
von Andrea Weckbecker (Foto: Nu)
Menschen haben Rechte. Das Recht, von Geburt an gleich und frei zu sein. Das Recht, vor Diskriminierung geschützt zu sein. Das Recht auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit. Das Recht auf Bildung. Genau diesen und weiteren Menschenrechten haben wir uns am 15. November 2018 am Gymnasium Muttenz gewidmet. Und zwar die ganze Schule – von den Schüler*innen, den Lehrer*innen bis hin zum nicht unterrichtenden Personal. Einen solchen Tag hat es an unserem Gymnasium noch nie gegeben.
Am 10. Dezember 1948 verabschiedete die Generalversammlung der UNO die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte. Für manch einen und eine in der Schweiz ist die Bedeutung der Menschenrechte in Vergessenheit geraten, denn die Werte, die dadurch geschützt werden, sind für die grosse Mehrheit der Schweizer*innen eine Selbstverständlichkeit geworden. Jedoch ist es nicht für alle so, sei es in der Schweiz, in Europa oder auf der ganzen Welt. Menschenhandel, moderne Sklaverei, Verfolgung, sexuelle Gewalt und Folter sind für Millionen von Menschen auf unserer Erde eine Realität. Eine Realität, die wir zwar tagtäglich in den Nachrichten sehen können, die aber in der Regel eine Realität der Anderen ist und fernab von unserem Alltag passiert.
Umso wichtiger ist es, dass wir uns als Gesellschaft die Menschenrechte in Erinnerung rufen und uns damit auseinandersetzen. Genau dies war das Ziel des Organisationskomitees des Menschenrechtstages 2018, bestehend aus Seraina Gartmann, Regina Bandi und mir.
Die Planung des Tages begann bereits im März 2018. Als UNESCO-zertifiziertes Gymnasium haben wir überlegt, wie wir den Tag gestalten, wen wir einladen und wie wir die Teilnehmer*innen erreichen und berühren können. Nach den Sommerferien ging es dann Schlag auf Schlag: Anfragen an verschiedene Organisationen und Experten wurden verschickt und der zeitliche Ablauf der einzelnen Aktivitäten festlegt – ein aufwendiges Unterfangen bei fast 800 Schüler*innen und einem Kollegium von 100 Lehrpersonen.
Es war uns wichtig, eine möglichst breite Palette an geeigneten und spannenden Themen anzubieten, um die verschiedenen Interessen unserer Schüler*innen abzudecken. Eine Vielzahl an Schweizer und internationalen Organisationen waren an diesem Tag im Schulhaus präsent: Amnesty International, Public Eye, Act 212, Iamaneh, das Eidgenössische Departement für Auswärtige Angelegenheiten, das Schweizerische Rote Kreuz, Anyway Basel und trafficking.ch.
Workshops zu Themen wie ‚Roma in der Schweiz und in Europa – Klischee und Wirklichkeit‘ oder ‚Gender, Gewalt und Geschlechtergerechtigkeit‘ wurden angeboten. Neben den vielseitigen Workshops gab es für die Schüler und Schülerinnen die Möglichkeit, eine Theateraufführung zur Ausschaffungshaft im Bässlergut anzusehen, eine Podiumsdiskussion zu ‚Menschenrechtsverletzungen vor unseren Augen‘ zu besuchen oder gar an einem von ehemaligen Obdachlosen geführten Stadtrundgang teilzunehmen.
Von den Workshop-Leitenden haben wir im Nachhinein viel Positives über unsere Schüler*innen und ihr Engagement gehört. So erhielten wir z.B. folgende Mail: „Für mich war das so schön zu sehen, die Interaktionen zwischen Geflüchteten und Schüler*innen. Die Schüler*innenhaben das super gemacht und verdienen sich ein grosses Lob.“
Viele unserer Schüler*innen haben ihre Eindrücke zum Tag auf farbigem Papier festhalten und am Ende des Tages in eine Urne einwerfen können. Darunter fanden sich prägnante Aussagen wie „Mensch = Mensch“ oder „Menschenrechte statt rechte Menschen“, aber auch nachdenklichere wie „Bildung ist das mächtigste Mittel, um die Welt zu verändern“ oder „Ich habe das Problem, mein Handyladekabel zu finden…andere haben das Problem, lebendig aus dem Gefängnis zu kommen“.
Einige Monate sind nun vergangen. Geblieben ist ein Tag, an den wir uns gerne zurückerinnern. Ein Tag, der mit viel Zeitaufwand und Herzblut zustande kam. Ein Tag, der bis heute nachwirkt: Sei es eine Schülerin, die ihre Eindrücke aus einem Workshop in ein Unterrichtsthema miteinbringt; ein Schüler, der von einem Workshop so berührt war, dass er seine Maturarbeit darüber schreiben möchte; eine Gruppe von Schülerinnen, die sich dazu entschlossen haben, einen Mittagstisch mit Geflüchteten zu organisieren.
Die Menschenrechte sind bei den Schüler*innen angekommen.
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