von Daniel Nussbaumer (Text und Fotos vom Campus) und Flavia Manella (Fotos von der Veranstaltung)
„Wenn Sie eine Kettensäge designen, gehen Sie zuerst in den Wald zum Förster und schauen zu, wie er die Säge anfasst und wie er damit arbeitet.“ Design ist ein Prozess, und wie dieser Prozess abläuft und vor allem wie man sich dazu ausbilden kann, Produkte zu designen, das erfuhren einige Gym- und FMS-Klassen mit Schwerpunkt Kunst in der Präsentation von Nora Dainton, Dozentin für Industrial Design an der Fachhochschule für Gestaltung.
Wer ein Produkt neu gestaltet, muss kreativ Probleme lösen und anders als in gewohnten Bahnen denken können, vor allem aber soll er sich in andere Menschen hineinversetzen können. Der Industriedesigner soll sich nicht in erster Linie selbst verwirklichen, sondern eine Nähmaschine, ein Fahrzeugteil, einen Treppenlift, ein medizinisches Gerät, einen Mülltrennroboter oder den neuen Flaschenhals der WC-Ente so gestalten, dass solche und viele andere Dinge für die Serienproduktion taugen. Detailliert und anschaulich berichtete die Dozentin von der Arbeit einer Industriedesignerin und stellte das Studium an der Fachhochschule auf dem Campus der Künste im Dreispitzareal Münchenstein vor.
In drei Jahren bis zum Bachelor-Abschluss eignen sich die Studierenden fundiertes Wissen und Können in Technik, Design und Produktentwicklung an. Als echte Generalisten arbeiten sie viel mit dem Computer und mit den Händen. Gute Englischkenntnisse sind dabei von Vorteil. Sie experimentieren intensiv mit unterschiedlichsten Materialien und realisieren ihre Produkte mit Einbezug von Nachhaltigkeit, etwa wenn sie „veganes Leder“ herstellen. Die Trinkflasche, die aus sich zersetzenden Materialien besteht und die Natur nicht schädigt, wenn sie nach dem Openair-Festival im Wald liegen bleibt, kann ebenso ein Produkt in der Ausbildung sein wie ein aus rezyklierten Materialien gestrickter Freitag-Schuh oder eine komplett neu designte Bernina-Nähmaschine. Um Letztere zu gestalten, war es übrigens nötig, mehrere alte Nähmaschinen komplett auseinanderzunehmen und „jede Schraube zu verstehen“, wie sich Nora Dainton ausdrückte.
Nach dem bestandenen Bachelor-Examen ist man Industrial Designer. Man kann aber auch anderthalb Jahre weiterstudieren bis zum Master-Abschluss, dessen Relevanz auf dem Arbeitsmarkt immer grösser wird.
Wer eine gymnasiale Matur oder eine Fachmaturität hat, kann sich für die Zulassung zum Studium bewerben. Viele absolvieren zuerst den einjährigen Vorkurs und erarbeiten sich ein Portfolio mit 2D- und 3D-Arbeiten, das sie zur Bewerbung einreichen müssen. Die Dozierenden entscheiden aufgrund der Arbeiten, wer zur Eignungsprüfung zugelassen wird.
Vor der Anmeldung für das Aufnahmeverfahren besteht die Möglichkeit, einen Infotag und sogar einen zweitägigen Workshop zu besuchen, aus dem alle Teilnehmenden ein selbst kreiertes Produkt mit nach Hause nehmen. Wer aber lernen will, wie man ein Ding aus seinem Kern heraus verstehen kann, um es neu zu denken und zu designen, muss die ganze Ausbildung zum Industrial Designer machen. Am grössten Design-Institut der Schweiz im Dreispitz-Areal warten jedes Jahr 35 Plätze auf die besten und motiviertesten Bewerberinnen und Bewerber.
Termine:
Design your World Workshops: Man darf ausprobieren und stellt ein Produkt her. Nur 14 Teilnehmende pro Mal.
20./21. April 2018 (nur noch zwei Plätze frei)
26./27. Oktober 2018
16./17. November 2018
Diplomausstellung: 14.-23. September 2018
19. September, 14. November 2018: alle Studiengänge der HDK
11. Januar 2019: Look Open-Day und Infotag
15. Februar 2019: Anmeldefrist für das Aufnahmeverfahren
Mitte März 2019: Abgabe Portfolio
April 2019: Eignungsprüfungen
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.