von Martin Dean (Text), Fotos: Felix Bitterli, Timo Kröner
Etrit Hasler, Veteran und prominenter Vertreter der Schweizerischen Slam-Poetry-Szene, trat am 6. Februar bei uns in der Mittagsveranstaltung auf. Gleich zu Beginn legte der für die seine Sprechgeschwindigkeit (gemessene 270 Worte pro Minute!) berüchtigte St. Galler mit einem Slam los, der Redewendungen aus dem Selbstoptimierungsbereich aufnahm, um sie virtuos gegen turbokapitalistische Lebenslügen zu bürsten. Dabei fand Hasler von Anfang an den richtigen Ton, um sowohl die Herzen als auch den kritischen Verstand von Lehrenden und Lernenden anzusprechen.
In einer Videoeinspielung zeigte er seine Technik, mit hypertrophen Wendungen und sprachlichen Versatzstücken die Absurdität der Migrationspolitik, den latenten Rassismus in uns und das Ausgrenzungspotential der jetzigen Politiker zu entblössen: Sprachkritik als Gesellschaftskritik, mit spitzer Zunge vorgebracht. Aus diesem Text stammt das Zitat aus dem Titel dieses Beitrags. Überraschend war in diesem Zusammenhang sein Hinweis, dass neben vielen anderen auch Schweizer Politiker im rassistischen Pamphlet des Massenmörders Anders Breivik zitiert werden.
Im anschliessenden Gespräch mit Timo Kröner und dem Verfasser beeindruckte der Slampoet mit profunden geschichtlichen Kenntnissen. Auf die Frage, wie das Gymnasium Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund besser und selbstverständlicher einbeziehen könne, verwies er auf die Notwendigkeit, die eigene Lebensgeschichte über Erzählungen der Grosseltern und Ahnen kennenzulernen. Eine originelle, aber wirksame Massnahme, denn schliesslich dürfte fast jeder und jede Einwanderungserzählungen im Familien-Stammbaum finden – wie übrigens auch Etrit Hasler selbst, dessen Vater aus dem Kosovo eingewandert war.
Mit dem Blick auf multiple Identitäten sprach Hasler auch über Fussball, ein Feld, das er kolumnistisch mit Pedro Lenz in der WoZ betreut. In einer Kolumne über das Zusammenspiel von Spielern unterschiedlichster Herkunft in der französischen („black-beure-blanc“) und schweizerischen Nationalmannschaft konnte er den Wandel zu einer offenen, multiethnischen Gesellschaft, deren Spiegel ja die Mannschaften auch sind, aufzeigen. Nur bei der zuletzt gestellten Frage, wie denn der FC Basel die Aufholjagd gegen YB gewinnen könne, musste Etrit Hasler die Antwort schuldig bleiben.
Mit seinem Auftritt indessen bannte und begeisterte er den vollen Saal und dürfte beim einen oder anderen bleibende Erinnerung hinterlassen haben.
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