
Es läuft gerade eine Annexion in den Platanen des Gymnasium Muttenz: Unser Rabenkrähen-Paar, das die letzten Jahre in der Platane vor dem Schulhaus sein Nest hatte und Junge aufzog, kam letztes Jahr schon in Bedrängnis. Da waren es Wacholderdrosseln, die den Rabeneltern das Leben schwer machten. Weil die Wacholderdrosseln Angst um ihre Jungen hatten, flogen sie die Rabenkrähen an und bespritzten sie mit ihrem Kot. Von Felix Bitterli (Text und Titelfoto)
Solch ein Ladung Kot aufs Gefieder, das ist nicht einfach Scheisse, sondern das bedeutet verklebte Federn und somit Fluguntauglichkeit! Als Folge davon sind unsere Rabenkrähen nicht mehr auf den Platanen zu sehen gewesen, nur noch auf den Fahnenstangen auf unserem Schulhausdach.
Aber was ist denn jetzt los? Plötzlich sind da ganz viele Krähen in unseren Platanen. Aber Rabenkrähen errichten doch ein Territorium und vertreiben andere Krähenpaare! Beim näheren Hinschauen sehen wir aber, dass der Neuzugang graue Schnäbel hat, nicht schwarze. Also sind das Saatkrähen, und das sind Kolonien-Brüter.
Im Moment kann man die Rabenkrähen noch sehen. Sie halten sich abseits der andern und sehen gar nicht entspannt aus, während die Saatkrähen zusammensitzen und wohl schon über einen Neststandort diskutieren. Wer weiss, wer bald in der Pause lauter sein wird, unsere Schüler*innen oder die Kakophonie der Saatkrähen.
Nebst allem Ärger, der entstehen könnte, kann es aber auch sehr unterhaltsam sein, den Saatkrähen zuzuschauen, wie sie einander Nistmaterial klauen, streiten, ihre Partner für sich behalten wollen. Da spielen sich Dramen ab, über denen wir Menschen, die wir doch schon so viel weiter entwickelt sind, ganz sicher stehen.
Ich werde oft etwas genervt auf die Saatkrähen-Kolonien angesprochen. Auf mich hat dies eine sehr belustigende Wirkung. Denn als früher die Saatkrähen ihre Kolonien in den Bäumen auf den Feldern auf dem Land gebaut hatten, kamen die Bauern und schossen von unten mit Schrot durch die Nester. Irgend einmal haben die Saatkrähen gemerkt, dass ihnen das in den Städten nicht droht, und begannen sich in den Städten anzusiedeln. So haben wir Menschen, die die Natur kolonialisieren, die Saatkrähen dazu getrieben, unsere Städte zu kolonialisieren.


Bildnachweis: Rabenkrähe (links): image by Alexa from Pixabay, Saatkrähe (rechts): image by sharkolot from Pixabay.
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