Chemiefässer und Regentonnen 

von Ines Siegfried (Video und Fotos: Daniel Nussbaumer)

Wie bringt man Schule und Theater zusammen? Die Theatergruppe Rattenfänger, die seit 1990 ihre Freilichtaufführungen an den verschiedensten Orten der Gemeinde Muttenz inszeniert, hat das Areal des Gymnasiums Muttenz ausgewählt, um den „Volksfeind“ von Henrik Ibsen hier aufzuführen. Und damit ist nicht nur eine Theatergruppe auf unserem Campus angekommen, damit ist auch ein Drama in den Deutschunterricht gelangt, das eher weniger in den Schulen gelesen wird.

Es ist eine besondere Mittagsveranstaltung zur Inszenierung „Ein Volksfeind“ durch die Theatergruppe „Rattenfänger“. Haben doch alle Anwesenden das Stück von Henrik Ibsen im Deutschunterricht gelesen und die Inszenierung besucht, zum Teil auch im strömenden Regen. Und nachdem das Stück 14 Mal beim Hinterausgang des Gymnasiums gespielt wurde, stellt sich der Regisseur Danny Wehrmüller unseren Fragen, begleitet von Natalie Müller und Daniel Fabian aus dem Ensemble.

In dieser Mittagsveranstaltung erfahren wir, dass die Theatergruppe ihren Namen nach ihrem ersten Stück, dem „Rattenfänger“ von Carl Zuckmayer, trägt, ein Name, der aber auch passt, weil es der Gruppe immer wichtig war, den Finger auf offene Wunden zu legen wie heuer auf die Deponie Feldreben, deren unselige Chronologie im Prolog aufgelistet wird und die durch die Chemiefässer auf der Bühne ständig präsent bleibt. Ein aktueller und lokaler Bezug, der überzeugt in diesem ersten Umweltdrama der Weltliteratur. Und auch wenn das 1883 uraufgeführte Drama nichts von seiner Aktualität eingebüsst hat, ist Danny Wehrmüller mit dem Text sehr frei umgegangen, und die Schülerinnen und Schüler waren froh um die modernere Sprache und die Aktualisierung ins Zeitalter der elektronischen Medien, wo der Wandel vom Volksfreund zum Volksfeind durch einen Shitstorm im Internet erfolgt.

Die grösste Änderung hat die Rolle des gemässigten Buchdruckers Aslaksen zur Chefredaktorin und Herausgeberin erfahren, beeindruckend verkörpert durch Natalie Müller. Und als sie zusammen mit Daniel Fabian, der Thomas Stockmann verkörpert, eine Szene aus der Muttenzer Inszenierung spielt, wendet sich das Interesse der SchülerInnen ganz der Schauspielerei zu. Wie wichtig denn die Konzentration sei, gerade bei einer verregneten Aufführung, wie sie sie erlebt hätten? Sie sei sehr wichtig, diese Energie sei Teil des Spiels, das Gegenseitige von Bühne und Publikum, das einen beflügle. Wie lernt man auf eine Rolle? Man müsse sich als Schauspieler mit der Rolle anfreunden, sich durch Bewegung, etwa durch Spaziergänge, die Rolle aneignen. Etwas, das sich aus der Veranstaltung auch in den Alltag der Schüler*innen übertragen liesse.