

von Jana Hug (Fotos: Flavia Manella)
Am 14. September hatten drei Klassen die Gelegenheit, an einem Pilotversuch des Vereins discussit.ch teilzunehmen. Discussit.ch ist politisch ausgewogen und organisiert Workshops und Podien mit dem Ziel, junge Menschen für das politische Geschehen in der Schweiz zu sensibilisieren. Auf dem Programm stand ein Workshop zu den beiden Abstimmungsvorlagen vom 26. September und ein Streitgespräch zwischen zwei Baselbieter Politiker:innen.
Gestartet wurde in drei klassenübergreifenden Workshops. In roter Schrift strahlte uns als Erstes das Motto des Morgens entgegen: Politik geht uns alle etwas an! Mit einer kurzen Mahnung zu Respekt begann auch schon die Einführung zur bevorstehenden Diskussion. Am Beispiel der «Ehe für alle» wurden die Methoden zur neutralen Aufbereitung erklärt. Darauf folgte der Auftrag, selbst die Fakten zur «99%-Initiative» zusammenzutragen. In Vierergruppen wurden fleissig Informationen gesammelt und recherchiert. Währenddessen entstanden bereits erste Diskussionen zu den Themen und die Vorfreude auf das folgende Streitgespräch stieg.
Nach einem Austausch unserer Ergebnisse mit den anderen Gruppen und einer kurzen Pause konnte es losgehen. Die Klassen versammelten sich in der Aula, wo schon die beiden Opponenten bereitstanden. Auf der Pro-Seite befand sich Elena Kasper, Co-Präsidentin der JUSO BL, auf der Contra-Seite Florian Spiegel, SVP-Landrat und Präsident der GPK. Geleitet wurde das Streitgespräch von Raffael von Arx vom discussit-Team, der mit Ruhe und Bestimmtheit durch die Themen führte.
Hitzige Debatte
Den Anfang machte Raffael mit dem Referendum «Ehe für alle». Schnell stieg die Spannung, als Frau Kasper die Bemerkungen der SVP zur Vorlage als «heuchlerisch» bezeichnete. Darauf folgte eine angeregte Diskussion über gleiche Rechte, Kinder und Grundsätze. Was zu einer hitzigen Debatte führte, war unter anderem die Samenspende und die Frage, wer darauf Anspruch hat und wer nicht. Argumente flogen von links nach rechts. Dazu kamen einige Fragen aus dem Publikum. Am Ende stand nur eines fest: Ein Ja zur Ehe für alle, aber ein Nein von Florian Spiegel zur Samenspende.
Nach einer kurzen Verschnaufpause warfen sich die beiden Parteien erneut in einen Schlagabtausch. Diesmal zur komplizierteren «99%-Initiative». Diese von der JUSO initiierte Vorlage lag der Repräsentantin eben jener Jungpartei natürlich sehr am Herzen. So waren Frau Kaspers Worte schnell emotional aufgeladen, während ihr Gegenüber seiner ruhigen Art treu blieb. Diese unterschiedliche Darbietung der Argumente und die verschiedenen sprachlichen Ausdrücke machten die Diskussion zu einer extrem spannenden Angelegenheit. Die Volksinitiative, über die nun gesprochen wurde, erforderte einige Eingriffe von Seiten Raffael von Arx’. Die völlig verschiedenen Meinungen machten sich bemerkbar. Während Elena Kasper die «unhaltbaren Ausmasse» der momentanen Situation anprangerte, fand Herr Spiegel: «Wir sind doch heute schon sehr sozial.» Das Streitgespräch spitzte sich zu, als die JUSO-Vertreterin vom erfahreneren Florian Spiegel in die Ecke gedrängt wurde und er ihr vorwarf: «Da sieht man mal wieder, dass die JUSO keine Ahnung von Wirtschaft hat.» Weiter ging es mit der Frage nach Gerechtigkeit, sozialer Ungleichheit, Gewinn für Arbeitnehmer und die Umverteilung des Vermögens. Alles Themen, über die noch lange hätte diskutiert werden können. Doch nach eineinhalb Stunden musste das Event leider zu einem Ende kommen.
Aber zu Ende waren die Diskussionen lange nicht. Auf dem Weg aus der Aula wurden tüchtig weiter Argumente gefunden und verglichen. Der Morgen hat die Freude und das Interesse an Politik geschürt und einigen noch einmal neue Perspektiven gegeben. Die Informationen und verschiedenen Ansichten haben zum Nachdenken angeregt, bei der engagierten Debatte live dabei sein zu können und Fragen zu stellen, hat Spass gemacht.


















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