Für einmal ersetzt der Garten das Schulzimmer

Kompostwürmer

von Christine Baader mit der 2BZ (Fotos: Selina Meier)

Kompost – Recycling in der Natur

Es ist nicht ganz einfach, das Biologiepraktikum per Fernunterricht durchzuführen. In der Ökologie ist allerdings nicht zwingend eine teure Laborausrüstung erforderlich. Eine Schaufel, nach Möglichkeit ein paar Gefässe, eine Pinzette, eine Lupe und natürlich die eigenen Hände mit oder ohne Handschuhe sind ausreichend. Und schon sind die Forscherinnen und Forscher der 2BZ unterwegs zum Kompost im eigenen oder einem benachbarten Garten, um herauszufinden, wer denn darin so alles lebt und arbeitet.

Bevorzugen bestimmte Lebewesen bestimmte Zonen im Kompost? Wie lässt sich überhaupt beurteilen, wann der Kompost gebrauchsfertig ist? Fördert oder vermindert Kompost die Ausbreitung von Pflanzenkrankheiten? Nebst eigenen Beobachtungen ist ein bisschen Recherche im Internet unumgänglich.

Das häufigste Lebewesen, das Selina, Nils und Laura K. in ihrem Kompost finden konnten, ist der Kompostwurm (Eisenia fetida), ein Verwandter des Regenwurmes, also ein Ringelwurm. Die Quelle https://hypersoil.uni-muenster.de (20.05.20) liefert ihnen wichtige Informationen zu diesem einzigartigen Tier mit einer Körperlänge von 3-13 cm und einer Dicke von 3-4 mm. «Kompostwürmer kommen in der Regel nur in Kompost- oder Dunghaufen vor, denn sie sind eine wärmeliebende Art. Sie fressen pro Tag etwa die Hälfte ihres eigenen Körpergewichtes an verrottenden Pflanzenstoffen und sorgen so intensiv für die Humusbildung. Deshalb werden sie auch gezielt in Komposten angesiedelt. Bei Gefahr sondert der Kompostwurm durch seine Rückenporen tröpfchenweise eine hellgelbe, übelriechende Flüssigkeit ab, deren Gestank ihn vor Fressfeinden schützen soll», notieren die drei in ihren Unterlagen.

Sahana findet in ihrer Probe aus dem oberen Bereich des Komposts zusätzlich zum Kompostwurm Fadenwürmer, Asseln, Rosenkäferlarven, Fliegenlarven, Bodenspinnen, Springschwänze und Doppelfüsser. Laura H. zeigt mögliche Nahrungsbeziehungen im Kompost in einem Nahrungsnetz auf. Der Kompost ist also ein reich besiedeltes Ökosystem.

Kompost Selina Meier

Und wie weiss der Gärtner nun, ob sein Kompost bereits gebrauchsfertig ist? Selina gibt folgende Antwort: «Es gibt jeweils einen offenen und einen geschlossenen Kressetest. Der offene Kressetest gilt mehr als Indikator. Er lässt nämlich nicht immer auf einen pflanzenverträglichen Kompost schliessen. Mit dem geschlossenen Kressetest kann dann die Phytotoxizität, also die Pflanzengiftigkeit des Komposts getestet werden. Da die Pflanzen auch mit Gasen aus toxischen Verbindungen in Berührung kommen, zeigt der geschlossene Kressetest schon eine geringe Toxizität des Komposts an. Die beiden Tests werden also am besten miteinander verglichen. Kresse ist eine gute Pflanze, um eine Toxizität des Komposts festzustellen. Sie reagiert nämlich sehr sensibel auf Veränderungen und Störungen im Substrat.»

Zur wichtigen Frage der Krankheitsübertragung durch Kompost informiert sie wie folgt: «Viele Krankheitserreger wie Pilze, Bakterien oder Viren werden durch den Kompostierungsprozess abgetötet. Dieses Hygienisieren findet während der ersten Phase der Kompostierung statt. Wichtige Parameter dabei sind die Temperatur und die Feuchtigkeit im Kompost. In der späteren Reifungsphase werden keine Krankheitserreger mehr abgetötet.

Jedoch besitzt nicht jeder Kompost die Fähigkeit, Pflanzenkrankheiten effizient zu unterdrücken. Der Hauptschutzmechanismus gegen Pflanzenkrankheiten ist die mikrobielle Aktivität im Kompost.

Für die Unterdrückung verschiedener Krankheiten und Infektionen werden also wahrscheinlich die Mikroben verantwortlich sein. Getestet hat man dies, indem man den Kompost erhitzt und somit die Mikroben im Kompost zerstört hat. Somit wurden auch die hemmenden (suppressiven) Effekte reduziert oder sogar vernichtet.» Als Quelle dient ihr die Website des FIBL (Forschungsinstitut für biologischen Landbau) in Frick (https://shop.fibl.org/chde/mwdownloads/download/link/id/238/ (20.05.20).

Mit einfacher Ausrüstung, aber Interesse, guter Beobachtungsgabe und der Fähigkeit zu recherchieren lassen sich also einige spannende und für Gartenbesitzer nützliche Aspekte des unerwartet reichen Ökosystems Kompost aufdecken.

Kompost