von Eva Oberli (Text) und Gina Pelosi (Fotos)
Bereits zum dritten Mal fand am letzten Freitag die RockNight der Gymnasien in der Pratteler Konzertfabrik Z7 statt. Vier Schulbands der Gymnasien Muttenz, Liestal und Münchenstein haben gespielt, gesungen, geliefert. Zu hören gab es unterschiedlichste musikalische Darbietungen und eine ganz besondere Entstehungsgeschichte.
Das Tschilpen eines Rotkehlchens und der Duft von wildem Bärlauch erfüllt die Luft, als gegen sieben Uhr die ersten Besucher*innen an der Konzerthalle ankommen. Der laue Abend lässt die meisten zuerst noch ein wenig draussen verweilen, bevor sie in das kühle Innere der schwarzgestrichenen Fabrikhalle eintauchen.
Pünktlich um 19:20 Uhr springt «dr Moderator» Maurice, seines Zeichens der König der Flachwitze, auf die Bühne und begrüsst die 50 frühen Vögel, die den Weg ins Z7 bereits gefunden haben und gespannt auf die erste Darbietung warten. Den Anfang macht die Band Exit 27. Zur Musik, erzeugt von zwei Gitarren, einem Keyboard, einem Bass und einem Schlagzeug, singt Tanisha in eigenen Liedern unter anderem über noch nicht ganz vergangene Liebe und ihre Spanischkenntnisse. Es sind aber auch Coverversionen von bekannten Titeln wie «Should I stay or should I go» dabei. Die sechs Musiker*innen halten kurze Absprachen, kommunizieren über Blicke, Grinsen, Handschläge. Mit einem Strahlen auf dem Gesicht und unter dem Applaus der Zuschauer verlassen sie nach dem letzten Song dann auch die Bühne und mischen sich ebenfalls unters Publikum.
Nach einer halbstündigen Umbauphase steht der Auftritt des Nesthäkchens des Abends an: Douche Canoe spielt heute im zarten Alter von vier Monaten ihr zweites Konzert überhaupt. Die vierköpfige Band kommt vom Gymnasium Liestal und hat sich von dort auch gleich die eigene Fangemeinde mitgebracht. Voller Begeisterung hüpfen die Liestaler im Takt mit und halten liebevoll gestaltete Plakate mit der Aufschrift DOUCHE CANOE in die Höhe. Ein Schlagzeug, zwei Gitarren, ein Bass und eine tiefe Stimme tragen Titel mit Namen wie Casual Hopes, Kiss Meoder Lost vor. Die Lieder sind laut, durchdringend und tragen gleichzeitig eine gewisse Melancholie in die Menge. Zwischendurch gibts Gitarrensoli, Wasser für Sänger Simon und ein verspätetes Happy Birthday für «dä bleichi Bueb do vorne im Publikum».
Um 20:45 ist Halbzeit.
Marius Hurni alias DJ Maroo, der bereits seit drei Jahren wöchentlich durch die Clubszene Basels zieht, übernimmt den 20-minütigen Block. Gekonnt lässt er die unterschiedlichsten Musikstile verschmelzen und erzeugt damit eine lockere, wohlige Atmosphäre, die den ganzen Raum füllt. Die Schüler*innen tanzen und singen aus voller Kehle die Refrains mit. Die Chrampfer*innen vom STAFF stossen auf den Abend und die getane Arbeit an. Und die Lehrer schiessen mit der Spiegelreflex Spiegelselfies.
Gegen Viertel vor zehn Uhr kündigt „dr Moderator“ euphorisch die dritte Gruppe an: die Münchensteiner Band MadeByK vom «besten Gymnasium des Kantons». Acht Leute stehen zu Beginn im blauen Scheinwerferlicht, während des Auftritts aber verschwindet immer mal wieder jemand: Luana (Sängerin im Gymi-Muttenz-Kammerchor – dem Besten des Kantons) und Jean Luc wechseln sich mit dem Singen ab und sorgen damit von Lied zu Lied für Stimmen- und Positionswechsel. Neben den fliegenden Singenden unterhalten auch die Musiker*innen der Band auf eine ganz besondere Weise: MadeByK kombiniert Cello und Geige mit Schlagzeug, Keys und Saxophon, Mundart-Rap mit englischen Hooks, pfeifende Mikro-Rückkoppelungen mit Szenenapplaus. Die Band macht enorm Stimmung und erntet dafür jubelnden Beifall.
