscheiden und Verantwortung für ihre Wahl zu übernehmen. Sie müssen aber auch offen für neue Hypothesen sein, wenn ihre Beobachtungen nicht mit den Erwartungen übereinstimmen. Es sind diese „personal skills“, die in der biomedizinischen Forschung tätige Unternehmen wie Novartis bei ihren Mitarbeitern suchen. Gut, wenn solche Fähigkeiten bereits in der Schulzeit erlangt werden. Während der normalen Lektionen haben die Lernenden nicht die Möglichkeit, ihre eigene Fragestellung zu finden, Hypothesen aufzustellen, Experimente zu planen und durchzuführen, Ergebnisse zu interpretieren und in weitere Versuche einfliessen zu lassen. Maturaarbeiten, die wir im Novartis Schullabor auch betreuen, erlauben dies eher, aber auch hier können sich Lernende neben dem normalen Unterricht nur in kurzen Zeitfenstern ihren Themen widmen. Das am Gymnasium Muttenz geplante Selbstlernsemester bietet jungen Nachwuchsforschern die Chance, das naturwissenschaftliche Arbeiten zu üben. Ohne Zweifel werden ihnen diese Erfahrungen bei späteren Forschungsprojekten nützen.
Die Klasse im Schullabor diskutiert inzwischen mit der betreuenden Biochemikerin ihre Resultate. Team 2 weiss nun, woran es gescheitert ist. Team 3 hat Ideen für weitere, klärende Versuche gesammelt und möchte sich gleich an die Arbeit machen. Doch der Labortag ist vorbei.