Grenzen überwinden am Mikrofon

Text von Flavia Manella und SchülerInnen des Kurses, Fotos von Flavia Manella

14 Schülerinnen und Schüler des Gym und der FMS Muttenz haben sich vor den Sommerferien in der Wahlfachwoche mit Radioarbeit im Studio des Radio X beschäftigt. Was dabei herauskam, kann sich lesen und hören lassen.

Leise Musik ertönt im Hintergrund, viel Licht fällt in den grosszügigen Gemenischaftsraum des Radio X-Studios auf dem Dreispitzareal in Basel. Es ist heiss. Die 14 SchülerInnen der Wahlfachwoche ‚Ohrenspitzer – werden Sie RadiojournalistIn!‘ sitzen hochkonzentriert hinter Computern, hören mit Kopfhörern ihre An- und Abmoderationen, schneiden Strassenumfragen zusammen, wählen die aussagekräfigsten Äusserungen Ihrer Interviewpartner aus – und erarbeiten so Ihren Radiobeitrag zum Thema ‚Grenzen – Grenzüberschreitungen‘.

In vier Gruppen aufgeteilt haben sich die RadiojournalistInnen auf Zeit zum ersten Mal während fünf Tagen mit konkreter Radioarbeit auseinandergesetzt. Dazu gehören hitzige Diskussionen zur Themenwahl, hartnäckige Telefonate bei Organisationen, kleine Erfolge bei bekannten Interviewpartnern, unermüdliches Nachfragen in Fussgängerzonen, unerwartete Nervosität während Studioaufnahmen und stundenlanges Zusammenschneiden im Studio. Das Radio-X-Team hat die SchülerInnen dabei konzeptionell und technisch geduldig unterstützt. Wie die SchülerInnen diese Woche erfahren haben, lesen Sie in den folgenden Kurzberichten.

Gruppe 1 – Thema GRENZEN DER GEWALT GEGEN POLIZISTEN

Laura Müller (1ILS), Cyrill Dürr (1AW) und Josia Jourdan (1WE)

Schwitzend betreten wir die Polizeiwache in Liestal. Ein bisschen nervös und unsicher, was uns erwarten würde, gehen wir zum Schalter und fragen nach Herrn Wyss. Wir warten einige Minuten, gehen unsere Interviewfragen nochmals durch. Uns steigt der Geruch von Desinfektionsmittel in die Nase. Die Glastür öffnet sich und Herr Wyss tritt uns entgegen: Wir haben wohl vieles erwartet, aber ganz bestimmt keinen lässig angezogenen Mann, der uns mit einem Lächeln begrüsst. Ohne zu viel Zeit mit Small-Talk zu verbringen, gehen wir ins Innere der Polizeiwache und starten unser Interview.

«Händ Sie schomol erläbt wie sich e Person usfällig oder agressiv gegenüber de Polizei verhalte hät?»

Mit dieser Frage startet unser Beitrag für die RadioX-Sendung. Grenzüberschreitungen im Alltag der Polizei sind nicht nur ein aktuelles Thema, sondern auch ein heikles. Gerade deswegen haben wir uns dieser Aufgabe gestellt, einen zehnminütigen Bericht zu erstellen. Nebst dem Interview vor Ort haben wir auch Studioaufnahmen gemacht und uns im Schneiden der Audiospuren versucht.

Dank der Woche bei RadioX haben wir viele neue Erfahrungen gesammelt: Wir haben gelernt, dass es aufwändig, nervenaufreibend und kreativ ist, einen ansprechenden Radiobeitrag zu gestalten. Schlussendlich können wir ein gelungenes Endprodukt vorweisen und sind zufrieden mit unserer Arbeit.

 

Gruppe 2 – Thema LEISTUNGSGRENZEN IM SPORT

Leandro Saccá (2E), Kaja Arnold (1BM), Alexia Brugger (1BM) und Laura Hasler (1BZ)

Es ist halb drei und wir sind gerade im Studio von RadioX. Durch die Lautsprecher hören wir das typische Telefongeräusch, während wir darauf warten, dass auf der anderen Seite der Leitung Tobias Fankhauser den Anruf entgegennimmt. Die Anspannung ist im Studio deutlich zu spüren und alle waren gebannt, bis schliesslich die erlösenden Worte aus den Lautsprechern dringen: ¨Do isch de Tobias Frankhuser.¨

Wir haben uns in dieser Woche vorgenommen, mehr zu körperlichen und mentalen Grenzen von Sportlern zu erfahrne. Vor allem die Interviews mit dem Thaiboxer Francisco Matos und dem Parathlet Tobias Fankhauser haben uns gefallen. Die Worte von Tobias Fankhauser ¨Wir möchten als Sportler und nicht als Behindertensportler angesehen werden¨ und der Satz von Francisco ¨Wenn der Körper nicht mehr kann, zeigt er das direkt und man muss nicht gross improvisieren¨ haben uns beeindruckt.

Das Highlight der gesamten Woche war, die Interviews selbst durchzuführen und diese dann anschliessend zu schneiden. Wir möchten uns noch ganz herzlich beim Radio-Team bedanken, welches uns durch die Woche begleitet hat.

