Von leisen und behäbigen und von schnellen und raffinierten Jägern

Auch wenn Schüler:innen Ella auf dem Arm tragen, um das Gewicht zu schätzen, lässt sich die Uhudame nicht aus der Ruhe bringen. Vertrauensvoll stecken einige Schüler:innen jeweils ihre Hände in den Handschuh, auf dem Ella sitzt. Kaum wissend, dass sie mit einer Griffkraft von rund 800kg unglaublich stark zudrücken könnte.

Sie ist nicht schnell, die Uhudame. Mit 20km/h jagt sie eher gemächlich, doch praktisch geräuschlos fliegt sie durch die Dämmerung und auch nachts. Sie würde nicht davor zurückschrecken, einen Habicht vom Ast zu pflücken. Raffiniert ist sie nicht sehr bei ihrer Jagd, sie vertraut eher ihrer guten Sehkraft und ihrem fantastischen Gehör.

Die schnellen Jäger
Im Gegensatz zum Uhu sind Wüstenbussarde schon schneller. Innert Sekunden können sie bis zu 65kmh erreichen.
Benjamin Greger-Smith hat auch einen Wanderfalken. Entdeckt dieser Beute, fällt er mit über 320kmh aus dem Himmel und erzeugt dabei ein Geräusch wie reissendes Papier. Der Falke kann im Sturzflug innerhalb von Sekunden die Flugbahn ändern und der Beute den Weg abschneiden. Der Falke musste aber an diesem Tag zu Hause bleiben. Habichte und Falken haben härtere Federn und kriegen schneller ein defektes Gefieder. Die Wüstenbussarde dagegen haben biegsame Federn und sind auch nicht ganz so überdrehte Jäger wie die Habichte, die sich in ihrer latent nervösen Jagd viel schneller verletzen.

Der Wüstenbussard und die gymnasialen Saatkrähen
Der Falkner lässt den Wüstenbussard durch das Foyer fliegen. Was würde wohl passieren, wenn der Bussard die Saatkrähen-Kolonie draussen vor dem Gymnasium entdecken würde? Greger-Smith erklärt, dass der Bussard von Nest zu Nest fliegen und sich gut verpflegen würde, danach würde er den Kopf unter den Flügel strecken und schlafen. Der Falkner müsste also bis zum nächsten Tag warten, bis er wieder auf ihn reagieren würde. Da die Saatkrähen zurzeit in Schonzeit sind, würde das für den Falkner zusätzlich richtig Probleme geben.

Ungewöhnlicher Landeort
Während der Wüstenbussard im Foyer des Gymnasiums von einem Arm zum nächsten fliegt, sucht er sich einen Landeplatz aus, den sich der Falkner eigentlich nicht ausgesucht hat. Er landete auf dem ausgestreckten Arm des Biologielehrers Beat Ardüser, der gerade am Filmen ist. Da Herr Ardüser aber kein Futter auf dem Arm liegen hat, zieht der Bussard direkt weiter. Sobald er auf dem richtigen Arm mit dem Futter landet, schirmt er das Futter direkt ab, damit es andere Greifvögel nicht sehen können. Wenn Greifvögel etwas erjagen, geben sie das in der Regel nicht mehr frei. Jedoch existiert im Hirn der Greifvögel nur das, was sie sehen. Deckt der Falkner ein paar Sekunden seine Beute ab, existiert diese nicht mehr für den Vogel und er lässt sie los.

Greifvögel gegen Tauben und Krähen
Doch wozu dient die Falknerei heute? Bei den weiten Flächen von Flugplätzen gibt es immer wieder Vögel, die sich dort niederlassen wollen, dies kann aber bei landenden Flugzeugen grosse Schäden und auch zu lebensgefährlichen Situationen führen. Um diese Vögel zu vertreiben, kommen auch Greifvögel vom Falkner zum Einsatz. Auch bei alten Gebäuden, die unter dem aggressiven Taubenkot leiden, oder bei Baustellen, in denen nistende Tauben nicht erwünscht sind, werden die Dienste einer Falknerei in Anspruch genommen.
Bei Krähen wird die gängige Taktik aber ein wenig schwieriger:
Biobauern möchten ihre Aussaat auf den Äckern vor den Krähenschwärmen schützen. Die Krähen sind aber äusserst intelligent. Wenn der Falkner eintrifft, schicken sie einen kleinen Trupp zu der Ecke, wo der Falkner bereitsteht. Dieser Krähentrupp lenkt den Greifvogel des Falkners ab. Der Grossteil des Schwarmes versammelt sich dann aber am anderen Ende des Feldes und schlägt sich den Bauch mit der Saat voll.