Die Klimapolitik im Gesundheitswesen

Von der Klimakrise sind wir alle betroffen. Wie viel Verantwortung dabei das Gesundheitswesen trägt und wie die Politik dazu steht, erfahren Sie in diesem Bericht.

Text und Bilder von Lilly Borkholz (F3a) und Cleo Gysin (F3d)
[Der Text ist im Rahmen eines PA-Kurses an der FMS entstanden. Die Schüler:innen haben die Veranstaltung selbst gewählt und stellen hier ihre Sicht darauf vor.]

Das Gesundheitswesen verursacht besonders in wohlhabenden Ländern eine grosse Klimabelastung. Durch den extrem hohen Energieverbrauch der Geräte, die grosse Menge an Abfall, die entsteht, aufgrund der hohen Hygienevorschriften und auch anderer Faktoren wie beispielsweise Food Waste in der Gastronomie schneidet das Gesundheitswesen insgesamt schlechter ab als der Flugverkehr. Um mehr über das Thema zu erfahren, besuchten wir am 19. März einen Vortrag über Nachhaltigkeit im Spitalalltag, der im Rahmen der Sustainability Week Basel an der Universität Basel stattfand. Die Redner*innen waren Dr. Christian Abshagen, Leiter der Fachstelle Nachhaltigkeit im Universitätsspital, Sarah Näther, die Managerin Healthcare Consulting bei PwC und Dr. Med. Tobias Heye, der leitende Arzt der Radiologie am Universitätsspital Basel. Auf den Vortrag folgte eine Diskussion, bei der Lösungsansätze diskutiert und Fragen über die Zusammenarbeit mit der Politik gestellt wurden. Anwesend waren bei dem Vortag überwiegend Menschen, die Medizin studieren oder im Gesundheitswesen arbeiten. Der Hörsaal war nicht ganz voll, doch etwa 30 Zuhörer*innen waren anwesend. Somit konnte zum Schluss auch eine lebhafte Diskussion entstehen.

Politische Ansichten

Was sagt die Politik? Diese Frage wurde bei der Diskussion gestellt. Tatsächlich ist es sehr schwierig, zusammen an einem Strang zu ziehen, weil es mehrere Parteien gibt, die verschiedene Interessen vertreten. Es gibt die Industrien wie z.B. die Medikamentenhersteller, die Spitäler selbst sowie die Politik. In der Politik ist der Klimaschutz schon lange ein grosses Thema. Auch die Schweiz gehört zu den Ländern, die sich im Übereinkommen von Paris dafür verpflichtet haben, zum Klimaschutz beizutragen. Dabei wurden auch Ziele festgelegt, die man erreichen will, wie zum Beispiel, dass die globale Erwärmung nicht über zwei Grad Celsius gehen darf. Um Ziele wie solche zu erreichen, muss in vielen Bereichen auf mehr Nachhaltigkeit geachtet werden. Einer dieser Bereiche ist das Gesundheitssystem. In der Politik setzt sich besonders die Grüne Partei für den Klimaschutz ein. Christophe Clivaz, ein Politiker der Grünen Partei, reichte 2022 eine Initiative für ein nachhaltiges Gesundheitssystem im Nationalrat ein. Er wies darauf hin, dass die Klimakrise nahe mit der Gesundheit einer Bevölkerung zusammenhängt. Deshalb ruft er dazu auf, die Bevölkerung auf den Zusammenhang zwischen Klimakrise und öffentlicher Gesundheit zu sensibilisieren. Ausserdem stellt sich die Frage, wie der Bundesrat die Spitäler zu mehr Nachhaltigkeit auffordern will, sei es durch finanzielle Anreize oder gesetzliche Vorschriften. Die Begründungen des Bundesrats basierten auf dem Positionspapier des Vorstands der Schweizerischen Akademie der medizinischen Wissenschaften mit dem Titel „Umweltbewusste Gesundheitsversorgung der Schweiz“. In diesem wird ebenfalls darauf hingewiesen, dass das Gesundheitssystem in der Schweiz für mehr als 7 % der nationalen Emissionen verantwortlich ist. Daraufhin hat der Bundesrat eine Stellungnahme veröffentlicht. Er teilt die Ansicht, dass die Nachhaltigkeit im Schweizer Gesundheitssystem verbessert werden müsse und er unterstützt auch die vorgeschlagenen Lösungsansätze, die im Positionspapier der Schweizerischen Akademie der medizinischen Wissenschaften festgehalten wurden. Basierend auf bestehenden Gesetzen sagt der Bundesrat, dass die Organisation und die Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung jedoch Aufgaben des Kantons seien. 