Einfach war die Aufgabe nicht, da wir mit etwas Neuem konfrontiert wurden. Aber die Herausforderungen haben wir mit Freude angenommen. Wir hoffen, dass wir diese Herausforderungen gut gemeistert haben. Eines haben wir gelernt: Man darf und sollte an seine Grenzen gehen, aber dennoch immer auf seinen Körper hören.

Gruppe 3 – Thema KULTURGRENZEN

Deborah Bertoli (1AW) und Samuel Fröhle (1AW) und Moritz Essling (1Wb)

Basel ist warm. Besonders bei 36° im Schatten. Wir, Deborah, Samuel und Moritz, stehen an einer Ecke in der Freien Strasse. Für unser Unterthema „Kulturgrenzen“ möchten wir einige Meinungen aus der Basler Bevölkerung einfangen, wofür wir uns vorgenommen haben, eine Strassenumfrage durchzuführen. Wir waren zwar mehrfach gewarnt worden – dass es schwierig ist, Leute davon zu überzeugen, ein paar Antworten in ein Mikro zu sprechen, hatten wir trotzdem nicht erwartet. Nach einiger Zeit erbarmt sich dann aber doch eine junge Frau, sie heisst Anne und ist mit ihrer Mutter unterwegs. Wir können ihr ohne Probleme unsere Fragen stellen. Sie antwortet ehrlich und unverblümt. Ein bisschen mehr Ehrlichkeit und ein bisschen weniger Leute, die abwinken, bevor sie wissen, worum es geht: Das wäre super. Ist natürlich klar, dass die Umfrage weiter nicht so reibungslos verläuft. Immerhin treffen wir noch eine weitere Bekannte, die wir interviewen dürfen, dann ist wieder relativ lange nichts. Genau genommen ca. zwanzig Minuten. Nach diesen zwanzig Minuten nähert sich uns der Jackpot, ohne dass wir es wissen. Er kommt nämlich in Gestalt des Regierungsrates Hans-Peter Wessels mit dem Velo die Strasse herauf. Trotz einer gewissen Dosis Politikinteresse erkennt ihn niemand von uns. Wir freuen uns natürlich, denn dieser Erfolg macht die Warterei in der Hitze gewissermassen wett. „Das Erlernen der Sprache ist der Schlüssel, um Kulturgrenzen, Grenzen der Integration zu überwinden“, können wir Herrn Wessels hier zitieren. Dies ist auch eine seiner Äusserungen, die es in unseren Radiobeitrag über kulturelle Grenzen geschafft haben. Die lehrreichste Erfahrung, die wir in dieser Woche gemacht haben, ist, dass es wesentlich härter ist, so etwas zu planen und umzusetzen, als man denkt. Trotzdem hat es durchaus Spass gemacht, einmal diese Erfahrung zu machen. Wir bedanken uns bei RadioX und unserem Lehrerteam für diese Möglichkeit.

Gruppe 4 – Thema FINANZIELLE GRENZEN IN FUSSBALLTRANSFERS

Lucas Mah (1WE), Luka Putnik (1ILS) und Levin Winkler (1WE)

Wir, Lucas, Luka und Levin, stehen im Schatten vor der St. Jakobshalle, ganz in der Nähe der Spielstätte des grossen FC Basel. Man hört gerade das Tram losfahren, während wir Leute suchen, die sich unseren Fragen stellen. Wir haben die Absicht, Passanten zum Thema finanzielle Grenzen im Profifussball zu befragen und ihre Meinung dazu zu erfahren. Ausserdem möchten wir gerne eine Expertenstimme zu diesem Thema einfangen, weshalb wir ein Interview mit Nadine Böni, der Torhüterin beim FC Basel Frauen, führen. Da vielen die riesigen Summen, die zwischen den grossen Vereinen hin- und hertransferiert werden, nicht bekannt sind, informieren wir die Leute zuerst. Einige reagieren empört auf diese astronomischen Zahlen. «120 Millione für ei so Männli, das isch jo schizophren», sagt die 91- jährige Hildegard über den kürzlich erfolgten Wechsel vom Jungstar Joao Felix, der den meisten bisher völlig unbekannt war. Ebenfalls lassen viele die grossen Differenzen zwischen den Gehältern von Männern und Frauen im Fussball nicht unberührt. So gibt es zum Beispiel in der Schweiz keine Profifussballerinnen, wie uns Nadine Böni mitteilt. Während dieser Woche erfahren wir, wie klar die Meinungen der Leute – ob Fan oder nicht – zum Thema Fussball tatsächlich sind. Abschliessend können wir sagen, dass wir die Meinung der meisten Leute teilen. Die Summen im Profifussball steigen ins Unermessliche. Wir sind froh, dass wir uns für dieses Projekt entschieden haben, weil wir einen spannenden Einblick in die Arbeit als Radiojournalist bekommen und den versteckten Aufwand hinter einer Radiosendung in Erfahrung gebracht haben.

Die fertige Sendung können Sie aufrufen, wenn Sie auf das Radio-X-Signet klicken: