von Lourdes Queipo-Rosa und Marianne Thiessen (Fotos: Lourdes)
Gemeinsam für eine Welt, in der alle genug zum Leben haben! So lautet das Motto der grossen ökumenischen Kampagne von „Brot für alle, Fastenopfer und Partner sein“, von der auch das Gymnasium Muttenz in einer Mittagsveranstaltung profitieren konnte.
Gemeinsam mit der Übersetzerin Katharina Börlin nahm uns Gabriela Tejada auf eine lange Reise in ihr Heimatland mit. Ganz ohne Flugzeug reisten wir in ein weit entferntes Land: Honduras, ein Land mit einem angenehmen Temperaturjahresmittel von 25 Grad, schönen touristischen Attraktionen wie den Mayaruinen, malerischen Sandstränden am Pazifischen und am Atlantischen Ozean und grossem Naturreichtum. Doch auch hier ist nicht alles so gut, wie es scheint. Von der Bevölkerung leben 65 Prozent unter der Armutsgrenze. Von den 65 Prozent leiden 44 Prozent unter extremer Armut. In der Politik gibt es eine grosse Instabilität. Manipulationen bei Wahlen und Korruption sind verbreitet. Proteste gehören fast schon zum Alltag. Bauern – vor allem Kleinbauern – wehren sich gegen das Monsantogesetz, welches ihnen viele Probleme bereitet.
Mittendrin lebt Gabriela Tejada. Mit ihrer Familie wohnt sie in Tegucigalpa, der Hauptstadt Honduras. Gabriela ist seit zehn Jahren Mitglied und Verantwortliche der hiesigen Organisation ANAFAE (Koalition zur Förderung der Agrarökologie), welche aus kleineren Bauernorganisationen und NGOs zusammengesetzt ist. Im ganzen Land verteilt, aber doch mit der gleichen Vision zur Förderung von Agrarökologie und Ernährungssouveränität, arbeitet ANAFAE, um das Leben der Bevölkerung zu verbessern.
Anhand von Bildern in der Power-Point Präsentation gewährte uns Gabriela einen Einblick in ihre Arbeit im Süden von Honduras. Als Agronomie-Absolventin gibt sie ihr Wissen mit Hilfe von Workshops und Schulungen an Kleinbauern und Indigene weiter. Sie organisiert viele Weiterbildungen. Ihr Ziele sind eine vermehrt ökologische Landwirtschaft und Biodiversität. Bauern werden informiert, wie sie ihr Land am besten urbar machen, wie sie ihr Saatgut unabhängig von Monsanto aus eigenen Sorten gewinnen und wie sie die Ergebnisse ihrer Landwirtschaft bearbeiten können. Gabriela begleitet die Bauern und hilft ihnen, das Gelernte in die Praxis umzusetzen.
Auf unserer Reise lernen wir Orfilia kennen. Mit ihrem Mann bewirtschaftet sie einen kleinen Bauernhof. Auf ihrem Land wachsen hauptsächlich Bohnen und Mais für den Eigenbedarf, aber auch für den Verkauf auf dem Dorfmarkt. Uns wurde bewusst, dass das nicht selbstverständlich ist, denn wie in vielen lateinamerikanischen Ländern ist der Mann, wie uns Gabriela berichtet, „muy machista“. Die Frau hat üblicherweise ihren Platz zuhause bei den Kindern und ist zuständig für die Hausarbeit. Sie hat zudem fast keine sozialen Kontakte. Dies änderte sich bei Orfilia mit ihrem Beitritt in den Dorfmarkt. Durch den Verkauf ihrer Landwirtschaftsprodukte braucht sie nun keine Angst um ihre Existenz zu haben, da sie ein fixes Einkommen hat. Heute sind Orfilia und ihr Mann sehr froh um die Unterstützung von ANAFAE.
Weiter geht’s zu Cristiano. Er ist ein engagierter junger Mann. Schon seit seiner Jugend arbeitet er mit seinen Eltern und seinen acht Geschwistern viel in der Natur auf den „Bergen“ Honduras. So lernte er die Natur zu achten und zu schätzen. Heute arbeitet er in einer Unterorganisation von ANAFAE in seinem Dorf und erklärt den Menschen die Wichtigkeit der Naturerhaltung und die Wichtigkeit des Bauern für die Gesellschaft. Bei sich zuhause hat er Zuckerrüben, Kaffee, Bohnen, Mais und anderes angepflanzt. Mit einer Zuckerrohrpresse, genannt „trapiche“, gewinnt er zusammen mit seinem Vater die süsse, zähe Flüssigkeit der Zuckerrohrpflanze. Diese braucht er meist als Süssstoff, geniesst sie aber auch gerne einfach nur so.
In den ländlichen Regionen Honduras‘ ist es aufgrund der vielen neuen Regeln und Auflagen für die Bauern schwer, sich über Wasser zu halten. Feliciano ist Sohn einer Bauernfamilie. Durch ANAFAE lernte er, wie man kostengünstig und effizient Ackerbau betreibt. Er hat sich mit Hilfe von ANAFAE ein Netzwerk unter Bauern aufgebaut, welche untereinander Samen austauschen, die sie in Konfitürengläser weitergeben. Denn das 2012 in Honduras eingeführte Monsanto-Gesetz besagt, dass die Pflanzen, die bei Monsanto gekauft werden, jedes Jahr neu gekauft werden müssen. Das Verwenden der neu geernteten Samen ist untersagt! Das ist sehr teuer und treibt viele Bauern in den Ruin. Gegen dieses Gesetz wehrt sich auch Feliciano. Er ist oft an Protesten und beteiligt sich aktiv an dem Geschehen. Protestieren in Honduras kann jedoch gefährlich sein. Das Militär und die Polizei greifen nicht selten zu Tränengas und härteren Mitteln. Bei politischen und allgemein grösseren Protesten kamen insgesamt 38 Menschen ums Leben. Dennoch kämpfen Gabriela sowie Feliciano für ihre Rechte und haben auch nicht vor aufzugeben.
In dieser eindrücklichen und sehr informativen Reise durch Honduras haben wir viel über die Menschen in dem Land, über „gewisse Politiker“ und über die allgemeine Situation erfahren. Wir sind Gabriela Tejada sehr dankbar für ihre wertvolle Arbeit und wünschen ihr beim Abschied alles Gute für die Organisation, dass sie ihrem Ziel immer näher kommt und dass ein Wandel bemerkbar wird.
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