Nachhaltige Lösungen 

Dr. Med. Thomas Heye zeigte uns im Vortrag auf, dass einiges bereits umgesetzt werde, damit man den Spitalalltag nachhaltiger gestalten kann. So werde beispielsweise immer mehr versucht, Operationsinstrumente zu recyclen und mehr auf wiederverwendbare Materialien zu setzen. Ebenfalls würden sehr schädliche Narkosegase, welche gefährliche Treibhausgase verursachen, verboten. Und um die Wasserverschmutzung durch Arzneimittel zu verringern, führte man zusätzliche Reinigungsstufen bei der Abwasserreinigung ein. So werden die Auswirkungen der ausgeschiedenen Medikamente auf die Umwelt und auf die Menschen stark verringert. Um Strom zu sparen, setzt man auch beim Transport an und schaut, dass bei einer Lieferung nicht der ganze Transporter gekühlt wird, sondern nur die Medikamente und Lieferungen, bei denen es wirklich nötig ist. Um Food Waste zu vermeiden, wird in vielen Spitälern nach Portionsgrössen gefragt. Wie man sieht, gibt es bereits viele Initiativen, um das Problem in Angriff zu nehmen und so haben viele Spitäler ihre individuellen Strategien und Lösungen, um dem Klimawandel entgegenzuwirken. Mit solchen Initiativen gab es schon grosse Erfolge. 

Unsere Position

Uns waren vor dem Besuch die schlimmen Auswirkungen des Gesundheitssystems auf das Klima absolut nicht bewusst. Wir beide finden eine gute Klimapolitik wichtig und achten auf die Umwelt. Deswegen sind wir der Meinung, dass diese Klimapolitik auch noch mehr gefördert werden kann, besonders in solch grossen Bereichen wie dem Gesundheitssystem. Dort machen schon kleine Aufwände eine grosse Verbesserung. Beispielsweise werden in vielen Spitälern die Röntgen-, MRT- und CT-Geräte nicht abgestellt, dabei ist den meisten nicht bewusst, wie viel Energie diese verbrauchen und dass man riesige Mengen an Energie und Geld sparen würde, wenn man nur diese Geräte und die Computer im Spital ausschalten würde. Ein MRI-Gerät beispielsweise braucht 26-mal so viel Energie wie ein durchschnittlicher Schweizer Familienhaushalt. Da solch kleine Dinge schon so Grosses bewirken können, sind wir zuversichtlich, dass, wenn man solche Kampagnen für ein nachhaltiges Gesundheitssystem genug fördert, viele Emissionen eingespart werden können. 

Fazit

Einmal mehr ist uns klar geworden, dass die Klimakrise sehr präsent und aktuell ist und die Auslöser überall sind. Von dem Vortrag können wir neue Kenntnisse über das Thema mitnehmen und ein Bewusstsein dafür bekommen. Es ist wichtig, dass wir auf die Umwelt achten und versuchen, klimafreundlich zu leben und dass uns auch bewusst ist, dass ein Krankenhausaufenthalt, Medikamenteneinnahmen und Radiologiegeräte klimaschädigend sind und wir sie nur beanspruchen sollten, wenn es tatsächlich nötig ist. Falls jemand später sogar im Gesundheitswesen arbeiten will, dann denkt daran, die Geräte auszuschalten, Abfall zu verringern und den Arbeitsalltag so umweltfreundlich wie möglich zu gestalten.