Die Zeit zwischen den Auftritten gibt dem Publikum Gelegenheit zu Rauchpause, Toilettengang und Verpflegung, bietet aber auch Raum für Gespräche. So erfahren wir von einem Muttenzer Gymi-Lehrer, wie es überhaupt zu dem Event RockNightkam: Stefan Schraudolf war vor Jahren mit einer Klasse im Lager auf Sardinien. Als einige Schüler*innen sich abends zum gemeinsamen Musikzieren zusammensetzten, war die Köchin des Hauses so begeistert, dass sie mit der Klasse einen Deal aushandelte: Sie würde sich fortan extra viel Mühe beim Kochen geben, wenn sie dafür den Musiker*innen bei ihren Jam-Sessions zuhören dürfe. Diese positive Resonanz auf die Darbietungen einer Schulband inspirierte Schraudolf dazu, eine Veranstaltung zu organisieren, die eben solchen jungen Gruppen eine Bühne bot. Seit der ersten Ausgabe hat die RockNightschon einige Veränderungen durchlebt. Der Veranstaltungsort wurde von Basel, wo sie die ersten Jahre im Sommer Casino stattfand, nach Pratteln verlegt und auch die Organisation ging in die Hände der Schüler*innenschaft über. So war es dieses Jahr schon zum dritten Mal alleinig das Werk von Hauptchrampferin Julie von Büren und den vereinten Schülerorganisationen Liestal, Münchenstein und Muttenz, die das Konzert auf die Beine stellten und erfolgreich durchführten. Gleich geblieben sei jedoch die Freude der auftretenden Bands und der Zuhörenden, die auch heute wieder zu spüren ist. Und auch heute geht es eigentlich zu schnell vorbei, es ist bereits Zeit für den letzten Auftritt:
Die fünf jungen Männer von Blue Carpet greifen zu den Instrumenten. Sie treten heute in abgeänderter Zusammensetzung auf: Bandmitglied Aaron verbringt zurzeit ein halbes Jahr in China, seinen Part an der Trompete übernimmt Jonas Schweizer. Blue Carpet ist als einzige Gruppe des Abends rein instrumental. Gesang vermisst man aber auch nicht, denn die Choreos der Bläser Damian und Jonas, umherfliegende Drumsticks und Publikumsinteraktionen reichen völlig aus, um die Zuschauer*innen zu begeistern.
Kurz nach elf Uhr ist es vorbei. Die blauen, roten und lilafarbenen Bühnenstrahler sind gelöscht, die Becher ausgetrunken, die Snapchat-Stories gemacht. Während die Chrampfer*innen sich zum letzten Job des Abends, dem «Fötzele», versammeln, lehrt sich die Halle ziemlich rasch. Nur die wenigsten der 300 Erschienenen sind zu Fuss oder mit dem Fahrrad da. Alle anderen sprinten los, um ihren Zug noch zu erwischen.
Das Industriegebiet liegt dunkel und ruhig in der nächtlichen Frühlingsluft. Nur in den Baumwipfeln zwitschert noch immer irgendwo das Rotkehlchen, das bei den dröhnenden 90 Dezibel aus dem Z7 noch gar nicht zur Ruhe kam. Es tschilpt unbeirrt weiter vor sich hin und verabschiedet die Konzertbesucher*innen mit einem letzten Lied in die Nacht.
Zum Schluss und sozusagen als „Making of“ hier noch die Akteure der Reportage, gesehen von Daniel Nussbaumers Kamera:
Ein Gedanke zu “Rock im Z7 dank einer Köchin aus Sardinien”
Die Kommentarfunktion ist geschlossen.